ist dagegen die „Larve“ resp. ein Jugendstadium der ersteren. Daher die Ähnlichkeit, die z. B. auch
B i g e 1 o w auffiel, als er sie unter dem Namen Pr. diphyes (1913) abbildete. Allerdings stimmt in
einem Punkt seine Darstellung nicht mit meinen diesbezüglichen Beobachtungen überein. Nach ihm
h a t die Oberglocke eine zweiästige Somatocyste, wie die Unterglocke, also mit einem oberen und
einem unteren Ast, während sie im übrigen vollkommen der von mir bei beiden Jugendstadien
beobachteten „Larvenglocke“, der echten Oberglocke, entspricht. Ob sich B i g e l o w geirrt hat,
oder ob nur zufällig bei meinen Jugendstadien der untere Ast fehlte, ist zweifelhaft, aber aus diesem
einen Unterschied jedenfalls nicht auf eine spezifische Verschiedenheit zu schließen, nachdem die
zweite Glocke, die typische Pr. cymbiformis-Qlocke, absolut charakteristisch ist.
Die beiden Arten gehören verschiedenen Gattungen an, nicht wegen dem Fehlen resp. Vorhandensein
von Spezialschwimmglocken, wie betont werden muß, denn dieser Unterschied kann
keine generische Bedeutung haben (s. G a u ß), da sonst ganz nahe verwandte Arten willkürlich auseinandergerissen
würden, sondern wegen ihres sehr verschiedenen Baues.
Um weitere Verwechslungen auszuschließen, sei kurz bemerkt, daß L. diphyes, im Gegensatz
zu Pr. cymbiformis, vollständig durchsichtig, außerordentlich zart und hinfällig ist, und sich kaum
konservieren läßt. Daher ist sie bisher wohl niemals von einer Expedition mitgebracht worden. Die
unter diesem Namen oder als L. medusa, so z. B. von B i g e 1 o w aus dem Pazifischen Ozean und dem
Behringsmeer beschriebenen Exemplare gehören alle zu Pr. cymbiformis. Die Hauptglocken sind
keilförmig, runden sich aber, wenn losgerissen, ab, entsprechend der Widerstandslosigkeit und Weichheit
der Gallerte, so daß sie dann ähnlich wie Medusen aussehen, da ihre Subumbrella außerordentlich
groß ist. Die Glocken sind nicht ineinander gefügt, sondern nur lose, und zwar nur in ihrer oberen
Hälfte verbunden. Die Radialgefäße entspringen nicht gemeinsam aus dem Stielgefäß,^sondern aus
einer dichotomen Teilung, einem Ventral- und Dorsalast des letzteren. Die Lateralgefäße sind niemals
mäanderartig gewunden, wie bei Pr. cymbiformis. Dagegen haben meist beide, manchmal auch nur
das eine einen blutroten, länglichen Fleck, der j edoch erst bei schwacher Vergrößerung zu sehen ist. Eine
besondere Eigentümlichkeit bildet ein Kranz bimförmiger Tuberkel und kleiner, blutroter Tupfen um
die Mundöffnung. Ihre Zahl und Anordnung ist ganz unregelmäßig. Eine weitere Merkwürdigkeit ist die
Somatocyste. Sie hat zwei obere Äste, die wie Schmetterlingsfühler aussehen, am Ende leicht abgeknickt
und mit einer kleinen, knopfartigen Anschwellung versehen sind. Diese Aeste sind gleichzeitig nur
schwer zu sehen, da sie sich bei Seitenansicht der Glocke überdecken. Die Spezialschwimmglocken,
die tatsächlich vorhanden sind, was bisher zweifelhaft war, gleichen den Oberglocken, haben aber
nicht 1—2, sondern 2—3 rote Flecken an den Radiälgefäßen. Die Deckblätter sind anders geformt
wie bei Praya. Es sind 6 sta tt 4 Gefäße vorhanden, die knopfartig erweitert enden, wie bei der Somatocyste.
• Außerdem ist, hier wie dort, noch ein ganz feines, schlankes Gefäß vorhanden, das bis dicht
unter die Oberfläche geht, um mit einer kleinen, stets geschlossenen Ampulle zu enden. Das Ectoderm
ist an dieser Stelle merkwürdig verändert und etwas trichterförmig eingesenkt.
Jugendstadien (Larven).
