in die Gattungen H o r m o m y i a , D i p l o s i s , C e c i d o m y i a , A s p h o n d y l i a , D i r h i z a ,
E p i d o s i s und A s y n ap t a , ein Verfahren, dem sich später R o n d a n i (2) ohne Erfolg widersetzt
hat. Es ist nicht zu bestreiten, daß die H. L o e w sehen Gattungen viel richtiger und schärfer
begrenzt sind, als diejenigen R o n d a n i s ; dennoch ist sein willkürliches Verfahren nicht zu billigen.
So behält er zwar den alten M e i g e n sehen Namen Cecidomyia bei, überträgt ihn aber auf Gallmücken,
welche von dem Typus pini, auf welche M e i g e n die Gattung gründete, sehr verschieden
sind und für welche R o n d a n i bereits den Namen D a s y n e u r a gewählt hatte. Der Begriff,
welchen M e i g e n mit dem Namen Cecidomyia ausdrücken wollte, deckt sich also keineswegs mit
demjenigen, den H. L o e w damit verband, und erst in neuerer Zeit kommt das Genus Cecidomyia
M e i g e n wieder in seiner ursprünglichen Bedeutung zur Geltung.
1846 errichtete R o n d - a n i auf die 1840 von P e r r i s beschriebene Cecidomyia urticae eine
neue Gattung P e r r i s i a , die er selbst 1860 (2) als unberechtigt wieder fallen läßt, während er
D a s y n e u r a aufrecht erhält. Er verbindet 1860 mit Dasyneura keinen anderen Begriff als 1840,
begrenzt die Gattung aber bestimmter und gibt eine allgemein bekannte Mücke (sisymbrii S c h r a n k )
als Typus an. D a s y n e u r a (1840) h a t demnach die Priorität vor Perrisia R d. (1846) und Cecidomyia
H. L w. (1860).
In der obenerwähnten Arbeit sowie in einigen später folgenden macht uns H. L o e w mit
einer Anzahl neuer Gallmücken bekannt und beschreibt auch viele neue Mückengallen. In enger
Anlehnung an ihn veröffentlicht 1853 W i n n e r t z seinen „Beitrag zu einer Monographie der Gallmücken“
(1). Er beschreibt die 139 ihm bekannten Gallmücken, von denen annähernd der vierte
Teil für die Wissenschaft neu war, widmet der Anordnung des Flügelgeäders ganz besonders Aufmerksamkeit,
unterscheidet bei den Diplosis-Äxten nach der Form der Fühlerglieder und der Flügelzeichnung
besondere Gruppen und gibt auch bei anderen Gattungen Merkmale an, die später zur
Abtrennung neuer Genera Anlaß gegeben haben. Unter dem Namen S p a n i o c e r a beschreibt er
eine neue Gallmückengattung, die vor ihm allerdings schon R o n d a n i als Brachyneura veröffentlicht
hatte. Gallmücken aus der Gruppe der Lestreminen erwähnt W i n n e r t z in seiner Monographie
nicht und ebensowenig die bereits 1846 -von ihm auf gestellte Gattung H e t e r o pe za.
Offenbar war er damals im Zweifel, ob Heteropeza überhaupt zu den Gallmücken gehöre, da H. L o e w
diese Gattung sowie die im Bernstein vorkommende Gattung Monodicrana H. L w. als auf der Grenze
zwischen Dipteren und coccusartigen Insekten stehend bezeichnet hatte.
Die von W i n n e r t z entworfenen Beschreibungen von Gallmücken sind bis in die neueste
Zeit als mustergültig anerkannt worden und auch die Angaben über die von ihm beobachtete Lebensweise
der Gallmücken sind ungemein zuverlässig. Er erkennt gewisse Gallmücken als Einmietler,
macht bereits auf die verschiedenartige Bildung des Analsegmentes einiger Gallmückenlarven aufmerksam
und gibt vorzügliche Abbildungen von Puppen, bei denen er die Scheitelbörstchen findet.
Gegenüber den großen Verdiensten, die sich W i n n e r t z um die Erforschung der Gallmücken
erworben hat, verschwinden die kleinen Irrtümer, die ihm unterlaufen sind. So z. B. hält er die
Taster aller Gallmücken für 4- und die Tarsen für ögliedrig, und an dieser irrigen Ansicht hält er
auch dann noch fest, nachdem M e i n e r t bereits auf die abweichenden Verhältnisse bei Miastor
aufmerksam gemacht hatte.
