nicht häufig zu sein scheinen. Während bei der vorher genannten Mücke der mittlere Zahn der dreiteiligen
Gräte stets der kürzeste ist, sind bei ähnlich gebauten Gräten anderer Arten die drei Zähne
gleich lang oder der mittlere Zahn ist der längste (Fig. 42 Nr. 12, 14, 15). Bei europäischen Arten
scheinen dreizähnige Gräten vorzugsweise bei den Lestreminen vorzukommen, während sie bei
tropischen Arten auch bei den Cecidomyinen nicht selten sind. Zuweilen sind bei ein und derselben
Art die beiden seitlichen Zähne bald stärker, bald schwächer entwickelt, unter Umständen verschwinden
die seitlichen Zähne fast ganz, so daß die Gräte einzähnig erscheint (Fig. 42 Nr. 16). Während
bei der in Fig. 39 Nr. 16 abgebildeten Gräte die einzähnige die Ausnahme bildet, tr itt sie bei anderen
Arten, so z. B. bei Dichrona gallarum, Kiefferia pimpinellae, Poomyia bimaculata, Winnertzia fusca,
Colpodia anomala u. a., als Regel auf. Bei derartigen Gräten ist die vordere Verbreiterung des Grätenstieles
bald vorhanden, bald fehlt sie wie in Fig. 42 Nr. 4. In der Regel liegen die Zähne der dreiteiligen
Gräte in derselben Ebene (Fig. 42 Nr. 12 und 15), seltener steht der mittlere Zahn stärker
ab als die beiden seitlichen wie in Fig. 42 Nr. 14. Zur Vergrößerung der Widerstandskraft findet
sich zwischen den Zähnen zuweilen noch ein mehr oder weniger dickes Verbindungsstück (Fig. 42
Nr. 12), das auch an der Basis zweiteiliger Gräten Vorkommen kann. Durch nochmalige Teilung der
Zähne der zweiteiligen Gräte wird diese vierzähnig. Der Beginn einer derartigen Teilung findet sich
bei Dasyneura löm (Fr. Lw.)’( = capsulae Kffr.) (Fig. 42 Nr. 24). Bei manchen Individuen dieser
Art besitzt jeder Grätenzahn an seiner inneren Seite ein kleines, spitzes Zähnchen, während bei
anderen an dieser Stelle nur ein stumpfer Höcker vorhanden ist. Zuweilen finden sich beide Formen
bei demselben Tiere; der eine Zahn ist dann deutlich zweispitzig, der andere nicht. Regelmäßig tr itt
diese Teilung der beiden Grätenzähne bei den Vertretern der verwandten Gattungen Asphondylia,
Ischnonyx und Gisonöbasis auf. Hier sind zuweilen die so gebildeten 4 Zähne wieder geteilt (Fig. 42
Nr. 19).
Findet sich der Einschnitt der Grätenzähne nicht wie bei Dasyneura löwi und den erwähnten
Asphondylidi-Gattungen an der inneren Seite der Zähne, sondern an der äußeren, so entstehen Grätenformen
wie in Fig. 42 Nr. 13. Bei der Larve von Apiomyia bergenstammi haben sich auf diese Weise
4 fast gleichlange Zähne gebildet (Fig. 42 Nr. 2 2 ).
Seltener als die vierteiligen Gräten sind die fünf- und mehrteiligen. Eine fünfteilige Gräte ist
bisher nur bei einer brasilianischen Lasiopteride (Fig. 42 Nr. 17), Alycaulus mikaniae Rübs. bekannt
geworden und ebenso vereinzelt steht bisher die Gräte von Braueriellae phillyreae Fr. Lw.,
einer südeuropäischen Cecidomyide, von der in Fig. 42 Nr; 23 eine Kopie nach K i e f f e r gegeben
ist.
In der Regel sind die Grätenzähne platt, vorne und an den Seiten mehr oder weniger scharf
und nach hinten an Dicke zunehmend. Seltener sind annähernd drehrunde Grätenzähne (Fig. 42
Nr. 18), zuweilen zieht sich von der Spitze des Grätenzahns nach hinten, zur vorderen Verbreiterung
des Grätenstiels oder.noch über sie hinaus ein scharfer, zur Fläche der Gräte mehr oder weniger
senkrecht stehender Längsgrat (Fig. 42 Nr. 10), der bei Helicomyia pierrei an einer bestimmten Stelle
die Form eines stark vorspringenden, meist wellig gebogenen, scharfen Zahnes annimmt und sich
bei dieser Art zuweilen so abnutzt, daß von dem Längsgrat auf der vorderen Verbreiterung des
Grätenstiels nur Reste in Form zweier mehr oder weniger senkrecht abstehender Zähne übrig bleiben.
