
Das Postnotum ist mit dem Metaphragma (Fig. 1, Mphr) aus paarigen Skleriten zu einem einheitlichen
Gebilde verschmolzen. Beide sollen nach W e b e r wie das Praephragma aus slderitalen
Bildungen der Intersegmentalmembranen hervorgegangen sein. Bei Macroj)us ist der Mittelteil des
Postnotum als zwei große ovale Chitinplatten mit einer kurz bemessenen Membran an das Scutellum
gebunden. Sie sind die Ansatzstellen des Musculus medianus und liegen zur Hälfte bereits unter dem
Tergit des ersten Abdominalsegmentes (siehe Taf. I, Fig. 1) und sind nur schwach einwäTts gebogen.
Seitlich hängt jederseits ein freier Ast des Metaphragma herab (Insertionsstelle des Muse. lat. post.).
Hierzu kommt ein seitlicher, gegabelter Fortsatz (Fig. 1, PNot), dessen kürzerer Ast zum großen
Stigma zieht und dieses bogenförmig umfaßt, während der längere gerade Ast unter dem Schnabelfortsatz
des hinteren Flügelgesimses liegt.
Wird das am Scutellum gelenkende Postnotum vom Medianus nach unten vorn gezogen, so hebt
der große laterale Ast das Flügelgesimse empor, bis es bei der maximalen Hebung senkrecht zur
Körperebene steht. Mit diesem Befund, der sich aus der Abbildung deutlich ergibt, stimmt m. E. nicht
überein, was H. W e b e r (1924, S. 61) sagt: Seitlich geht das Postnotum „hinter dem Flügel zur Pleura
hinab und berührt das Epimerum. Mit dem Flügel steht es also in keiner Beziehung, typisch ist die
Berührung m it dem Epimerum, die häufig späterhin zu einer Verwachsung (Lepidoptera) oder Gelenkbildung
(Coleoptera) führt“.
c ) D i e P l e u r e n (Taf. I, Fig. 1, Taf. II, Fig. 3 u. 5).
Die Seitenplatten zeigen eine deutliche Scheidung in Episternum (EpSt), Epimerum (Epm) und
Parapleuren (Ppl). Letztere sind den Coleopteren eigentümlich. Die Pleuren, vermutlich entstanden
aus einer ursprünglich einheitlichen Versteifung der Flankenmembran (siehe Kapitel: Die Entdifferenzierung
des Metathorax, S. 37), sind von außen zweigeteilt durch eine fast horizontale Nahtfalte,
die nach innen den Pleuralkamm (Fig. 1, PIKa, Pleuralleiste H .W e b e r , Epimeralkamm S t e l l -
w a a g) bildet.
Das größere Stück, das Episternum, ruht auf dem Sternum, auf dessen rinnenartiger Oberkante
es gelenkt. Es verbreitert sich von hinten nach vorn und trägt vorn oben den knorrigen, glatten, vorn
in einen Dorn ausgezogenen Sperrgelenkkopf (Spko S t e i l w a a g , Episternalgelenkplatte bei
Gryllus und Hymenopteren V o ß und H. W e b e r , praeparapterum S n o d g r a s s , paraptere
A u d o u i n , osselet de pronation A m a n s). Während die Episternalplatte bei Gryllus auf dem
weichen, oberen Band des Episternum liegt, ist sie bei den Coleopteren mit dem Episternum verwachsen.
Sperrkopf und Vorderrand des Flügels sind durch eine sehnige Membran verbunden. Auf
der Innenseite ist der Sperrkopf ausgehöhlt und trägt auf seinem Stamm den großen Sehnennapf eines
Pleuralmuskels (Muse, extensor alae ant.). Die Aufgabe des Sperrkopf es besteht darin, sich beim
Falten des Flügels zwischen die erste Vorderrandader und die untere Apophyse der zweiten zu schieben
und so den Flügel in seiner Lage zu sichern (Taf. II, Fig. 6). Durch Drehung des Kopfes wird das
Sperrgelenk geöffnet und die Ala in Fluglage gebracht, worauf sich A m a n s Bezeichnung Appareil
de pronation bezieht.