Schon 1847, also bereits vor dem Erscheinen der Hauptarbeiten von H. L o e w und Wi n n e r t z ,
gründete der englische Entomologe W e s t w o o d die Gattung R h a b d o p h a g a auf die bereits
von D u f o u r 1841 beschriebene Art saliciperda, die er aber viminalis nennt (Gardeners Chron,
p. 588). Auch diese Gattung ist erst in neuerer Zeit anerkannt worden. Trotzdem ist sie auch heute
noch eine der am schlechtesten charakterisierten Gattungen, die sich mit Sicherheit nicht von Dasyneura
unterscheiden läßt, und nur die Sucht der neueren Zeit, die alten Gattungen zu zersplittern,
hat dieser schlecht begrenzten Gattung zur Auferstehung verholfen.
Reicher als alle vorhergehenden ist die H. L o e w -W i n n e r t z sehe Epoche, die bis zum
Anfänge der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts reicht, an z. T. vorzüglichen Beobachtungen
und Arbeiten über Gallmücken. 1857 veröffentlicht L a b o u l b e n e eine meisterhafte Arbeit über
Cecidomyia papaveris W t z., welcher er zwanzig Jahre später eine ebenso vorzügliche über Diplosis
buxi folgen läßt. Noch in die Hauptwirkungszeit von W i n n e r t z fallen auch die Arbeiten von
P r i l l i e u x , dem wir eine vorzügliche Beschreibung der Galle von Poomyia poae verdanken;
1861 beschreibt I n c h b a l d unter dem Namen Cec. taxi den Erzeuger der Triebspitzendeformation
auf Taxus, v. H e y d e n seine Cec. lychnidis und in demselben Jahre erscheint die erste der vorzüglichen
Arbeiten über Cecidomyiden von G i r a u d , während v. F r a u e n f e l d bereits 1855 seine
erste Arbeit über Pflanzengallen veröffentlicht.
Uber hundert Jahre, nachdem De Geer eine zutreffende Abbildung der männlichen Genitalien
einer Gallmücke gibt, wird dieses Organ von dem amerikanischen Entomologen R i 1 e y bei Diplosis
pyrivora eingehender beschrieben. Durch die Entdeckung jener merkwürdigen viviparen Gallmückenlarven,
welche 1862 W a g n e r in Rußland auffand, werden viele Forscher zu Nachuntersuchungen
angeregt, so H. L o e w , P a g e n S t e c h e r , S i e b o l d , M e c z n i k o f f , L e u c k a r t,
H a n i n , und 1864 züchtet M e i n e r t aus pädogenetisch sich vermehrenden Larven seinen Miastor
metraloas, eine zur Verwandtschaft von Heteropeza W t z. und Monodicrana gehörende Gallmücke,
über deren Zugehörigkeit zu d.en Dipteren H. L o e w 1850 noch im Zweifel war. 1865 beschreibt
M e i n e r t die ebenfalls hierher gehörende Gattung Oligarces und 1870 die Gattung Pero. Im Jahre
1864 stellt S c h i n e r (Nr. 3) alle bis dahin beschriebenen Gallmücken zusammen, wobei er sich
im wesentlichen der H. L o e w sehen Auffassung anschließt. Im Jahre 1868 sichtet er noch einmal
die bis dahin beschriebenen Gallmückengattungen, von denen er 17 als berechtigt anerkennt,
nämlich Cecidomyia, Diplosis, Asphondylia, Hormomyia, Epidosis, Asynapta, Clinorhyncha, Lasi-
optera, Diomyza, Tritozyga, Spaniocera, Colpodia, Campylomyza, Lestremia, Catocha, Heteropeza
und Miastor mit zusammen 348 Arten1). Für die Familie der Gallmücken, die H. L o e w
als Tipularia gallicola bezeichnet, bringt er den Namen C e c i d o m y i d a e in Anwendung
und teilt diese in drei Unterfamilien C e c i d o m y i n a e , L e S t r e m i n a e und H et er o -
p e z i n a e .
Der S c h i n e r sehen Auffassung schließen sich im wesentlichen auch die Verfasser der Synopsis
Cecidomyidarum, v. B e r g e n s t a m m und P a u 1 L ö w 1), an, doch' richten sie das Genus Dirhiza
H. L o e w , das S c h i n e r mit Epidosis H. L o e w vereinigt hatte, wieder ein, und vereinigen die
Gattungen der S c h i n e r sehen Unterfamilie Heteropezinae wieder mit den Cecidomyinen. Diese
ungemein dankenswerte Arbeit gibt zunächst ein umfangreiches Verzeichnis der Literatur, an welches
sich eine Übersicht der Unterfamilien und der bis dahin bekannten Gattungen und Arten anschließt,
wobei bei den alphabetisch geordneten Arten die bis dahin erschienene Literatur angegeben wird.
Den. Schluß bildet eine Zusammenstellung derjenigen Arten, von denen nur die Lebensweise der
Larven bekannt ist.
1) Die von L i o y 1863 errichtete Gattung Cylindrocera (Atti Istit. Veneto v. 9, p. 503) ist identisch mit Asphondylia
H. L o e w .