
als Ansatzfläche; die durch sie hervorgerufene Teilung des Notums ist wohl kaum von morpho-
logischer Bedeutung.
Die seitliche Begrenzung des Pronotums ist nicht ganz scharf (Abb. 3), der Übergang in die lateral
zwischen das No tum und die Pleuren sich einschiebenden Membranen allmählich, doch gilt dies nur
von dem vorderen, dreieckigen Stück des Notums; denn nur dieses, das ziemlich stark gewölbt ist,
geht mit seiner Wölbung in die Wölbung der Pleura über; sein Vorderrand ist sogar bei den meisten
Individuen (geflügelt) gar nicht von der Pleura getrennt, wie Abb. 3 zeigt, es geht vielmehr eine
chitinige Brücke, die man aber wohl kaum dem „Tergalarm“ der geflügelten Segmente homolog
glauben darf, vom Tergum nach der Pleura. Bei den Cicaden ist diese Brücke viel besser ausgeprägt
( C r a m p t o n 1926, B e r 1 ese), sie erstreckt sich vom ganzen Dorsalrand der Pleura nach dem
Prono tum-Seitenrand und geht nach unten sogar zum Sternum über. Bei den Aphiden haben wir
in ihrem andersartigen Verhalten wohl eine sekundäre Abänderung zu erblicken, die mit der eigentümlich
entwickelten Muskulatur und der Bewegung des Kopf-Prothorax-Komplexes zusammenhängt
(s. p. 82). Jedenfalls ist eine starre tergalpleurale Verbindung im Prothorax im Gegensatz
zu den Aphiden schon bei relativ niedrigstehenden Pterygoten vorhanden (Orthopteren, Plecopteren)
und die Verhältnisse bei Cicada weisen darauf hin, daß ursprünglich die Rhynchoten sich nicht anders
verhielten; hat doch Cicada auch noch ( C r a m p t o n , B e r l e s e ) eine regelrechte Kehlplatte,
die bei den Aphiden zweifellos sekundär verloren ging. Es wurde oben schon gesagt, daß der Verlust
der Kehlplatte mit der geringen Beweglichkeit der sternal-pleuralen Partien des Komplexes Kopf-
Prothorax causal zusammenhängt. Diese bedingt aber andererseits wieder eine erhöhte Beweglichkeit
der tergalen Region gegen die pleurale und so mag es sich erklären, daß bei Cicada eine
tergalpleurale Verwachsung und eine Kehlplatte vorkommt, bei Aphis der fehlenden Kehlplatte
die teilweise Lösung der tergalpleuralen Verbindung entspricht.
Zwischen dem Hinterrand des Pronotums und dem Vorderrand des Mesono tums bildet das
P o s t t e r g i t eine Brücke. Es besteht aus einem Paar von länglichen Skleriten, die, wenn die
Membranen zwischen Meso- und Pronotum völlig gestreckt sind, beide Nota nicht berühren, aber
ihre völlige gegenseitige Annäherung verhindern, wenn die verbindenden Muskeln sich kontrahieren
und die Membranen falten. Hinter der Mitte sind die ziemlich stark vorgewölbten Sklerite eingeschnürt;
innen tragen sie am Hinterende einen kurzen nach oben gebogenen Haken, der mehreren
Muskeln zum Ansatz dient.
Beim ungeflügelten Weibchen ist das Pronotum einfacher gebaut als beim geflügelten, was mit
dem Ausbau des mesothorakalen Innenskeletts und der Ausbildung der Flugmuskulatur zusammenhängt.
Die innere Kante K t ist nicht so ausgeprägt wie beim geflügelten Weibchen; auch fehlt die
tergalpleurale Verbindung immer und die hintere Einbuchtung ist seichter. Dagegen findet sich das
Posttergit an derselben Stelle wie beim geflügelten Tier; man kann, insbesondere bei der Fundatrix
von Aphis mordmlkoi (Abb. 6), wo die Terga stark chitinisiert und pigmentiert sind, sehr deutlich
die Lage der Intersegmentalfurche erkennen und sieht, daß offenbar ein hinterer Teil des Protergums
membranös gebheben und nur an einer Stehe, eben dem Posttergit, chitinisiert wurde1. Ein Teil
desselben scheint allerdings auf das nächste Segment überzugreifen und man könnte daraus den
Schluß ziehen, daß das Posttergit, ähnlich wie der Komplex Postnotum—Phragma beiden Segmenten,
i) Hieraus geht übrigens hervor, daß die Membran zwischen Pro- und Mesonotum des geil. Tieres zum Protergum gehört, das
Mesopräphragma also auf der Segmentgrenze liegt.
