area germinativa), aus dem stets als erstes das Apikalorgan, die Primärglocke oder ihr Homologon
hervorgeht. Viel später folgen oral der primäre Saugmagen und Tentakel. Immer geht also das
lokomotorische Organ oder sein Homologon dem ernährenden voraus. Beide sind jedoch integrierende
Bestandteile der Planula, nicht das eine Produkt des anderen.
2. Ein larvales Apikalorgan kommt nur einem Teil der Siphonophoren zu und zwar sehr wahrscheinlich
nur dem primitiveren Teil beider Unterordnungen. Bei Calycophoren ist dieses lar-
vale Apikalorgan eine wohlentwickelte Glocke, bei Physophoren ein kappenförmiges Deckstück.
3. Die Larvenglocke und das kappenförmige Deckstück sind homologe Bildungen, das letztere aus
dem ersteren durch Rückbildung hervorgegangen.
4. Die Oberglocken aller Calycophoren sind ihrerseits homologe Bildungen und entstehen indirekt
oder direkt aus dem Ei, je nachdem eine Larvenglocke vorausgeht oder nicht.
5. Die Pneumatophore der Physophoren ist homolog der Oberglocke der Calycophoren und durch
Umwandlung aus dieser hervorgegangen.
6. Alle Unterglocken sind ihrerseits homologe Bildungen, also die Unterglocken der Calycophoren
und die Hauptglocken der Physophoren, da sie den gleichen Mutterboden, die Ventralknospe,
haben.
7. Das definitive Apikalorgan, Oberglocke und Pneumatophore, unterscheidet sich von dem larvalen
Apikalorgan, Larvenglocke und larvales Deckstück, in erster Linie durch umgekehrte Lagebeziehungen
zum Stamm und den Cormidien; das erstere sitzt ausnahmslos dorsal, das letztere
ventral, wie die Cormidien und Unterglocken.
8. Die Larvenglocke und die Unterglocke erreichen jede im Laufe der phylogenetischen Entwicklung
einen Höhepunkt, um dann einer allmählichen Rückbildung anheimzufallen und schließlich ganz
zu verschwinden.
9. Das definitive Apikalorgan erhält sich überall und ist niemals vollständig rückgebildet, da es in der
Jugend unentbehrlich und der eigentliche Lebensträger ist. Es ist zudem das einzige Hauptorgan,
das niemals gewechselt und ersetzt wird. Als Glocke erreicht es im Laufe der phylogenetischen
Entwicklung einen Höhepunkt (D. dispar, Abyliden), um dann einer gewissen Rückbildung
zu verfallen (Prayinen, Hippopodius), worauf die Glocke jedoch nicht verschwindet, sondern sich
vollständig umwandelt und zugleich einen Eunktionswechsel erfährt. So wird aus ihr die Pneumatophore.
Durch diese Umwandlung gewinnt das Apikalorgan neue Bedeutung, wodurch es
offenbar vor dem Untergang gerettet wurde. So erreicht es eine neue Blüte.
10. Die phylogenetische Entwicklung der drei Organe: der Larvenglocke, der Oberglocke und der
Unterglocken mit ihren Homologa verläuft nicht parallel, sondern meist entgegengesetzt, so daß
stets ein Maximum an Arbeitsleistung und Reproduktionsfähigkeit der Kolonie erreicht wird.
11. Die ontogenetische Entwicklung bietet der Polypentheorie nicht nur keine Stütze, sondern steht
ihr direkt entgegen, denn durch das frühzeitige Auftreten des Schwimmorganes wird die Larve
einer Meduse, nicht einem Polypen ähnlich, und läßt sich nur auf erstere zurückführen.
12. Der schwerwiegende Einwand gegen die Polypentheorie und zu gunsten der Medusentheorie,
die Medusenähnlichkeit der Larve wird durch zwei Argumente zu beseitigen versucht:
a) es wird bestritten, daß die Larve einen Rückschluß auf die Ursiphonophore gestattet und ihre
Entwicklung die phylogenetische Entwicklung rekapituliert;
b) bei allgemeiner Anerkennung der Bedeutung der Larve für diese Entwicklung wird speziell
die frühzeitige Anlage des Medusenschirmes für eine ontogenetische Fälschung erklärt.
