deren auch zwei sein, oder es kann fehlen und statt seiner nur eine Stelle an der Zapfenspitze sich
finden, wo das Chitin stark verdünnt ist. Der dicke Zapfen stellt nur eine Erhebung der Pühlerwand
dar, bestimmt, das Sinnesorgan möglichst frei in die Luft ragen zu lassen; man sieht dies daran, dass
die zierliche Skulptur der Fühleroberfläche sich häufig auf den Zapfen fortsetzt, und so diesen als
einen ihr angehörigen Teil erkennen lässt.
Die kleinen Sinnesorgane auf diesen Endzapfen sind insofern ganz interessante Organe, als
sie sehr variabel sind und eben in den häufig stattfindenden Variationen das Prinzip an den Tag
kommen lassen, welches ihrer Organisation zu Grunde liegt. Ich drücke mich hier teleologisch aus,
um Weitschweifigkeiten zu vermeiden; ich hoffe nicht missverstanden zu werden: Das Ende des
Zapfens ist eine irgendwie geformte Membran von äusserster Dünne, welche den Zweck hat, das
Nervenendorgan in möglichst nahe Beziehung zur Luft und deren Beimengungen zu setzen. Die dünne
Stelle musste aber wegen ihrer Zartheit einen Schutz gegen gröbere Einflüsse, vor allem gegen mechanische
Berührung erhalten. Das konnte durch überragende Schutzhaare geschehen, oder der Zapfen
selbst konnte eine diesem Zwecke entsprechende Gestalt annehmen.
In den nebenstehenden Figuren a—k habe ich
einige Formen solcher Zapfen skizziert, wie sie teils bei
verschiedenen Arten, teils bei verschiedenen Individuen,
oft aber auch an den verschiedenen Gliedern e in e s
Fühlers gefunden werden, c, d, e, k (f) sind schon durch
die überragende Chitinzacken des Zapfens genügend geschützt,
die anderen bedürfen der Schutzhaare. Bei Acherontia atropos findet man Zapfen von der Form a,
überragt von langen starken Schutzhaaren. Es b e s te h t also b e i d ie sen Organen, wie den
R ie c h o rg a n e n d e r I n s e k t e n ü b e rh a u p t, das P rin c ip , ein mit e in e r ganz dünnen
C h itin d e ck e b e k le id e te s N e rv en en d o rg an d e r L u ft möglichst a u s z u s e tz e n , d ab e i
a b e r gegen m e ch an is ch e I n s u lte doch g e s c h ü tz t zu halten.
Ich will hier gleich hinzufügen, dass ich auch durch eine ungezwungene Hypothese erklären
zu können glaube, in welcher Weise die Kegel der Endzapfen und die Grubenkegel sich in die Thätig-
keit des Riechens teilen. Ich v e rm u te , dass die G ru b en k eg e l als Riech Werkzeuge
h a u p ts ä c h lic h n u r dann in T h ä tig k e it t r e t e n , wenn das I n s e k t f lie g t, die Endz
a p fe n a b e r d a n e b e n auch in der Ruhe. Die Grubenkegel liegen oft so tief unter der Oberfläche,
nur durch eine enge Mündung mit der Luft in Berührung, dass n ic h t bewegte L u ft schwerlich
die etwa in ihr enthaltenen Gerüche genügend rasch und reichlich zu den Kegeln tragen wird.
Man betrachte in dieser Hinsicht Grubenkegel von der Form der Fig. 117 b. So wie aber das Insekt
fliegt, wird die Luft und werden mit ihr die Gerüche schon viel leichter in die Gruben eindringen.
Vollends aber, wenn die Fühler selbst in vibrierender Bewegung sind, wie bei Sphingiden, bei welchen
jeder Teil des Körpers vibriert, solange das Tier fliegt, dann werden die Bedingungen für Eindringen
der Gerüche in die Gruben sehr günstige sein. In noch erhöhtem Masse gilt das Gesagte für die
zusammengesetzten Gruben der Dipteren, welche wegen ihrer engen Mündung zum Riechen in der
Ruhe geradezu unbrauchbar scheinen. Da ist es nun interessant, dass gerade bei den hier in Betracht
kommenden zwei Insektenfamilien (Lepidopteren und Musciden) das Experiment eine hochgradige Unempfindlichkeit
gegen vorgehaltenen Riechstoffe nachweist, während wir nach der Lebensweise der
Tiere annehmen müssen, dass ihr Riechvermögen fein entwickelt ist. Dies erklärt sich am einfachsten
daraus, dass wir meistens nur mit dem ruhig sitzenden Tiere experimentieren können. So wie aber
das Tier läuft oder gar fliegt, werden die vorher für das Eindringen der Gerüche ungünstigen Bedingungen
günstiger gestaltet, und das Tier riecht jetzt viel feiner.
