c) Das Sternum (Abb. 2, 4 ,5 , 22).
Das Prosternum ist in seinen chitinösen Teilen nur sehr klein, es besteht, wie Abb. 2 zeigt, aus
einem winzigen, dreieckigen unpaaren Sklerit, dem Prästernit (ps), das dicht hinter dem Labium
liegt, und aus einem größeren, im Gesamtumriß fünfeckigen, ebenfalls unpaaren Sklerit, das nahe
beim Mesosternum zwischen den beiden oben genannten Buckeln Bu liegt. Die Ränder des größeren
Sklerits sind nicht ganz scharf begrenzt, seine Form daher individuell etwas verschieden, stets aber
h a t es vor dem hinteren Drittel eine quere tiefe Furche, an deren seitlichen Enden innen (Abb. 2 c)
die paarigen, sehr einfach gebauten, kurzen Äste der Furca (Fux) entspringen. Die Furcaäste sind
mit ihrer Spitze nach dem Pleuralhaken (PlHj) gerichtet und mit diesem durch einen Muskel (I zm)
verbunden.
Beim ungeflügelten Weibchen ist das Sternum im Prinzip gleich gebaut wie beim geflügelten,
doch fehlt das Prästernit, entsprechend der allgemein schwachen, reduzierten Chitinisierung in der
Sternalregion. Das zweite Sklerit ist noch weniger scharf begrenzt als beim geflügelten Weibchen
und, infolge der kolossalen Entwicklung der Buckel Bu (Abb. 5) besonders in seinem vorderen Teil,
dem Basisternit (s. p. 95) verschmälert. Die Furca ist reduziert (Abb. 22), wohl im Zusammenhang
mit dieser Verschmälerung.
Es zeigt sich also, daß das Prosternum, wenigstens was die chitinösen Teile betrifft, stark reduziert
ist, fast die ganze ventrale Fläche des Prothorax ist membranös, das Sternum ist nur Träger
der Furca und Muskelansatz, eine Gelenkverbindung mit der Hüfte hat es nicht. All diese Eigenschaften,
besonders die letztere, sind vermutlich primär, mit Ausnahme der sehr geringen Größe
des Sternums und der mangelnden Verbindung zwischen Prä- und Basisternit. Hier kann man daher
mit Recht von einer Reduktion sprechen, ebenso wie bei der fehlenden Verbindung zwischen Episternum
und Sternum.
d) Die Coxa.
Die Vorderhüfte, die einen ziemlich kurz abgestutzten Kegel bildet, ist ausschließlich mit der
Pleura gelenkig verbunden. Die beiden, durch den Hüftgelenkkopf und den Trochantinus gebildeten
Gelenke umfassen den proximalen Rand der Hüfte zangenartig; dadurch wird, da die Verbindungslinie
der beiden Gelenke schief zur Längsachse des Körpers läuft, in der Hauptsache eine Bewegung
der Hüfte schief nach vorn seitlich (außen) bezw. nach innen hinten ermöglicht. Da aber die beiden
Gelenke die Hüfte nicht voll umfassen, sondern nur am Vorderrand, so ist die Bewegung nicht nur
ein Schwingen in einer Ebene, vielmehr ist auch eine, allerdings beschränkte Rollbewegung noch
möglich.
Weitergreifende Vergleiche des Prothorax der Aphiden mit dem der übrigen Rhynchoten sind
nicht möglich, da besonders der Thorax der Wanzen noch zu wenig bekannt ist. Gerade ein solcher
Vergleich muß aber von besonderem Interesse sein, da der Prothorax der Wanzen ähnlich wie der
der Coleopteren ein großes Halsschild besitzt und sehr kräftig gebaut ist. Die Ausarbeitung eines
solchen Vergleichs muß ich mir für später Vorbehalten.
Vergleicht man den Prothorax der Aphiden mit dem der Cicaden (B e r l e s e 1. c. p. 422,
C r a m p t o n , 1926), so bemerkt man bei letzteren außer der oben schon erwähnten Verwachsung
des Notums mit der Pleura und der Anwesenheit einer Kehlplatte auch noch eine präcoxale Brücke, die
den Vorderrand des Episternums fest mit dem wohlentwickelten Basisternit verbindet. Außerdem
scheint (n. B e r 1 e s e) zu dieser äußeren Verbindung auch eine innenskelettale zu kommen, die Furca
ist mit dem Pleuralhaken verwachsen, wie das auch bei anderen Insektenordnungen, den Lepidopteren,
(Prothorax) und den Hymenopteren (Metathorax) z. B. häufig vorkommt.
