
sofort entfernt werden, und ebenso muß man darauf achten, daß an den eingetragenen Zweigen nicht
andere vagierende Gallmückenlarven unter Aphiden, Milben usw;. vorhanden sind. H a t man sein
Zuchtmaterial beim Sammeln in dieser Weise gereinigt, so empfiehlt es sich, die Kontrolle zu Hause
bei größerer Ruhe noch einmal zu wiederholen.
Wenn irgend möglich, soll man die Zuchtgallen nicht zu spärlich eintragen. Da erfahrungsgemäß
viele Gallmückenlarven mit Parasiten besetzt sind, so verspricht die Zucht der Mücke natürlich
mehr Erfolg bei reichlich eingetragenem als bei spärlichem Zuchtmaterial.
Die so vorbereiteten Gallen werden nun in ein Wasserglas mit nicht zu weitem Halse eingesetzt.
In früheren Jahren wurden diese Gallen gewöhnlich mit einem Papiertrichter umgeben, der ziemlich
dicht um das Wasserglas anschloß. Das Glas wurde in eine Glasschale mit. nicht zu niedriger, senkrechter
Seitenwand eingesetzt und das Ganze mit einem Gazezylinder bedeckt. Die auswandernden
Larven fallen nun in den Papiertrichter und gelangen schließlich in die Glasschale, die durchaus sauber
und trocken gehalten werden muß. Arten, die sich in der Galle verwandeln, fliegen unter dem Gazezylinder
und werden am einfachsten durch Tabakrauch getötet. Es empfiehlt sich, auch dann Tabakrauch
einzublasen, wenn man durch den Gazezylinder hindurch auf der untergesetzten Glasschale
Larven, im Zylinder aber keine Mücken sieht. Der Tabakrauch tö te t oder betäubt die Mücken sofort,
schadet aber bei nicht zu langer Einwirkung den Larven erfahrungsmäßig nicht.
Seit einer Reihe von Jahren wendet man dieses Verfahren nicht mehr an, sondern benutzt bei
der Zucht der Gallmücken Einmachegläser in verschiedenen Größen. Der Gallenstrauß wird, wie
vorher angegeben, in ein nicht zu weites Wasserglas oder Fläschchen gestellt und kommt so in das
Einmacheglas, das oben mit Papier oder Gaze zugebunden wird. Diese Vorrichtung ist wesentlich
bequemer und nimmt viel weniger Raum in Anspruch als das Verfahren mit Papiertrichter und Gazezylinder.
Es h a t außerdem noch den Vorteil, daß die eingesetzten Pflanzen nicht so rasch welken.
An den Wänden des Glases schlägt sich aber, besonders wenn sie der Sonne ausgesetzt sind, leicht
Wasserdampf nieder, woran die ausschlüpfenden Mücken leicht festkleben und unter Umständen
unbrauchbar werden. Auch die ausgewanderten Larven haften an der feuchten Glaswand und fallen
beim Umstülpen des Einmacheglases nicht heraus, sondern müssen mit einem feinen, langstieligen
Pinselchen herausgeholt werden. Daß das Wasser, in welches die Pflanzen gesetzt werden, oft erneuert
werden muß, versteht sich von selbst, da in fauligem Wasser die Pflanzen rasch zugrunde gehen.
Man wird täglich nachsehen müssen, ob in dem Zuchtbehälter Mücken oder ausgewanderte Larven
vorhanden sind. Trotz aller Vorsicht wird es sich nicht vermeiden lassen, daß auch in das Wasserglas,
in welches die Gallenpflanzen gesetzt wurden, Larven hineingelangen. Zeigen die Larven beim
Herausnehmen aus dem Wasser noch Leben, so kann man sie ruhig noch zur Zucht verwenden, andernfalls
werden diese Larven in Glyzerin, Alkohol oder Formalin für die Sammlung aufbewahrt.
