Das annähernd quadratische, muldenartig gestaltete Sternum (Taf. II, Fig. 4) ist von außen
durch eine mediane Nahtfalte zweigeteilt, die nach innen zu einer einfachen Lamelle, sie möge Sternal-
kamm (StKa) heißen, ausgezogen ist. Der Sternalkamm dient dem gewaltigen Müsculus lat. ant. als
Ansatzstelle, erlischt oral zwischen den halbkugligen Gewölben der Coxae I I (Cx 2) und steigt caudal
langsam an, wo er am Hinterrande in das Sterneüum (Stl) übergeht, Beiderseits vom StemaUramm
und unter der Furca ist das Sternum rauh skulptiert, um der Muskulatur Halt zu bieten. Die auf-
gewölbten lateralen Kanten der Bauchschale zeigen oben eine tiefe Rinne, die sich nach hinten zur
pleuralen Gelenkhöhle ein wenig erweitert. In dieser Rinne stehen und g e l e n k e n die Pleurae, die
nur auf der Innenseite durch eine Membran mit der Bauchschale verbunden sind. Die gleiche
stemale Rinne findet sich bei den Lamellicomiern und Orthopteren, bei den Dytisciden scheinen
die Pleuren nicht mehr am Sternum zu gelenken, bei den Höheren Hymenopteren gehen Pleura und
Sternum ohne Naht ineinander über. Auch am Mesothorax von Macropus sind Pleuren und Sternum
zum Pleurosternit verwachsen, aber die Naht i s t noch von außen sichtbar.
Dem Sternum (St III) folgt das StemeUum (Stl); außen durch eine Quemaht abgesetzt, legt es
sich innen als erhöhter Rand an das Sternum. Median büdet es ein Postament, das den Körper der
Metapophyse (Apo III), die Furca, trägt, die mit zwei Beinen auf dem Postamentkörper (Pst) gelenkt. I
Die Apophyse zeigt zwei große, symmetrische laterale Fortsätze, einen flachen unteren und egten .
sohaufelförmigen oberen. Sie dienen vor allem den Extensores und Flexöies; g H H Beinpaäres
als Ansatzstelle. Sternalkamm und Metapophyse sind bei Macropus, Luccmus und Dytiscus im wesentlichen
gleich gebaut, aber doch in mannigfacher Weise abgeändert. Bei Macropus ist im Vergleic zu
B i und den Lamellicomiern der Hauptteil der Apophyse weit nach hinten gedrängt, offenbar
um für den Muse. lat. ant. mehr Raum zu gewinnen. Wesentlich anders ist die Mesapophyse (AP° jj
gestaltet. Ihre lateralen Äste sind mit dem Pleuralarm des Pleuralkammes fest verwachsen, wie. dies
auch im Meso- und Metasternum der höheren Hymenopteren der F a ll f e S N u t smd bei Alaaropus die
Furcaäste des zweiten Brustringes nach hinten in zwei lange spitze Fortsätze aissg^ogen, die weit m
den Metathorax hineinreichen und von deren Spitze sich kreuzende Sehnenbänder zup beweghehen
Metapophyse ziehen. Da diese auf ihrem Postament gelenkt und doch der Muskulatur des dritten
Beinpaares Halt geben soll, ist eine Solche Befestigung der Apophyse nötig und wird ergänzt |H H |
weitere Sehnenbänder, die zu den Pleuren und zur lateralen Mitte des Tergum gehen In der Basis der
Metapophyse ist für das Bauchmark kein Durchlaß vorhanden. Zwischen den Gelenkkopfen der Apophyse
und des Postamentes ist eine chitinisierte Membran ausgespannt. Das Bauchmark muß also
über den Körper der Furca hochsteigen. Unter der Apophyse Hegen median zwei Sehnennapfe der
Flugmuskulatur. An den gebuchteten Hinterrand des Stemellum schließen sich die Hmterhuften
(Fig. 3, C x III) an.
b) D a s T e r g u m (Taf. I, Fig. 1 und 2).
Die Rückenschale, primär wie die Tergite des Abdomens eine einheithehe Platte, ist von innen
infolge mechanischer Einwirkung der Muskulatur durch sekundäre Leisten und von außen durch den
Druck der Elytrennaht in der Medianlinie in Regionen eingeteilt. Man unterscheidet das Notum, das
in Praescutum (PrSc), Septum (Sc III) und Scutellum (Sei III) zerfällt, und das Postnotum (PNot).
