
voll entwickelt sind n. a. Es ist vielleicht möglich, mit diesen Mitteln einen Erfolg zu erzielen,
doch gibt man sich in dieser Hinsicht leicht Täuschungen hin und schreibt die Abnahme des Schädlings
derartigen Bekämpfungsmaßnahmen zu, während der Rückgang durch ganz andere Ursachen
bewirkt wurde.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß Mückengallen, die man zuweilen in großen Mengen an einer
bekannten Stelle findet, nach einigen Jahren dort zu den größten Seltenheiten gehören. So fand
R ü b s a ame n 1904 an einer Stelle bei Remagen Asphondylia ononidis F. Lw. massenhaft auf Ononis
spinosa, während die Pflanze in der näheren Umgebung dieser Stelle selten ist; 1905 wurde die Galle
an derselben Stelle nur noch vereinzelt angetroffen und sie gehörte in den folgenden Jahren dort zu
den größten Seltenheiten. Schon bei der Zucht der Mücke ergab sich, daß die AspJiondylia-h&Tveji
Fig. 51. Larve von Contarinia pyrivora Ril.
mit 11 durch die Haut sichtbaren Parasitenlarven.
stark von Schmarotzerwespen zu leiden hatten, und der auffallende Rückgang im Vorkommen der
Galle war ohne Zweifel auf die Tätigkeit dieser natürlichen Feinde der Mücke zurückzuführen. Meist
handelt es sich hierbei um die Angriffe von' Chalcidiern, die sowohl als Ekto- wie auch als Endo-
parasiten der Gallmückenlarven auf treten. Gar nicht selten findet man im Fettkörper der Larve die
zangenartigen ersten Larvenstadien mancher Arten (Fig. 51), oder in den Gallen die meist sehr lebhaften,
zuweilen lang behaarten Larven anderer Arten oder ihre Puppen. Seltener gehören diese
Parasiten der Gallmückenlarven zu den Proctotrupiden, Bracouiden oder gar zu den Ichneumoniden.
P. M a r e h a 1 fand die Larven einer Proctotrupide, Tnchacis remulus Walk., im Innern einer
Gallmückenlarve in enger Berührung m it dem Nervensystem der Mückenlarve, wo sie eine Wucherung
bewirkten, die aus einer Anhäufung sehr großer, schüsselförmiger Zellen bestand. Diese Schmarotzer
verursachen also eine Art ^animalischer Gallen“ im Körper der Mückenlarven.
Bei vielen Cecidomyidenlarven, die mit Schmarotzern besetzt sind, tr itt eine ähnliche Tönnchenbildung
ein, wie sie bei Poomyia, Mayetiola u. a. normal ist, bei gesunden Larven anderer Arten aber
nicht vorkommt. Während aber das Tönnchen bei Poomyia und ihrer Verwandtschaft eine schützende
Hülle für die in ihr überwinternde Gallmückenlarve abgibt, dient es bei jenen zum Schutze des Parasiten.
Bei anderen Arten wird die Galle selbst gezwungen, diesen Schutz zu übernehmen. Findet
man z. B. Gallen, die sich bei der Reife der Mückenlarve vom Blatte loslösen oder an einer bestimmten
Stelle öffnen, wie dies z. B. bei den Gallen von Mikiola fagi Htg. auf Fagus silvática und Syndiplosis
mnnertzi Rübs. auf Populus trémula der Fall ist, über die normale Zeit hinaus am Blatte haften oder
noch geschlossen, so wurden fast stets die Mückenlarven von Parasiten getötet, deren Larven nun in
der Galle ihre Verwandlung bestehen. Ebenso sind die in abgefallenen jungen Birnen vorhandenen
Larven von Contarinia pirivora Ril. meist ohne Ausnahme mit Schmarotzern besetzt, während die gesunden
Larven die Birnchen längst verlassen haben usw. Man schädigt sich also selbst, wenn man
diese Birnen vernichtet. Sehr oft vermag man schon äußerlich der Galle anzusehen, daß der Gallenerzeuger
Schmarotzern zum Opfer fiel. So bleiben die angegriffenen Gallen von Mikiola fagi Htg.
kleiner als die gesunden und ihre Form ist in der Regel, schlanker und spitzer.
Außer durch Hymenopteren haben die Cecidomyiden auch durch den Angriff anderer Gallmückenlarven,
vorzugsvveise Angehörigen der Gattung Lestodiplosis, zu leiden, und ferner sind sowohl
im Körper der Larven als auch in demjenigen der Imago wiederholt Nematoden beobachtet worden.
Die erste Mitteilung hierüber verdanken wir L e u c k a r t , der 1886 (Zool. Anz. p. 745) Asconema
gibbosum als Schmarotzer einer Gailmücke feststellte. Später (1891 und 1894) fand K i e f f e r
Würmer sowohl in der Imago als auch in der Larve einer Winnertzia und bei Trotteria, und auch
G i a r d fand 1893 derartige Nematoden in Cecidomyiden. Wahrscheinlich dringen die Larven der
Würmer zunächst in den Körper der Mückenlarven ein und gehen bei der Verwandlung in den Körper
der Imago über. Nach G i a r d bewirken diese Parasiten eine Atrophie der Ovarien.
Als die gefährlichsten Feinde der im Larvenstadium in Gallen überwinternden Cecidomyiden
sind unbedingt die Vögel anzusehen. Nicht selten findet man die Rinde an derben Salixgallen, wie
sie z. B. von Helicomyia saliciperda Duf., Rhabdophaga salicis Schrk. u. a. erzeugt werden, aufgehackt
und herabgerissen und die Larven aus ihren Kammern herausgepickt; auch die Knospengallen auf
Salix werden nicht selten von Vögeln, vorzugsweise Meisen, heimgesucht und die kleinen Polizisten
erkennen mit sicherem Blick, ob eine Knospe gesund oder krank ist.
6. Sammeln, Zucht und Konservierung der Gallen und Gallmücken.
Als die beste und einfachste Art der K o n s e r v i e r u n g von Gallen ist unbedingt das Pressen
derselben oder die Aufbewahrung in Alkohol anzusehen. In vielen Fällen wird der Sammler beide
Methoden anwenden, nämlich dann, wenn es sich um saftreiche Gallen handelt, die beim Trocknen
ihre Form meist völlig verlieren, oder wenn er das konservierte Material zu histologischen Untersuchungen
benutzen will.