Auch die Gestalt der vorderen Grätenzähne ändert sich zuweilen durch Abnutzung infolge
der mit der Gräte verrichteten Arbeit, also vorzugsweise bei den Arten, die in hartwandigen Gallen
leben und die Gräte als Bohrapparat benutzen, wie dies z. B. bei Hel/icomyia pierrei und Rhabdophaga
saliciperda der Fall ist. Bei derartigen Larven nutzen sich zuweilen die Grätenzähne fast bis zu
ihrer Basis ab oder die Zähne brechen sogar ab.
Eine von allen anderen ganz abweichend gebaute Gräte findet sich in Brasilien bei einer in sehr
großen und tiefen Blattausstülpungen auf Polypodium lebenden Gallmückenlarve. Auf einer hinten
gerundeten, nach vorne dreieckig zulaufenden Platte erhebt sich am hinteren Ende ein halbkreisförmig
nach hinten vorgewölbter Grat, der in mehrere nach oben und vorne. gerichtete scharfe,
spitze Zähne ausläuft. Gestützt wird dieser gezähnte Querwulst durch einen vorne abdachenden
und mit zahnartigem Vorsprunge endenden Längskiel, zu dessen Seiten sich in der Grundplatte
die beiden Sternalpapillen befinden (Fig. 42 Nr. 25).
Bei manchen Arten ist, offenbar infolge veränderter Lebensweise, die Gräte und besonders der
Stiel in Rückbildung begriffen. So fehlt sie manchen vagierenden Arten vollkommen oder sie ist
nur schwach entwickelt und besonders der Stiel sehr blaß und in der Form sehr unbestimmt, wie
z. B. bei vielen mycophagen Arten, bei denen der Stiel hin und her gebogen ist. Auch bei festsitzenden
Arten, bei denen die Gräte nicht zum Bohren benutzt wird, ist sie zuweilen stark verkümmert oder
fehlt ganz, wie z. B. bei gewissen zwischen den Schuppen deformierter Knospen auf Salix lebenden
Larven, bei denen von der Gräte nur noch zwei winzige, blasse Zähnchen übrig sind, deren Auffindung
mit Schwierigkeit verbunden ist. Andererseits verdient auch die Tatsache Erwähnung, daß bei
manchen in geschlossenen Gallen lebenden Arten, so z. B. beim Subtribus Rhopalomyina die Gräte
regelmäßig fehlt, während sie bei anderen Arten, bei denen sie als Bohrapparat sicher keine Verwendung
findet, sehr kräftig entwickelt ist. Bei den Rhopalomyina-Arten
übernimmt die Puppe die Bohrarbeit und bei den zuletzt genannten Arten
wird die Gräte vielleicht zur Durchbrechung des Cocons benutzt oder sie
dient anderen Zwecken. Daß die Gräte bei springenden Larven als Fortbewegungsorgan
dient, unterliegt keinem Zweifel (vergl. hierüber das Kapitel
über die Lebensweise der Gallmücken!). Auch ist die Behauptung-auf gestellt
worden, daß sich die Larve der Gräte bedient, um sich in der Galle oder im
Cocon umzudrehen. M i k hält es für möglich, daß die Gräte bei Anfertigung
des Cocons benutzt wird, und endlich ist die Ansicht geäußert worden, daß
die Larve mit Hilfe der Gräte die Pflanze verletze, um so leichter zu den
Säften derselben zu gelangen. Von allen diesen Ansichten ist tatsächlich nur
bewiesen, daß die Gräte als Bohrapparat und zur Fortbewegung dient.
Trotz aller individuellen Formänderungen, trotz aller durch die Entwicklung
der Larve bedingten oder durch Parasiten bewirkten Veränderungen der
UL
Gräte finden sich doch auch für die Art, Gattung oder Gruppe beständige
Merkmale, die zur Charakterisierung der Larve von Bedeutung sind. Diese
Merkmale nur durch Worte zum Ausdruck zu bringen, ist allerdings oft
kaum möglich. R ü b s a a m e n hat daher bereits früher auf die für die
Beurteilung der Gräte wichtigsten Verhältnisse hingewiesen, die sich zum
Teil recht wohl durch Zahlen ausdrücken lassen (vergl. Marcellia v. 4, 1905,
p. 67 und Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. v. 11, 19Ö6, p. 197). Wie sich aus Fig. 43 ergibt, wird der Einfachheit
Fig. 43. Brustgräte der
Larve von Putoniella mar-
supialis F. Lw.
halber die Gesamtlänge der Gräte mit I bezeichnet, die Länge der Zähne, gemessen an dem
Einschnitt zwischen ihnen mit II, die Entfernung der Zahnspitzen voneinander mit III, die größte
Breite des vorderen, verbreiterten. Teiles des Stieles mit IV, die größte Breite des vorderen Teiles