
Von diesen Ideen beherrscht fand C h n n (1887, Taf. II, Fig. 1; 1897 a, p. 63 67; Textfig. 66 f.;
1897 b, p. 14 usw.) die Verhältnisse bei Hippopodius so, wie bei der Muggiaea-Larve, nämlich „zwei
opponierte Knospengruppen44, von denen (Fig. 13 a, b, Text) die eine (p/r) „das Material für neue
Stamm gruppen liefert, die andere (B') hingegen die heteromorph gestalteten Schwimmglocken ausbildet,
44 wobei erstere auf der gleichen Stammseite
^ wie die Primärglocke resp. ihre Subumbrella sitzt.
Dadurch stand die Larvennatur der letzteren fest.
‘ Bei dem älteren, v o nCh u n abgebildeten Stadium
Jm (Textfig. 13 b) muß allerdings berücksichtigt werden,
daß die erste, hufeisenförmige Glocke (B) durch
^ T o r s i o n des Pseudostammes, an dem die Glocken
bei dieser ganz aberrant gebauten Form auf gereiht
sind, bereits in Opposition zu der nachfolgenden
ol jüngeren (B') gekommen ist, wodurch sie scheinbar,
aber nur scheinbar umgekehrt sitzt, wie sie nach
Nß C h u n ursprünglich saß, nämlich auf der gleichen
\ \ Seite wie das jüngste Cormidium (p"), also ventral.
\ \ Das Maßgebende ist aber die Somatocyste (c. ol)
y ^ F \ 1 ^ , ** der abgetrennten Primärglocke, die’ dorsal und
/ / \ \ — • ventral, also die hufeisenförmigen Glocken und das
c.ol ^ jüngste Cormidium trennt, und ferner die Lage
k J | bei dem jüngeren Stadium (a). Um jedes Miß-
B'- C r \ { 1 4 Verständnis auszuschließen, sei bemerkt, daß die
\ V „ p paarweise Opposition der hufeisenförmigen Glocken
\ von Hippopodius am Pseudostamm eine eigenartige ff A \ C °l US Erscheinung speziell dieser Calycophorenfamilie ist,
\ \ \ \ \ a und durchaus nichts zu tun hat mit der von Chun
\ I JJ \ behaupteten, sekundär erworbenen Opposition von
Ober- und Unterglocke durch Torsion des richtigen
Stammes.
Die Befunde C h u n s zeigen nun, wenn man
seine verschiedenen Angaben und Abbildungen
vergleicht, die denkbar größten Widersprüche.
So hat sein jüngstes, früher besprochenes Stadium
Fig. 13. Zwei ältere Larven Cheuns (1897) von H.
luteus Q. e t G. m it der Primärglocke A, der hetero-
morphen zweiten Glocke B und der Anlage der dritten
heteromorphen Glocke B’, zwei Cormidien p, p und der
Stammknospe p ”, aus der die weiteren Cormidien hervorgehen.
Von der Primärglocke ist bei b nur der geschrumpfte
Ölbehälter (c. ol.) wiedergegeben.
(Textfig. 12) tatsächlich gerade umgekehrte Verhältnisse,, entspricht daher durchaus meinen eigenen
Befunden: die Primärglocke sitzt also dorsal^ der Stammknöspe (p") und der Anlage der ersten, hufeisenförmigen
Glocke opponiert. Das h a t C h u n merkwürdigerwge gar .nicht beachtet und geht
in seiner Beschreibung gerade über diese Lapre, die j» Ba r und unzweideutig die%etreSenden Verhältnisse
aufweist und d ä h i außerordentlich wichtig S , nur kurz hinweg. ZwÄ,weite|e Stadien,
die er 1913 in Erwiderung auf meine diesbezüglichen Entwände (1911 und 1912) abbildet (Big. CT.eT-ext
und Fig. 15, Taf. IV) zeigen wieder ganz andere Verhältnisse, was ebenfalls unbeachtet geblieben zu
sein scheint. Das eine dieser Stadien ist jünger wie das von Textfig. 12, da nur das Primärcormidium
vorhanden und die Stammknospe wie die Mutterknospe für die hufeisenförmigen Glocken erst angelegt
ist. Das zweite ist bedeutend älter, denn es sind bereits drei definitive Glocken vorbanden nebst der
Anlage von drei weiteren, von denen die jüngste erst eine Verdickung am Stiel der vorbergebenden
fünften Glocke bildet, welche selbst erst ein kleines Bläschen darstellt. Allerdings befinden sich hier die
Stammknospe und die Knospe für die hufeisenförmigen Glocken in gegenseitiger Opposition (Textfig. 14),
aber — gerade umgekehrt wie früher; erstere ist auch der Primärglocke opponiert, letztere befindet
sich auf der gleichen Seite wie diese. Somit sind hiernach alle Glocken dorsale Bildungen. Damit
fehlt jede Möglichkeit, die „Larve44 von Hippopodius auf die Larve von Muggiaea oder Galeolaria
zurückzuführen und deren Glocken mit den definitiven Hauptglocken der Diphyes-Kolonie zu
homologisieren.