Bei anderen Familien tritt dies weniger zu Tage, da bei ihnen (Käfer, Hymenopteren) die
Kegel, überhaupt die Riechorgane, entweder auf der Fläche stehen, oder doch die Gruben nicht diese
Enge und Tiefe erreichen, wie bei Schmetterlingen und Fliegen. Doch wird auch bei jenen anderen
Familien das Fliegen die Feinheit des Riechvermögens erhöhen, und von einigen Insektenarten ist
ja bekannt, wie sie willkürlich ihre Fühler lebhaft vibrieren lassen, wahrscheinlich um so die daran
befindlichen Organe ausgiebiger mit der Luft in Berührung zu bringen (Pompiliden, Ichneumoniden)
Ganz besonders thun sie dies, wenn sie einen Geruchseindruck bekommen haben, und diesen nun
genauer prüfen wollen. Den Lepidopteren und Dipteren fehlt das Hilfsmittel des aktiven Vibrierens.
Diese Vibrationsbewegungen der Wespen sind zu vergleichen dem Schnüffeln der Säugetiere, mit
dem U n te r s c h ie d e n u r, dass d ie s e die L u ft a k tiv gegen ih r R ie c h o rg a n bewegen,
während die I n s e k te n ih r R iechorgan gegen d ie L u ft b ew e g e n .1) Dass dies auch
möglich ist, haben diejenigen Forscher nicht bedacht, welche forderten, das Riechorgan der Insekten
müsse so gelegen sein, dass das Tier aktiv die Luft durch einen Saugapparat darüber hinstreichen
lassen könne. So gelangte Wolff zur Überzeugung, sein „Riechorgan“ am Gaumen der Biene
verdiene diesen Namen allein, weil nur hier ein geeigneter Luftzug durch einen von ihm entdeckten
Pumpmechanismus hergestellt werde. Und viele andere Forscher, von Lehmann (174) an bis auf
G. Jo s e p h (150) suchten mit denselben Überlegungen das Riechorgan an den Atemöffnungen des
Hinterleibes.
Kehren wir zurück zu den Riechorganen der Schmetterlinge, so erübrigt es noch, über die
T a g f a lte r einiges mitzuteilen. Die Grubenkegel sind hier auf einen verhältnismässig kleinen Teil
des Fühlers beschränkt, wie man aus dem Übersichtsquerschnitte Fig. 105 sieht. Dafür fehlen sie
aber auch, wie erwähnt, denjenigen Gliedern nicht, welche den „Stiel“ des Fühlerknopfes bilden. Die
Stelle, welche die Gruben trägt, ist immer rinnenförmig flach eingesenkt, so dass bei manchen Arten
der Fühlerquerschnitt nierenförmig wird (Pieris, Rhodocerct). Bei Vanessa urticae und V. Jo laufen
zwei solche Rinnen den ganzen Fühler entlang.
Die Fig. 34 und 117 zeigen Grubenkegel in starker Vergrösserung, zugleich sieht man, dass
bei verschiedenen Arten die Kegel und Gruben ganz charakteristisch unterschieden sind. Dass jedoch auch
bei einem Individuum die Form wechseln kann, zeigt die Nebeneinanderstellung von Fig. 117 a, b und c.
Mit ein paar Worten muss ich noch der eigentümlichen opaken Masse gedenken, welche den
Querschnitten der Fühler ein so sonderbares Aussehen giebt. L ey d ig hat dieselbe zuerst besprochen,
vom Ra th hat jene Stelle dannu nrichtig zitiert. Er sagt (pg. 433) : „Bei den Tagfaltern wird die Untersuchung
bedeutend dadurch erschwert, dass der Kolben der Antenne mit eigentümlichen Konkrementen
erfüllt ist, welche schon von T re v ir a n u s erwähnt wurden ; dieselben sind, wie L eydig mit teilt, von
S ch lo ssb e rg e r als Harnsäurekristalle erkannt worden.“ In Wirklichkeit sagt Leydig, die Masse
löse sich in Essigsäure unter schwacher Gasentwicklung, und danach scheiden sich aus der Lösung
Kristalle aus, welche als Harnsäure erkannt seien. Danach würde das Konkrement selbst keine Harnsäure
sein können, sondern vielleicht ein Urat.
*) Vergleiche M o q u in -T a n d o n (212): Chez la plupart des Vertébrés il résulte de la situation de l ’organ
olfactif au devant de l'appareil respiratoire, que les molécules odorantes arrivent â la membrane pituitaire, portées par
le courant de l ’inspiration; chez les Gastéropodes, au contraire, c’est l ’organ olfactif qui va au-devant des molécules
odorantes.