
VI. Der Darm.
Da bei der Besprechung des Kopfes die Mundhöhle, die Mundpumpe und der-Pharynx schon
beschrieben wurden, kann die folgende Beschreibung des Darms mit dem Ösophagus beginnen.
Eine im ganzen getreue Darstellung des Aphidendarms hat schon W i t l a c z i l gegeben, doch
gehen seine Beobachtungen nicht sehr ins einzelne, vor allem fehlen Angaben über die Funktion
der Darmzellen völlig. Dasselbe gilt von der Arbeit von M a r c k , in der zudem nur der Darm der
Cocciden behandelt ist, der von dem der Aphiden in wesentlichen Punkten abweicht.
A. Der Ösophagus (Os).
Der Ösophagus, der die hintere Fortsetzung des Pharynx bildet, ist ein gleichmäßig dünner
SchlauH der vom Tentorium, in der Medianebene des Körpers zu einem flachen S gekrümmt (Abb. 23)
nach hinten geht und kurz vor der MesöfurCa in den Magen mündet.
Die Wand des Ösophagus ist dünn (Abb. 26 b), sie besteht aus einer Lage von ziemlich flachen
Zellen mit rundlichem Kern und feinkörnigem Plasma. Die' Zellen bilden, etwas ins Lumen d<-^<
phagus vorspringend, längslaufende Falten an dessen Innenfläche. An ihrer dem Lumen zugekehrten
Fläche tragen die Zellen, die übrigens, wie W i t l a c z i l schon betonte, keine deutlichen Zellgrenzen
erkennen lassen, eine dünne, chitinöse Cuticula (Cu), an ihrer basalen Fläche eine dünne, naSh
Ma l l o r y f ä r b u n g scharf blau tingiert heraustretende Tunica propria (Tpr), der außen spärliche
Ringmuskelfasern anliegem Die peristaltischen Bewegungen des Ösophagus sind gewiß geringfügig,
er bildet in der Hauptsache ein passives Leitungsrohr für die durch die Mundpumpe nach hinten
gepumpte Flüssigkeit.
Beim ungeflügelten Weibchen ist (TextAbb. 13) der Ösophagus relativ weiter als beim geflügelten
und, da der Magen weiter vorn liegt, auch kürzer. Im feineren Bau entspricht er aber dem Ösophagus
des geflügelten Weibchens.
B. Der Magen (M).
Der Magen ist der offenbar einzige sezernierende Teil des Blattlausdarms und gehört genetisch
zum Mitteldarm, während der Ösophagus den Vorderdarm darstellt. ,
Im ganzen betrachtet, bildet der Magen einen etwa eiförmigen Sack mit dünner Wand, beim
lebenden Tier ist er mit Flüssigkeit stets prall gefüllt (auch beim Hungertier). Beim geflügelten
Weibchen reicht der Magen (Abb. 23/24) vom bis zwischen die dorsoventralen Flugmuskeln I dvm2
hinein und wird von ihnen etwas komprimiert, so daß er von/oben gesehen, fast bimförmig erscheint.
Beim ungeflügelten Weibchen, wo keine Flugmuskeln den Thoraxraum beengen, reicht der Magen
viel weiter nach vom und füllt den ganzen Thorax aus, bei allen Tieren Hegt sein Vorderende tiefer
als das Hinterende. Auch in der Lage und Gestalt- des Magens und des Ösophagus zeigt sich also der
Einfluß des Flugvermögens und der mit ihm verbundenen besonderen Entwicklung des Thorax
und seiner Muskulatur.
Der Ösophagus geht in den Magen nicht, wie das von außen besonders beim geflügelten Weibchen
scheinen möchte, glatt über, sondern bildet eine in ähnlicher Form aifghbei anderen Insekten vorkommende
Einstülpung (Valvula cardiaca), die als Ventil wirkt und deshalb als Magenventil (MV)
bezeichnet werden sollt/Dieses wurde schon von W i t l a c z i l erkannt, aber nicht genauer untersucht.
. Wie Abb. 26 im Längsschnitt zeigt, ist das Magenventil ein doppelwandiger, kurzer Schlauch,
der vom Eingang des Magens aus in diesen hineinragt. Seine innere Wand ist die direkte Fortsetzung
Text-Abb. 13: Darm des ungeflügelten Weibchens von Aphis fabae in natürlicher Lagerung,
a) Von der Ventralseite gesehen, Körperumriß auf einer Seite durch eine dünne Linie angegeben.
b) Von links gesehen.
der Ösophaguswand, die am Mageneingang einen niedrigen Ringwulst (Wu) bildetil Die äußere Wand
des Ventils geht direkt in die Magenwand über.
Die i n n e r e W a n d des Ventils entspricht auch in ihrem feineren Bau der Ösophaguswand;
sie besteht aus einem Plattenepithel mit flachen Kernen, dem eine dünne Cuticula (Cur) fest auf-
Hegt und das fein längsgefaltet ist,
Die ä u ß e r e W a n d dagegen entspricht im Aufbau weder der Ösophaguswand.noch der Magenwand.
Nur ganz in der Nähe der Basis des Ventils ähneln die Epithelzeilen der Ventilwand (Epa)
einigermaßen den Zellen der Magenwand, weiter nach der Spitze des Ventils zu löst sich die Cuticula