die Oberfläche erhobene, ringsum geschlossene Chitinröhre, die der Fühleroberfläche der Länge nach
fest aufliegt, und nur durch einen runden Porenkanal (p.) in der Mitte des Gebildes mit dem Fühlerinneren
kommuniziert. Die Röhrenwandung erscheint durchaus starr . . . . Ru 1 and vermag
daher nicht einzusehen, „wie das ganze, augenscheinlich starre Gebilde als Schall percipierender Apparat
funktionieren könne.“ Er hält nämlich sonst die Porenplatten für Hörorgane. lbdlia cultellator würde
sich R u lan d ’s Anschauungen günstiger erwiesen haben, denn bei dieser Gallwespe sind die Porenplatten
ganz so gebaut, wie sie R u la n d von Opilion abbildet. Sehr zahlreiche Porenplatten sind
neben gewöhnlichen Fühlhaaren die einzigen Sinnesorgane der Fühler an lbdlia, und es steht somit
in Beziehung auf diese Organe Ibalia den Schlupfwespen, Braconiden und Evaneiden nahe. Den eigentümlichen
Anblick, den das Fühlerendglied von lbdlia gewährt, suche ich in Fig. 28 wiederzugeben.
Die zahlreichen Porenplatten stehen dicht gedrängt beisammen, Kegel fehlen gänzlich. Auch
bei den Gynipiden fand ich nur Porenplatten.
Die Braconiden.
Yon diesen untersuchte ich die Fühler zahleicher kleiner Arten, welche ich nicht bestimmt
habe. Ich fand nur P o re n p la tte n . Die durchsichtigen und dünnen Antennen lassen sich, in
Balsam eingelegt, so gut untersuchen, dass man etwa vorhandene Kegel sicher sehen müsste. Ich
fand jedoch keinen.
Recht charakteristisch ist es, dass bei diesen kleinen, ungefähr 3 mm langen Tieren die Porenplatten
dieselbe Länge haben, wie bei dem fast 10 mal grösseren Ophion luteus. Man findet bei den
Hautsinnesorganen der Insekten häufig, dass dieselben nicht im gleichen Verhältnis wie die Gesamtgrösse
des Tieres wachsen und abnehmen, sondern annähernd konstant bleiben. Grossem Wechsel
unterliegt dagegen die Zahl der einzelnen Organe. So finden wir auch bei den Braconiden von
ihren grossen Porenplatten auf einem Fühlergliede oft nur 3—5 Stück vor. Dadurch erhalten die
Fühler dieser Tiere ein von denjenigen der grösseren Ichneumoniden durchaus verschiedenes Ansehen
(Fig. 29 und 30).
Die Evaneiden.
Diese wie die vorige Familie ist von den, bisherigen Untersuchern nicht berücksichtigt. Ich
fand bei Foenus affectator cf zahlreiche Porenplatten, auffallend dicke Haare, keine Kegel.
Die Schlupfwespen.
Die Schlupfwespen bieten in unserer Frage ein ganz besonderes Interesse. Ihre Fähigkeit,
die in der Tiefe versteckten Opfer, in welche sie ihre Eier legen, zu entdecken und zu erkennen, ob
schon eine andere Schlupfwespe ein Ei in dieselben gelegt hat, wird jetzt wohl allgemein dem Geruchssinne
zugeschrieben, nicht mehr wie früher dem Gehör. Allbekannt sind die „spürenden“, vibrierenden
Bewegungen der Fühler dieser Wespen. Ein Zweifel darüber, dass ihre Fühler Sitz eines feinen Riechvermögens
sind, kann nicht mehr bestehen.
Ich habe anatomisch eine grosse Zahl von Ichneumoniden untersucht, und zwar folgende
Arten: Ichneumon culpator, I.fusorius, I.luctatorius, I. albipictus, Ambly te le s infractorius, Ophion
luteus, Tryphon elongator, Tr. (sp. ?),■ Trogus exdltatorius, M e so lep tu s (sp. ?), Gryptus tarso-
leucus, Gr. perspicillator, Gr. Sponsor, Gr. (sp. ?), JRhyssa persuasoria.
