Nachfolgend sei mit einigen Kürzungen wiedergegeben, was R ü b s a a m e n (26) über die
Lebensweise der zoophagen Gallmückenlarven- geschrieben h a t:
„Die zoophagen Larven leben in der Regel ektoparasitisch an Milben oder Insekten. Nur eine
einzige zum Genus Diplosis H. Lw. gehörende Art, welche K i e f f e r als Endaphis perfidus mitteilt,
lebt im Körper von Blattläusen. Auch die ektoparasitisch lebenden Gallmücken gehören zum Genus
Diplosis H. Lw., welche Gattung neuerdings in eine ganze Reihe von Genera aufgelöst wurde. Von
diesen sind es vier, deren Vertreter zoophage Larven haben, nämlich außer den obengenannten Genus
Endaphis Kffr, noch Lestodiplosis Kffr., Bremia Rond. und Arthrocnodax Rübs.1). Die Bremia-2)
Larven nähren sich vorzugsweise von Blattläusen. Wie schon vorher erwähnt, wurde ihre Lebensweise
zuerst von R o n d a n i 1847 entdeckt, ohne daß man seinen Behauptungen Glauben schenkte.
Doch fand Fr. L ö w Bremia-Larven in Kolonien der verschiedenartigsten Aphiden und gibt (20,
p. 403, 404) eine ausführliche Beschreibung über die Art, in welcher die Mückenlarve die Blattläuse
angreift. Es heißt an der betreffenden Stelle: „Diese Larven nähren sich tatsächlich von nichts
anderem als von den lebenden Blattläusen, indem sie sich an irgend einem Körperteile derselben,
man könnte fast sagen, wie Blutegel ansaugen und ihnen die Säfte entziehen. Hierdurch werden die
Blattläuse zwar getötet, aber die im Innern ihres Leibes vorhandenen festen Teüe bleiben unversehrt,
weshalb auch alle durch diese Biplosis-Larve getöteten Aphiden bloß etwas welk und faltig aus-
sehen, aber keine sichtbaren Verletzungen zeigen.“
„Betrachtet man eine solche Larve, während sie an einer Blattlaus saugt, mit einer guten
Lupe bei durchfallendem Lichte, so kann man die Saugbewegungen ihres Schlundes sehr deutlich
wahrnehmen. Diese Bewegungen erfolgen mit einer außerordentlichen Gleichmäßigkeit, beinahe
taktmäßig, was auch mit als ein Beweis angesehen werden kann, daß nur Flüssigkeiten die Speiseröhre
passieren. Der Angriff dieser Larven auf die Blattläuse geschieht so sachte, daß ihn diese gar
nicht zu verspüren scheinen, denn sie tun absolut nichts zu seiner Abwehr. Solange eine Larve
noch jung und klein ist, vermag sie die ergriffene Blattlaus nicht auf einmal vollständig zu töten,
sie bleibt daher oft mehrere Tage auf derselben und saugt nur zeitweilig nach Bedarf an verschiedenen
Körperstellen. Die erwachsenen Larven hingegen töten die von ihnen ergriffenen Blattläuse in
verhältnismäßig kurzer Zeit.“
F r. L ö w scheint noch der Ansicht gewesen zu sein, daß nur die von R o n d a n i beschriebene
Dipl. aphidimyza an den verschiedenartigsten Blattläusen lebe. Dies ist jedoch nicht der Fall. Zuerst
wurden von mir noch zwei Bremia-Arten entdeckt und als Dipl. aphidivora und Dipl. aphidisuga
beschrieben. Dann sind auch von K i e f f e r neue Arten auf gestellt worden. Es war mir jedoch
möglich, durch Versuche nachzuweisen, daß die verschiedenen Bremia-Arten nicht auf eine bestimmte
Aphiden-Art angewiesen sind. So habe ich z. B. Brmm-Larven, die ich auf Populus tremula an
Chaetophorus versicolor Koch fand, in der Gefangenschaft auf Eichenzweige gesetzt, auf welchen
sich in großer Anzahl eine ganz andere Blattlaus, Vacuna d/ryophila Sehrk., befand, und konnte
beobachten, wie die Larven auch diese Blattläuse annahmen; Ich brachte diese Larven fast alle zur
Verwandlung. Die Bremia-Alton sind untereinander sehr ähnlich. Die Larven, die man übrigens
durchaus nicht selten antrifft, sind rosenrot, blutrot oder braun. Auch die Imagines zeigen leichte
Abweichungen hinsichtlich der Farbe.
•) Ob das von K i e f f e r aufgestellte Genus Dicrodiplosis mit der Art fasciata Kffr, ebenfalls hierher gehört, ist fraglich.
K i e f f e r sagt von den Larven dieser Art: „Obtenu de bois pourri, habité des larves de Canvpylomyza et des Ascarides.“
*) Auch die Gattung Bremia wurde von K i e f f e r in mehrere Gattungen zerlegt.