Als Ganzes büdet das Notum eine gewölbte, hauptsächhch vom Scutum gebildete Schale, die durch die
Medianrinne in eine rechte und linke Hälfte geteilt ist. Wichtig für die Flugmechanik ist vor allem die
seitliche, steü abfallende und etwas einwärts gebogene Wand des Scutum. Die Wand ist durch emen
membranös überspannten Spalt (fente dorsale A m a n s) durchbrochen. Vor ihr Hegt der vordere
(anterior notal wing prooess S n o d g r a s s), hinter dem Spalt der hintere (posterior notal wing pro-
cess) Tergalhebei f’V o ß). Dahinter folgt eine glatte Strecke, die bei anderen Insektenordnungen durch
#n en winzigen Vorsprung unterbrochen ist und als hinterer Gelenkfortsatz bezeichnet wird. Bei
LamelHcomiern und Cerambyciden liegt hier ein großes Sklerit, das vom Tergalspalt bis zum Hinterrande
(les Notinn reicht, auf der gauzen Strecke am Scutum gelenkt und basal mit dem ScuteHum verwachsen
ist. Ich nenne die§8§jjl,ttige Sklerit nach S t i l l w a a g hinteres Flügelgesimse (Fig. 1,
hFG). H. W e b e r (1924) vermutet, das hintere Flügelgesimse sei aus einem vergrößerten hinteren
Gelenkfortsatz hervorgegangen. Wenn man W e b e r s Textbilder mit denen Von Dytiscus bei K o r -
& h e 11 vergleicht, findet man, daß beim Gelbrand von der Hinterecke des Tergalspaltes dem Scutum
entlang ein klaffender Längsspalt läuft, der ein SSutalstück, eben das hintere Flügelgesimse, loslöst;
die Trennung ist aber noch nicht bis zum Hinterrand des Scutum durchgeführt. Distal trägt das Flügelgesimse
einen Schnafejfortsatz ( S t e l l S a ä g ) , der für das Analfeld des Flügels von großer Be-
deutüng ist.
Das Praescutum (Fig. 1, PrSc) ist im Vergleich zu primitiveren Ordnungen, wo es ein gleich-
SehenldigeS Dreieck büdeh, stark modifiziert und reich 'äusgBsfettet. Auelijgi den Üoleopteren bildet
ein Mittelteil den Vorderrand dos Notum. Die caudalen Fortsätze erreichen längs der Mittelhnie bei
Dytisciden, Lucaniden und Cerambyciden fast das Postnotum. Jederseits geht ein lateraler Ast zum
Episternum herab (prealear bridge vjäh C r; a m p t o n yTergalarm von H. W e b e r). Während dieser
Arm bei den H. W e b e r berücksichtigten Ordnungen (Lepidoptera, llymenoptera, Plecoptera)
sich nicht am Flügelgelenk beteiligt und dort die BilälHiglder Artikulationsfläche des Flügels ausschheß-
li°h dem Scutum überlassen ist, verbreitert sich bei den ColeopteTen der praescutale Ast zu einer den
verrundeten Scutalecken angesehmiegten, horizontalen, dreieckigen Platte. Diese ist nach hinten mit
dem Tergalhe® verschmolzen, bei Dytiscus, Luccsn/bts und MäCropus ist die Verwachsimgsnaht noch
gut sichtbar. Jch nenne diese Platte vorderes Flügelgesimse (Fig. I u.jig vFG), S t e 11 w a a g und
B a u e r erwähnen die Platte nicht. Sie .ist gegenüber anderen Insektenordnungen ein Neuerwerb,
der die Funktion des hinteren Tergalhebels auf de» Vorderen, die des vorderen auf das Gesimse überträgt,
wie wir später beim Fß%öj|^jenk sehen werden;: Auf der Innenseite zeigt das Praescutum das
senkrecht abwärts hängende Praephragma (Fig. 1, Prphr), das dem Musculus medianus als Ansatz-
steile dient und seitwärts hiervon am Praescutum den großen festsitzenden Sehnennapf des Musculus
lateralis anterior (Fig. 1, lat 1), hinter dem noch ein kleiner mützenförmiger Napf eines Flügelbeügers
hervorschaut. Die Beweglichkeit- des Praephragma ist dadurch erhöht, daß es mit dem mittleren
Vorderrand des Praescutum nur durch eine häutige Membran, das Segel ( B a u e r , Toile S t r a u ß -
D ü r k h e i m ) verbunden ist.
Hinter dem Scutum Hegt das S cp te llum ^Ä III), Wie bei den übrigen Insekten ist es auf der
Innenseite des Notum durch die endöskelettale V-Leiste (V shaped ridge S n o d g r a s s , Endodorsum
Am an s) vom Scutum abgegrenzt. Die V-Leiste zieht nach vom zum endoskelettalen Querbalken des
Praescutum, Beide sind miteinander verschmolzen und tragen ebenso wie der durch das ScuteHum
verdickte Hinterrand des Notum wqsentHcb zu seiner Elastizität hei, mit der es dem dorsoventralen
Muskelzug entgegenwirkt. Seitlich bildet das ScuteHum einen erHöHten Kamm, der in das Hintere
Flügelgesimse übergeht, während seine untere und Hintere Kante auf der Halben Höhe des Sehnabel-
fortsatzes des Hinteren Flügelgesimses als schnurartig gedrehtes Ligament (Legamento B e r 1 e s e ,
axillary cord S n o d g r a s s ) in den Hinterrand des Flügels übergeht,
Zoologie». Heft 75, ^