Die Fig. 104 stellt einen Übersiehtsquerschnitt durch einen Fühler von Gryptus dar, woraus
die Verteilung von Porenplatten (e) und Kegeln (f) gut zu ersehen ist. Ein Drittel der Peripherie
entbehrt aller Sinnesorgane mit Ausnahme einiger Fühlhaare. Die Porenplatten sind in der Längsrichtung
des Fühlers langgestreckt, sind aber nicht, wie H a u s e r meinte, offene Spalten, sondern bestehen
bei Gryptus aus einer länglichen, dem Fühler aufliegenden Hohlrinne mit dicken Seitenwänden
und einem ganz dünnen (nach aussen gekehrten) Boden. Diese Verhältnisse erkennt man am besten
an Fühlerquerschnitten; Fig. 110 a giebt das Bild einer Porenplatte auf einem solchen, in starker
Vergrösserung. Die wulstförmig verdickten Wände der Rinne, welch letztere sich nach dem Fühlerinneren
öffnet, lassen zwischen sich nur einen engen Spalt, der sich dann nach aussen wieder erweitert,
um schliesslich von einer äusserst zarten Membran abgeschlossen zu werden. Dies ist das Bild bei
mittlerer Einstellung des Mikroskopes; senkt oder hebt man aber den Tubus desselben so weit, bis
eines der Enden der Porenplatten in die von der Immersionslinse beherrschte Ebene fällt, so erhält man
ein Bild wie Fig. 116 b. Die Wülste auf beiden Seitenwänden der Rinne hören also offenbar gegen die
beiden Enden derselben auf, und die Wand wird hier von einer nur mässig dünnen Membran gebildet.
Im Gegensätze zu Polistes und Vespa erhebt sich die Rinne direkt von der Fühleroberfläche,
ist also nicht wie dort in eine Einsenkung des Fühlers eingebettet. Stets ist sie dagegen von Schutzborsten
überragt, welche sie an Höhe um das Doppelte übertreffen (Fig. 116 c).
Die Kegel von Gryptus sind wie die vieler anderer Ichneumoniden hakenförmig gestaltet
(Fig. 115). Die Spitze ist der Fühlerspitze zugewendet. Das Chitin ist gelb und ziemlich dick, nur
die nach aussen gekehrte Fläche ist ganz dünn, wie sowohl Längs- als Querschnitt zeigen. Der Porenkanal
ist nicht zylindrisch, sondern hat elliptischen Querschnitt, erscheint daher in Fig. 115 weiter als
in Fig. 114. Der Kegel sitzt ihm nicht genau zentral auf, sondern sitzt proximal-exzentrisch (Fig. 115).
Der übrige Teil des Porenkanals muss somit von dem Basalteile des Kegels abgeschlossen werden,
welcher auch hier sich intensiv mit Hämatoxylin färbt.
Ähnliche Porenplatten wie die oben beschriebenen schildert L e y d i g von Ichneumon, Ephialtcs,
Ophion nach Flächenbildern, R u lan d von Ophion.
Bei Ichneumon fand ich die Kegel kurz und gedrungen, ebenfalls ein wenig der Fühlerspitze
zugebogen, an der stumpfen Endigung ganz zartwandig. Sie sind in grösser Zahl vorhanden.
Form und Anordnung der Kegel und Porenplatten ist fast für jede einzelne Art eigentümlich. Auch
zwischen Männchen und Weibchen der gleichen Art finden sich oft beträchtliche Unterschiede namentlich
in der Zahl der Kegel.
Die Frage, welche der Antennalsinnesorgane der Schlupfwespen dem Geruchssinne als Organe
dienen, darf, wie ich glaube, jetzt mit Bestimmtheit dahin beantwortet werden, dass sich K eg e l
und P o r e n p la tte n in d ie s e F u n k tio n te ile n . Die Braco n id en , ohnehin nur durch unwesentliche
Merkmale von den Ic h n e um o n id e n abgetrennt, besitzen, soweit ich sie untersucht habe,
nur Porenplatten; ihre Lebensweise verlangt einen feinen Geruchssinn, und wir können daher keine
andere Annahme machen, als dass die Porenplatten Riechwerkzeuge sind. Dasselbe trifft für die
Gallwespen zu. Von den Ichneumoniden besitzen einige gar keine oder fast gar keine Kegel, so z. B.
Ophion luteus an den langen Fühlern des Männchens. Bei diesem vermisste ich Kegel durchaus, ebenso
bei Physsa persuasoria. Von der hochgradigen chemischen Reizbarkeit dieser Fühler habe ich mich
■überzeugt und trage daher kein Bedenken, sie Riechorgane zu nennen. Das Weibchen von Ophion