Das jüngste, am 14. April 1914 in Neapel gefangene Stadium (Fig. 1) besaß eine Oberglocke
(„Larvenglocke“) von 5,5 mm Länge, die den beiden charakteristischen, meist allein vorhandenen
Hauptglocken von Pr. cymbiformis so täuschend ähnlich sah, daß auf den ersten Blick eine sehr nahe
Verwandtschaft angenommen werden mußte. Diese Glocke war mehr rundlich, nämlich ihre Längsachse
kürzer; die Lateralgefäße waren einfach, sta tt gewunden, und die Somatocyste einästig, indem
der untere Ast vollständig fehlte, wie bei der „Larvenglocke“ von Hippopodius. Diese beiden Glocken
gleichen sich überhaupt sehr. Der obere, ziemlich dicke, allein vorhandene Ast der Somatocyste
verlief auf dem Boden des Hydröciums gegen den Scheitel der Glocke, um in einiger Entfernung von
diesem blind zu enden. Im spaltförmigen, taschenartig vertieften Hydröcium fand sich, außer dem
sehr kontrahierten Stämmchen mit mehreren Cormidien, eine kleine Glocke von 1,5 mm, die fast zur
Hälfte herausragte und der ersten Glocke opponiert war. Sie unterschied sich von der typischen
Pr. cymbiformis-Glocke nur durch die verhältnismäßige Einfachheit der Windungen der Lateralgefäße,
deren Komplikation erst später zustande kommt, wie ich bereits früher an Praya- Glocken
verschiedenen Alters festgestellt hatte, und in der größeren Dicke der Somatocyste und des Stielgefäßes.
Die Stammwurzel der „Larvenglocke“, oder wie wir sie nunmehr nennen wollen, der Oberglocke,
war auf der Unterseite der Somatocyste stark blasig aufgetrieben. Hier entsprang, dicht neben
der Stammknospe und auf der entgegengesetzten Seite wie die Oberglocke, also ventral, die Apophyse
der kleinen Unterglocke, also der zweiten Glocke. Damit stand die primäre Opposition beider Glocken
und ihre Bedeutung als Ober- und Unterglocke fest. Die Apophyse war auffallend lang und stellte
ein starkes, muskulöses Band von dreieckiger Gestalt dar, wie es für die Hauptglocken von Praya
charakteristisch ist. Auf diesem Muskelband saß, das ist das Bedeutsame, etwas über seinem Ansatz,
eine hohle, runde, gestielte Knospe (Fig. 2), die Anlage der Ersatzunterglocke. Darüber konnte kein
Zweifel sein, sowohl nach der Lage dieser Knospe wie nach Vergleich mit den betreffenden Verhältnissen
bei anderen Diphyiden, z. B. G. truncata (Sars), D. dispar Cham, et Eys. und Ap. pentagona
Q. et G. An der Kuppe dieser Knospe war bereits die Anlage der Subrumbrella als dicke Vorwölbung
in das Blastocoel zu erkennen. Ob es sich dabei um eine Wucherung des Ectoderms (Glockenkern)
oder um die beginnende Einstülpung der ganzen Bläschenwand (Glockenpfropf, näh. Ga u ß ) handelte,
blieb zweifelhaft.
Im Hydröcium der Oberglocke fand sich außerdem ein ganzes Büschel Cormidien. Deren
nähere Untersuchung ergab das Vorhandensein von fünf jungen Saugmagen, von denen der älteste
ca. 2 mm lang war, einen zusammengeballten größeren Tentakel hatte, und wahrscheinlich das Primär-
cormidium darstellte. Er besaß bereits ein typisches Deckblatt von bohnenförmiger Gestalt, mit
dem charakteristischen, allerdings noch sehr dicken Kanalsystem und außerdem eine bimförmige,
gestielte Knospe, die erste Geschlechtsglocke, an deren Stiel die zweite Geschlechtsglocke angelegt
war, ähnlich wie die Ersatzunterglocke an der ersten Unterglocke. Das jüngste Cormidium dagegen
bestand nur aus dem schlauchförmigen kleinen Saugmagen, mit der ersten Anlage des Tentakels
als posthörnchenartige Auftreibung. Bei dem zweitjüngsten Cormidium waren dagegen das Deckblatt
und die erste Gonophore schon deutlich vorhanden. An das jüngste Cormidium schloß sich proximalwärts
eine Reihe Knospen in abnehmender Größe an, wie Fig. 2 zu sehen; die letzte von ihnen war
dabei, sehr groß und stellte die Stammknospe dar. Mehr ließ sich bei diesem Jugendstadium ohne
Zerstörung nicht ermitteln, und zu dieser konnte ich mich, angesichts seiner Kostbarkeit, nicht
entschließen.
Die ältere Larve (18. März 1914) entsprach im wesentlichen der vorigen, nur hatte sie nicht
zwei, sondern drei Glocken, von denen die älteste, die Oberglocke, bereits eine Länge von 13 mm
besaß; trotzdem glich sie ganz der entsprechenden Glocke des vorigen Stadiums, abgesehen davon,
daß sie runder geworden war und damit zugleich die ringförmige Einschnürung in der Mitte ihrer
Länge fast eingebüßt hatte. Dadurch war die große Ähnlichkeit mit den typischen Praya- Glocken
Zoologi.ca. Heft 73. f}