an deren Grenze es liegt, angehört ( ». We b e r 1927). Daraus darf man a te r nicht den Schluß ziehen,
daß das Posttergit, das absichtlich mit 'diesem noch nicht gebrauchten Namen belegt wurde, den
Postnota der geflügelten Segmente homolog zu setzen ist. Man erkennt in Abb. 6, daß beim ungeflügelten
Tier sich solche Posttergite nicht nur am Hinterrand des Prothorax, sondern in ganz
entsprechender Porm auch an den Hinterrändern der folgenden Segmente fmden, aUerdings immer
mehr mit diesen verschmolzen. Vergleicht man mit Abb. 6 Abb. 3, so sieht man, daß im Abdomen
des geflügelten Weibchens an den entsprechenden Stellen kleine Plättchen liegen (Text-Ab . a, os ),
an denen aber nach Abb. 20 nicht etwa die dorsalen Intersegmentalmuskeln, sondern t o D m -
ventralmuskeln ansetzen. Ganz entsprechend verhalten sich auch-die Posttergite des ungeflugelten
Tiers Das spricht jedenfalls dagegen, daß die Posttergite als Homologa der Postnota und Phragmen
betrachtet werden, denn für diese ist typisch, daß sie die Ansatzstelle für die dorsalen Längsmuskeln
bilden Obendrein pflegen die Postnota sich nür in den flügeltragenden Segmenten und nur bei geflügelten
Tieren zu finden, die Ähnlichkeit der Posttergite. mit ihnen ist also nur eme Ähnlichkeit
der Lage, nicht der Entstehung (Näheres s. p. 89).
b) Die Pleura (Abb. 3, 4).
Die Propleura, die bei den Aphiden im Gegensatz zu Cicada ( C r a m p t o n 1926, B e r 1 e s e)
vom Sternum fast unabhängig ist, besteht aus einem im Umriß etwa ovalen, gewölbten Sklent,
das mit. dem vorderen dreieckigen Teil des Pronotums durch eine Membran so verbunden ist
daß die Wölbung der Pleura direkt in die Wölbung des Notums Ubergeht. Das genannte Sklent
wird durch eine Naht, die P l e u r a l n a h t (PIN) in einen vorderen Abschnitt das E p i -
s t e r n u m (Eps,) und einen hinteren Abschnitt; das E p i m e r u m (Epmt)I geteilt. Das ventrale
Ende der Pleuralnaht: bildet der p 1 e u r a 1 e H ü f t g e 1 e n k k o p f (pl HG), von dessen
Vorderfläehe nach vorn eine schmale, gebogene, am vorderen Hüftrand mit ihrem Ende, arti-
. kulierende Spange geht, die man als Rest der Subcoxa (s. p. 93) oder a l s T r o c h a n t m u s (It,)
deuten kann.
Das E p i s t e r n u m genannte Sklerit enthält, wie aus den Muskeluntersuchungen hervorgeht,
wahrscheinlich außer dem Episternum ¡1 str. noch einen Rest der ursprünglich davor gelegenen,
noch bei den Cicaden vorhandenen Kehlplatte, doch ist eine Abgrenzung beider Teile nicht mehr möglich,
auch die Muskelansätze können nicht dazu helfen, da sie offenbar sekundär nach hinten ge-
wandert sind.
Das E p im e r um ist besonders stark gewölbt und setzt sich als großenteils membranöser
Buckel auf die Ventralseite des Prothorax fort. Nur ein Teil der Hinterfläche dieses Buckels ist
chitinisiert und bildet so auch eine chitinöse, ventralwärts führende Fortsetzung des Epimerums,
die (im Sinne C r a m p t o n s) als postcoxale Brücke (pcx) bezeichnet werden soll, nach dem Sternum
überleitet und mit diesem verschmilzt (morphol. Bedeutung s. p. 93).
Der P 1 e u r a 1 n a h t , die als Einfaltung des Chitins der Pleura zu betrachten ist, entspricht
die P l e u r a l l e i s t e (P1L, Abb. 4 und 19), die ziemlich kräftig ist, am dorsalen Ende emen
starken, leicht gebogenen, nach innen und hinten gerichteten Fortsatz trägt und die Pleura gegen die
Wirkung der pleuralen Hüftmuskeln versteift, außerdem aber einer Anzahl von anderen Muskeln
Ansatz gewährt.
Beim ungeflügelten Weibchen ist der Bau der Pleura annähernd gleich wie heim geflügelten.