Findet man trotz der vorher empfohlenen Vorsichtsmaßregeln verschiedene Arten Gallmückenlarven
im Zuchtglas, so muß man versuchen festzustellen, welche von ihnen als Erzeuger, welche als
Inquilin oder Parasit in Betracht kommen. Diese Feststellung ist zuweilen sehr schwierig und bei
Inquilinen oft erst möglich, wenn man die Zucht mit Material von verschiedenen Standorten wiederholt.
Die aufgefangenen, aus den Gallen ausgewanderten Larven, die, sich in der Erde verwandeln
wollen, setzt man in ein Röhrengläschen von annähernd 15—20 mm Durchmesser und 8—10 cm
Länge, das vorher etwa bis zur Hälfte mit feuchtem, n i c h t n a s s e m Sande angefüllt wurde.
Man gibt in das Röhrchen die nötige Menge, trockenen, nicht scharfen Sand, gießt einige Tropfen
Wasser darauf, so daß das Wasser höchstens die obere Hälfte, des Sandes durchzieht, und macht in
die obere nasse Schicht mit einer Nadel eine so weite Öffnung, daß man den unteren, trockenen Sand
hindurchgießen kann. Dann schiebt man mit einem Stäbchen einen Teil des nassen Sandes nach unten,
schüttet den trockenen Sand darüber, rührt das Ganze mit einer Nadel durcheinander und drückt
endlich den nun gleichmäßig angefeuchteten Sand auf den Boden des Röhrengläschens fest, so daß
die Wand der oberen, leeren Hälfte des Gläschens durchaus sauber und sandfrei ist. Mit einem
passenden dünnen, glattgeschabten Hölzchen macht man nun zwischen Glaswand und Sand senkrecht
von oben nach unten verlaufende Gänge von 10^15 mm Länge, die so breit sind, daß die einkriechenden
Mückenlarven sich in denselben umdrehen können (Fig. 52). Man tu t gut, in ein Gläschen
Fig. 52. Zachtgläschen und Präparatenkapsel, von-oben gesehen und genadelt.
nicht zu viel Larven zu geben, damit die später hinzukommenden den zuerst eingesetzten nicht beim
Ausschlüpfen den Weg versperren. Auch hier wird man nach einiger Übung bald das Richtige herausfinden.
Verfügt man über genügendes Larvenmaterial, so ist es empfehlenswert, mehrere Zuchtgläser
mit, den Larven derselben Art zu besetzen, da nicht selten viele der eingesetzten Larven durch
Schmarotzer oder Pilze eingehen und die noch gesunden Larven durch die im Zuchtglase verwesenden
gefährdet werden. Daß in ein Zuchtgläschen nur eine Larvenärt eingesetzt werden darf, versteht
sich von selbst. Um unliebsame Verwechslungen zu vermeiden, muß der zur Zucht benutzte Sand
sauber gewaschen und geglüht sein, damit in ihm vorhandene Lebewesen jeder Art vernichtet werden.
So behandelter Sand hält sich mehrere Jahre ohne Schimmel- oder Algenbildung, trotzdem die Gläschen
nur mit einem Korkpfropfen geschlossen werden. Auf den Pfropfen schreibt man den Namen der
Pflanze und der Mücke, falls man ihn kennt, die Art der Deformation, die Farbe der Larve, den Standort
der Pflanze und die Zeit, zu welcher man die Larven eingesetzt hat. Meist begnügen sich die
Larven mit den vorher erwähnten senkrechten Gängen, während einige Arten, so z. B. Angehörige
der Gattung Contarinia, sehr wanderlustig sind und den Sand nach allen Seiten durch wühlen, bevor
sie zur Ruhe kommen. Bei Arten, die in den senkrechten Gängen sitzen bleiben, kann man nun durch
die Glaswand hindurch bequem beobachten, wann sich die Larven einspinnen oder verpuppen, und
man muß von diesem Zeitpunkte an nun täglich nachsehen, ob sich in dem Lufträume des Gläschens