Im Jahre 180S fand ich Branw-Larron auch an Qoeeiden- und Psyllidenlarven, nämlich an
Chiompsis vaccmn Bouohe und Psyllopsis fraoomi L. Nach K i e f f e r nähren sich gewisse Bremia-
Lärven auch von Milben.
In meiner Arbeit über Gallmücken aus zoophagen Larven (13,, p. 7) machte ich dann weiter
auf eine andere Gallmückenlarve aufmerksam, die ich in den Gallen von Geocrypta galä gefunden und als
Parasit dieser Larven erkannt hatte. Später fand ich ähnliche Larven als Parasiten von Das. sym■
phyti Rübs. in den deformierten Blüten von Bymphytum officinäle i J jin d an Amoldia gemmae
Rübs., welche letztgenannte Art inquilin unter den Schuppen der (falle von Andricus fecundator Htg.
lebt. Ich zi»f diese Mücken und beschrieb sie ah Diplosis voran Rübs. und Dipl. meems Rübs.
ICi e f f e r errichtete dann später für diese Arten das Genus Lestodipbsis und.beschrieb selbst noch
eine Anzahl neuer Arten. Auch diese Larven sind gar nicht so selten, und naehdem sie einmal ent-,
deckt worden sind und ihre Lebensweise festgestellt ist, begegnet man ihnen überall in der Natur.
Der Regel nach scheinen sie sich von anderen Gallmückenlärven zu nähren. Man findet sie daher da,
wo sich andere Gallmücken auf halten: in Gallen, in Blütenköpfen von Kompositen, zwischen den
Blattsclieiden von Gramineen und Cyperaeeen, unter fauler Rinde usw. Die Larven sind an ihrer
leuchtend roten Farbe und ihren raschen Bewegungen leicht kenntlich. Andere Arten hingegen
leben von Milben, so z» Bi Lestodipl. tarsonemi Rübsd'deren Larven man oft. massenhaft in den
von einet Tarsommm-Art erzeugten Deformationen der Triebspitzen von Arundo phragmites findet.
K i e f f e r will ferner beobachtet haben, daß sich Lesio*pioOTS-Larven von den Larven von Myceto-
philiden und Xylophägen nähren. Unmöglich, erscheint dies nicht. Ich selbst zog ferner eine Art,
Lestodipl-. lioiae Rübs., welche oft in Menge in den von Lima: jumxmim Latr. erzeugten Blattbüscheln
an der Halmspitze verschiedener Juncus-Arten vorkommt und sich von den Larven und
Nymphen dieses Biattflobeä nährt*.
Nicht so vielseitig in bezug auf ihre Nahrung sind die Arthrocnodax Larven. Alle bekannten
Arten nähren sich im Larvenstadium von Milben, meist von Eriophyiden. Man findet sie daher in
der Regel in oder auf Milbengallen, doch habe ich auch Larven dieser Gattung frei auf Blättern gefunden,
auf welchen sich keine Milbengallen befanden. So fand ich Arthrocnodax-Larven im Filze
der Blattgallen von Hartigiola annulipes Htg., auf Blättern von Viburnum lantana L., welche mit
den bekannten Blasengallen von Phlyctidobia solmsi Kffr, bedeckt waren, und endlich auf Blättern
von Populus tremula L. und Humuliplupulus L. Die Blätter der beiden zuletzt genannten Pflanzen
waren reichlich mit Tetrmychus'tdarws, der bekannten „röten Spinne“, besetzt.; Zweifellos nähren
sich die Larven von diesen Milben. Die eine dieser auf Populus tremula lebenden Arten habe ich als
Arthrocnodax incaJna Rübs. beschrieben.“
Inzwischen sind viele neue zoophage Arten und .Gattungen von Ceeidomyiden beschrieben
worden, von denen man einige nicht selten auch in Gallen findet. Meist handelt es sich bei ihnen
um wandernde (vagierende) Arten, die nicht unbedingt darauf angewiesen zu sein scheinen, in be-,
stimmten Gallen zu leben, so da« ih r Verkommen in diesen Gallen wenigstens oft hur ein zufälliges
sein wird. Diese Arten haben daher als nicht hierher gehörend in dem nachfolgenden speziellen Teil
keine Berücksichtigung gefunden, doch wird zum Schlüsse eine tabellarische Übersicht der Gattungen
gegeben, deren Larven als zoophag bekannt sind, oder vpp denen vermutet werden kann, daß sie
diese Lebensweise führen.
Außer diesen fleischfressenden Vaganten gibt es unter den Gallmückenlarven ferner eine erhebliche
Anzahl, die auf Pilzkost angewiesen sind. Die erste mycephage Gallmückenart beschrieb