Die p o s t c o x a l e B r ü c k e ist bei Cicada sowohl wie bei Aphis vorhanden, sie kann als
s p e z i f i s c h e s M e r k m a l d e s P r o t h o r a x d e r H o m o p t e r e n betrachtet werden
und kommt bei anderen Insekten relativ selten vor.
Das Pronotum ist bei Cicada groß, mehr dem der Heteropteren ähnlich und wie dieses in enger
Verbindung mit der Pleura.
Zwischen Pro- und Mesothorax liegt in der Höhe der Pleura das von einem ovalen Peritrema
umgebene erste Stigma. Es gehört, wie die vergleichende Morphologie vermuten läßt (W e b e r 1923,
1926, L e h m a n n ) zum Mesothorax.
3. D e r M e s o t h o r a x ,
a) Das Tergum (Abb. 1, 3, 4,1 8 ).
Das Mesotergum besteht wie bei den meisten geflügelten Insekten aus einem notalen und einem
postnotalen Teil. Da die Vorderflügel für den Flug von weitaus überwiegender Bedeutung sind, ist
auch das Mesotergum, das dem Flügel einen großen Teil seiner Gelenkstellen liefert, besonders groß
und reich gegliedert.
Das M e s o n o t u m ist, wie Abb. 1 zeigt, im ganzen ein ungefähr quadratisches, stark gewölbtes
Sklerit, das aber, wie bei den Pterygoten gewöhnlich, nicht einheitlich, sondern durch verschiedene
außen als Nähte erkennbare Innenleisten in hintereinander gelegene Regionen geteilt ist.
Zwei Nähte, die Parapsiden (Pp3) laufen vom Vorderrand des Notums nach hinten und medial-
wärts und treffen sich, indem sie aus dem Notum ein dreieckiges Stück, das P r a e s c u t u m herausschneiden,
etwas hinter der Mitte des Notums. Dies Praescutum, dessen Vorderrand nur einen relativ
kleinen, mittleren Teil des ganzen Vorderrands des Mesonotums einnimmt (Abb. 1), ist der Träger
des Mesopraephragmas (Phrx). Das Phragma, durch einfache Einfaltung der Vorderkante des Prae-
scutums nach innen unten entstanden, ist eine doppelwandige (Abb. 4), nach vorn konvexe Platte.
Die konkave Hinterfläche des Phragmas bildet mit der dreieckigen Praescutumfläche zusammen die
vordere Ansatzfläche für den großen Dorsalmuskel des Mesothorax (II dlnq), den Flügelsenker.
Die Parapsiden bilden innen ziemlich starke, doppelwandige Leisten, die beiden Wände weichen zum
Teil etwas auseinander (Abb. 1, 18) und so entstehen, da an den betreffenden Stellen der tiefste Teil
der die Leisten bildenden Falten membranös ist, durchsichtige Fenster im Grund der Parapsiden.
Von der Stelle, wo der zum Praephragma eingefaltete Vorderrand des Praescutums sich mit
den Parapsiden vereint, geht an beiden Seiten e i n T e r g a l a r m (TA) aus (s. Abb. 18). Der Vorderrand
des Tergalarms ist die geradlinige Fortsetzung des von außen sichtbaren Vorderrands des Praescutums
(Abb. 3); an der Basis ist der Arm schmal, er erweitert sich aber rasch und bildet einen nach
hinten gerichteten, ziemlich weichhäutigen spitzen Fortsatz aus, der, indem er sich zwischen das
Scutum (Sc) und das Praeepisternum (P Eps) einschiebt, bis zur Flügelbasis reicht. Am Ende trägt
der Fortsatz einen nach innen gerichteten Vorsprung und an diesem greift mittels einer Sehnenkappe
(SK) ein pleuraltergaler Muskel (II pm12) an (Abb. 18 und 21). Ventralwärts verschmälert sich der
Tergalarin wieder sehr rasch und ist an seinem Ende gelenkig mit dem pleuralsternalen Teil des Mesothorax
verbunden. So bildet , der Tergalarm, der allerdings auffallend lang und stark ist, ähnlich
wie bei den Lepidopteren der Tegulararm (W e b e r 1924) eine vordere Stütze für das Tergum und