Das Epimerum (Epm) ist schmal gestreckt über das Episternum gelagert und im Gegensatz zu
diesem hinten breiter als vorn. Hinten beteiligt es sich mit dem Pleuralkamm (Fig. 1, PIKa) an der
Bildung des pleuralen Hüftgelenkkopfes. Vorn verschmilzt es gleichfalls mit dem Pleuralkamm,
steigt hinter dem Stamm des episternalen Sperrkopfes empor und erweitert sich zu einem schmal-
rückigen, vorn spitzen Köpfchen: zum Pleuralgelenkkopf oder Pleuralkopf (Fig. 1 u.5, PIKo). Er erscheint
je nach der Stellung des Episternalkopfes (SpKo) höher oder gleich hoch wie dieser. Seiner
Form nach paßt er in die Höhlung des Sperrkopfes, was für den Flügelschlag von großer Bedeutung
ist (siehe Mechanik des Fluges S. 23). Der Pleuralkopf schließt nach hinten eine Rinne
ab, die von dessen Stamm und der Pleuralleiste gebildet ist. Im obersten Teil der Rinne steht
die Basis des Axillare 2 (Fig. 1, 2 u. 5, Ax 2, Mittelgelenkstück des Flügels, V o ß). Es ist
durch eine sehr starke Membran mit dem Pleuralkopf verbunden und greift mit einem kurzen
konischen Dorn hinter den Kopf (s. Taf. II, Fig. 5). Rinne und Kopf büden zusammen den
Pleuralgelenkkopf. Der Stamm des Kopfes trägt innen (Fig. 1 u. 5, ext ant) einen stark befestigten
Sehnennapf des Extensor alae anterior von der Form einer Entenmuschel und die lange Sehne eines
Flügelbeugers.
D e r P l e u r a l k o p f (PIKo) d i e n t d u r c h V e r m i t t l u n g d e s A x i l l a r e 2 d em
F l ü g e l a l H H e b e l b o c k . B e i d e n v e r s c h i e d e n e n F l u g p h a s e n ä n d e r t e r
s e i n e S t e l l u n g . S t e i l w a a g hat sich zum mindesten unverständlich ausgedrückt, wenn er
vom «U ten des. Sigmoids>:0> Axillare 2) auf dem „unbeweglichen“ Pleuralgelenkkopf spricht. Die
gelenkige Verbindung der Pleuren mit dem Sternum gibt den Pleuren und damit dem Sperr- und
Pleuralgelenkkopf Freiheit zu mediodistaler Bewegung und damit zur Verlagerung des Hebelbockes
beim Niederschlagen des Flügels. Diese Freiheit wäre beeinträchtigt oder verhindert durch einen
Pleuralarm, wie er sich bei anderen Ordnungen, zum Beispiel im Meso- und Metathorax der höheren
Hymenopteren, als ein nach innen gerichteter Fortsatz des Pleuralkammes: findet und oft mit der
Lateralapophyse derFurca verschmilzt. Von einem solchen Pleuralarm ist im Metathorax der Ceramby-
ciden und Lamellicornier nichts zu sehe||| wohl aber im Pleürpsternit des zweiten Brustringes, wie
beim Sternum bereits erwähnt Wurde.
d) P a r a p 1 e u r a e- (Ppl|>
Zwischen Pleuren und Tergum ist eine.weiche Membran ausgespannt. Sie wird durch den
Sehnabelfortsatz des hinteren Flügelgesimsesund die von ihm ausgehende, in die Membran eingelagerte,
zum Axillare 2 ziehende Sehne in zwei ungleiche Hälften zerlegt; Ich nenne sie Tergal- (Fig. 1, TM)
und Epimeralmembran. Bei ausgespannten Flügeln ist die erste von oben zu sehen, die letztere liegt
unter dem Flügel verborgen. Die caudale Hälfte der Epimeralmembran ist bei den Coleopteren ehitini-
siert und bildet die Parapleuren (Fig. 1 u. 3, Ppl). Der laterale Ast der Parapleuren erhebt sich mäßig
chitinisiert über den Epimeren, bildet eine abgerundete Hochkante (Fig. 3) und geht in einen dreiseitigen
Dorsalteil über. Die Mulde zwischen der Hochkante und dem Tergum dient der Wurzel des
gefalteten Flügels als Lager. Die lange Basis des Dreiecks bildet die Hochkante der Parapleuren, eine
Seite des Dreiecks grenzt an das erste, weit nach vorne gezogene Stigma (St) des Abdomens, die
dritte Seite ist stärker chitinisiert und geht in den weichhäutigen Best der Epimeralmembran über,
die zwischen dem Stamm des Pleuralgelenkkopfes und dem Schnabelfortsatz des hinteren Gesimses-
(hFG) sich ausspannt und in die Gelenkstücke übergeht.
Durch Pärapleuren, hinteres Flügelgesimse und den beide unterstützenden Lateralast - des
Postnotum ist das Tergum in seiner hinteren Hälfte wenig beweglich; um so mehr kann es in seiner-
vorderen Hälfte Wippbewegungen ausführen, w o li den Antrieb für den motorischen“Apparat'liefert.
Das muskulös bewirkte Senken und Heben des Tergum übt auf den Flügel die entgegengesetzte Wirkung
aus.