Unzweideutig wäre die Lage der Primärglocke und damit, ob sie eine Larvenglocke oder eine
definitive Oberglocke darstellt, nur an ganz jungen
Stadien zu bestimmen, die sich direkt an das älteste von
M e t s c h n i k o f f (Textfig. 4) anschließen und bereits die
Anlage des ersten Tentakelapparates erkennen lassen.
C h u n scheint so junge Stadien nicht beobachtet zu haben.
Auch mir ist das bisher nicht gelungen, dagegen habe ich
etwas ältere Stadien in großer Zahl mit noch sessilem
Primärcormidium gefunden, also typische definitive Einglockenstadien,
wenn meine Deutung der Primärglocke von
Hippopodius richtig ist. Diese Stadien sind jedoch nicht
unbedingt maßgebend, weil sich häufig das Primärcormidium
willkürlich um seine Achse dreht, wodurch der
Tentakel die verschiedensten Stellungen einnehmen kann,
so daß er bald der Primärglocke zugekehrt, bald mehr von
ihr abgewandt erscheint, oder den Saugmagen so umhüllt,
daß der Ansatz verdeckt ist. Andere Organe fehlen noch,
die zur Bestimmung des Ventral und Dorsal mithelfen
würden. Diese Bestimmung war also bisher erst bei
späteren Stadien möglich, bei denen die Knospen für die
Cormidien, resp. die Stammknospe, und für die hufeisenförmigen
Glocken, oder diese selbst schon aufgetreten
Fig. 14. Jüngste Larve C h u n s (1913) von H.
luteus Q. e t G. nur Stamm mit der Subumbrella
(GljJ der Primärglocke und ihrer Somatocyste
(Som), dem Primärcormidium und zwei opponierten
Knospen, die eine die Stammknospe,
die andere die Anlage der sekundären, heteromorphen
Glocken (Gl2).
waren. Und gerade hier stehen sich C h u n s und meine Ansichten diametral gegenüber.
Außer den offensichtlichen Widersprüchen stimmt aber auch sonst manches in den Angaben
C h u n s nicht. So soll z. B. das, relativ am weitesten fortgeschrittene Stadium (Textfig. 15) nur
eine Länge von 5 mm haben, während mein viel jüngeres Stadium (Taf. III, Fig. 2) bereits 3 mm
lang war; ein nur wenig älteres von C h u n soll plötzlich eine Länge von 7 mm besitzen usf. Daß die
Größenangaben nur relativen Wert haben, ist selbstverständlich, namentlich bei so kontraktilen
und schwer zu messenden Objekten, aber die Schwankungen bewegen sich doch nur innerhalb gewisser
Grenzen. Aus allen diesen Gründen läßt sich die von C h u n angenommene Homologisierung nicht
mehr aufrecht halten, und dürfte die meinige tatsächlich die einzig mögliche und richtige sein, bei
Berücksichtigung aller Faktoren.
Das dritte Argument C h u n s, die Form der Primärglocke, kann keinesfalls dagegen geltend
gemacht werden. Allerdings gleicht diese auffallend jener der sog. Larvenglocke von Monophyes