. Beide - Einwände lassen sich nicht mehr ohne weiteres aufrecht halten. Die unverkennbare
Aehnlichkeit der primitiven Siphonophorenlarve mit den primitivsten Kolonien (Monophyes und
Sphaeronectes) berechtigt zu dem Schluß, daß die Ursiphonophore larvenähnlich war. Aus der Gleichförmigkeit,
mit welcher die Anlage des larvalen Apikalorganes durch die ganze Klasse hindurch erfolgt
und dabei immer dem Primärmagen und Tentakel vorauseilt, ist zu schließen, daß dies ein ursprüngliches
Verhalten ist, nicht eine ontogenetische Fälschung, so daß die Ursiphonophore medusenähnlich
gewesen sein muß.
Spezieller Teil.
Im folgenden beschränke ich mich auf die Beschreibung der theoretisch besonders interessanten
Jugendstadien (Larven) von Pr. cymbiformis D. Ch. und H. pentacanthus (Koll.), die ich in Neapel
erhielt, nebst einer sehr eigentümlich aussehenden Larve oder jungen Oberglocke, die sich im G a u ß-
Material fand (H. cuspitatus Moser), und drei merkwürdigen Physophorenlarven. Die eine stammte
aus Neapel, die beiden anderen aus dem G a u ß-Material und jenem B u r ' c k h a r d s aus Triest.
Zur Vervollständigung bilde ich nachfolgende Stadien ab:
1. Zwei junge von H. luteus Q. et G. (Taf. III, Fig. 2, 3), ein definitives Einglocken- und ein definitives
Zweiglockenstadium mit der Anlage der ersten, hufeisenförmigen Glocke. Deutlich ist hier deren
ventrale Lage und Opposition zur Primärglocke zu erkennen. Letztere kann daher nur die definitive
Oberglocke, niemals die Larvenglocke sein;
2. die Larve einer Monophyide oder Diphyide aus Villefranche (Taf. III, Fig. 1) mit der ventralen
Larvenglocke und der dorsalen Oberglocke;
3. ein älteres Stadium von H. serratus Moser (Taf. III, Fig. 4). Die Larvenglocke birgt bereits in
ihrem Hydröcium zwei Unterglocken, eine größere und eine kleinere, eingeschlossen im Hydröcium
der vorigen.
Die zahlreichen anderen Larven und Jugendstadien von Physophoren, die ich außerdem in
Neapel gefunden habe, sollen bei späterer Gelegenheit, wenn ihre Bearbeitung beendet ist, besprochen
werden.
Calycophoren.
Praya cymbiformis D. Chiaje.
Taf. I, Fig. 1—3.
Bei den Prayinen herrscht eine außerordentliche Verwirrung. Im Mittelmeer unterscheidet
man gewöhnlich drei Arten, die jedoch dermaßen untereinander geworfen werden, und deren Beschreibungen
so ungenügend, die Benennungen so wechselnd sind, daß es mir unmöglich war, aus
der betreffenden Literatur zu ermitteln, woran sie zu erkennen sind, und wie sie heißen müssen. Erst
in Neapel kam ich darüber ins Reine. Dort zeigte sich, daß die drei Arten sich tatsächlich auf zwei
reduzieren, die zudem so grundverschieden sind, daß jede Verwechslung ausgeschlossen ist; die eine
hat obigen Namen zu führen und ist identisch mit Pr. maxima Gegenbaur und Pr. gcdea Haeckel. Die
zweite muß Lüyopsis diphyes (Vogt) heißen und ist am besten von M e t s c h n i k o f f unter dem
Namen Pr. medusa dargestellt, die Geschlechtsglocke dagegen von C h u n als Lilyopsis medusa
abgebildet. B e d o t s Lüyopsis rosacea gehört ebenfalls hierher. Die dritte Art, die bald unter dem
einen, bald unter dem anderen Namen figuriert und hauptsächlich die Verwirrung verursacht hat,