eine einzige Jungmilbe bei 35°, obwohl sie, wie oben p. 30 ff. dargelegt wurde, normalerweise wohl
dazu imstande sind, wie auch die Kontrollen bestätigten.
Bemerkenswert ist, daß bei der Wirtslarve von Ped. ventr., der Mottenraupe, Tineola biselUella,
die Fortpflanzungsgrenze bei der gleichen Temperatur liegt. Mottenraupen sind zwar auch in der
Lage, bei 35 einige Tage zu leben, doch gehen sie dann zugrunde, bevor sie sich verpuppen können.
Tineola biseüiella gelangt also bei 35° konst. Temp. auch nicht mehr zur Fortpflanzung.
Die untere Temperaturgrenze für die Entwicklungsmöglichkeit von Ped. ventr. habe ich bisher
nicht genau bestimmt. Fest steht aber, daß eine konstante Temperatur von 13° Cels. für die Entwicklung
noch ausreicht. Allerdings geht hier die Fortpflanzung nur sehr langsam vor sich. Auch
sind die jungen, sonst sehr lebhaften ||b e i dieser niederen Temperatur äußerst träge. Während sie
sonst munter im .Versuchsschälchen umherlaufen, sitzen sie nun ruhig da, ohne sich viel zu bewegen.
Nach meinen bisherigen Versuchen erreichen nicht nur die trächtige und die halb erwachsene
Kugel bei diesen niederen Temperaturen eine weit größere Lebensdauer, auch die jungen, frisch
geborenen $ scheinen den Hunger bei niederer Temperatur länger ertragen zu können als bei einer
Temperatur von 25 oder 30°. Hierfür ein Beispiel:
2 $, bei etwa 15 Cels. angesetzt im Hungerzustand, lebten noch nach etwa 49)4 Stunden, tot
nach 65% Stunden.
Wie Ped. ventr. sich bei noch niedrigerer Temperatur verhält, entzieht sich einstweilen meiner
Kenntnis. Da Ped. ventr. über kein Dauerstadium verfügt, das die Arterhaltung während der kalten
oder nahrungsarmen Zeit gewährleistet, so verdient dieser Punkt besondere Beachtung. Soweit ich
aus der Literatur ersehe, gibt es keine sicheren Anhaltspunkte dafür, ob Ped. ventr. normalerweise
in Gegenden mit gemäßigtem bezw. kälterem Klima überhaupt heimisch ist, von Verschleppungen
natürlich abgesehen.
Nach W i l d e r m o u t h s Beobachtungen erscheint es zweifelhaft, ob die Milben sich noch
bei einer Temperatur unter 10° Cels. entwickeln. Als Optimal-Temperatur (mit einer Höchstproduktion
von Nachkommenschaft = 270 Jungmilben) gibt dieser Autor etwa 21—26° Cels.
(70—80 F.) an. Nach meinen bisherigen Beobachtungen scheint das Optimum bei etwa 25° Cels.
zu liegen. W i l l c o c k s (1916) erwähnt, daß Ped. ventr. in Ägypten während der Wintermonate
^ Januar, Februar — ungefähr 6 Wochen gebraucht, um zur Keife zu gelangen und Nachkommenschaft
hervorzubringen. Ja , bei'besonders kalter Witterung soll diese Periode noch länger dauern.
Während dieser Zeit verbleiben die Jungmilben im Körper des Muttertiers. Ähnliche Angaben
finden sich auch bei W e b s t e r (1910).
Übersicht über die Lebensdauer.
Das Bild der Ökologie von Pedicubides ventricosus möchte ich schließen, indem ich kurz in
Zahlen die Entwicklungs- bezw. Lebensdauer unserer Milbe in folgender kleiner Übersicht angebe.
Hier bedeutet:
I die Zeit vom Festsaugen der Milbe auf der Wirtslarve bis zur Geburt der ersten Jungmilben
(Tag der Geburt der ersten Jungmüben ist hier nicht mitgezählt),
II die Geburtsperiode (die in den meisten Fällen mit dem Tode der Mutterkugel endet),
I II die Gesamtlebensdauer von der Geburt des $ bis zum Tode.
Ich gebe hier jedesmal Minimum, Maximum und Durchschnitt bei 25 Cels. konst. Temp.
(nach Tabelle 2, ausgenommen Versuch XVII25).
Minimum: Maximum: Durchschnitt:
I 8 Tage 11 Tage 9,5 Tage
II 9 „ 33 „ 17,3 „
III 17 Tage 44 Tage 26,8 Tage,
Das hat meist eine kürzere Lebensdauer als das $. Die erstgeborenen werden in der Regel
nicht über 6—8 Tage alt, doch kann unter günstigen Bedingungen, wie wir oben schon sahen, das
d bedeutend älter werden. Man kann häufig d beobachten, die 20 Tage und darüber alt werden, im
Höchstfälle stellte ich als Lebensdauer für ein d bei 25° 32 Tage fest. Das Alter des d hängt wesentlich
von der sexuellen Inanspruchnahme ab. die viel und häufig kopulieren, wie dies bei den erstgeborenen^
meistens der Fall ist, sterben früher als d, die nur selten oder gar nicht zur Kopula gelangen.
Dann ist die Lebensdauer des d auch noch begrenzt durch das Alter der Mutter. Stirbt die
Mutterkugel, so geht auch das auf ihr sitzende mit zugrunde, da die eintretende Verschlechterung
der Ernährungsbedingungen das d nicht zum Ab wandern bringt. Ich beobachtete in einem Falle
auf einer isolierten Kugel ein <$, das als einzige Jungmilbe von dieser Kugel überhaupt geboren
wurde. Dieses d lebte 18 Tage auf der Mutterkugel, ohne abzuwandern. Am 18. Tage konnte ich
den Tod des d sowohl wie der Mutterkugel feststellen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das d nur
darum zugrunde ging, weil es auf der toten Mutterkugel verhungern mußte.
Biologische Schädlingsbekämpfung mit Pediculoides ventricosus (Newp.) Berl.
Zum Schluß meiner Arbeit möchte ich kurz auf die Versuche hinweisen, die man gemacht
hat, Ped. ventr. zur Bekämpfung von Schadinsekten heranzuziehen. Man wird diese Bemühungen
wohl verstehen, wenn man erfahren hat, welch furchtbare Verheerung unsere Milben in Insektenzuchten
anrichten können. Meist bleibt nicht ein Insekt gesund und am Leben (vergl. hierzu N e w p
o r t , 1853, L i c h t e n s t e i n , 1868 und A. A n d r e s , 1919). Diese Erfahrungen ermutigten
und berechtigten zu der Hoffnung, wichtige Schadinsekten mit Ped. ventr. zu bekämpfen. Besonders
hoffte man, Baumwollschädlingen, von denen eine Reihe als Wirtslarven von Ped. ventr. in
Frage kommen (siehe p. 11), auf diese Weise erfolgreich entgegenzutreten.
Prof. H e r r e r a hat ausgedehnte Versuche in Mexiko gegen Baumwollschädlinge angestellt,
und W i l l c o c k s hat solche in Ägypten gegen Geleehia gossypiella unternommen. Ähnliche Versuche
wurden vor allem von amerikanischer Seite gemacht. Leider aber brachten diese nicht den
durchschlagenden Erfolg, den man erwartet hatte (vergl. hierzu besonders W i l l c o c k s , 1916).
Pediculoides ventricosus (Newp.) Berl. als Erreger von Hautkrankheiten.
Aber selbst, wenn der Erfolg ein durchaus guter gewesen wäre, so hätte man wahrscheinlich
doch von dieser Bekämpfungsmethode absehen müssen, weil, wie zahlreiche Autoren aus den verschiedensten
Ländern berichten, diese Milben unter Umständen auf den Menschen übergehen und
auf der Haut eigentümliche Krankheitserscheinungen hervorrufen können, wie das ja von ändern
Milben, besonders von der Ernte-Milbe bekannt ist (vergl. B r ü c k e r , 1897 und Tol dt , 1921 und