sich also im Stadium der Sekretbildung nicht mit Hämatoxylin, müssen demnach auch eine stoffliche
Umwandlung durchgemacht haben.
Das nächste Stadium ist das der S e k r e t a b s c h n ü r u n g (Abb. 28 c, 29 b). Hier bleibt
der Kern gleich wie beim vorhergehenden Stadium; der Nucleolus ist wie dort kugelig. Die Maschen
des alveolären Teils werden aber jetzt noch viel größer; der lichte, mit Weigert-Eosin rosa gefärbte
Teil nimmt nun die ganze apikale Hälfte der Zelle ein und bildet, indem der noch im Schwellungsstadium
bestehende Grenzsaum sich auflöst, einen vorspringenden, meist kugeligen, nicht ganz scharf
begrenzten Sekretballen (Ba). Dieser Sekretballen, der zweifellos durch Auflösung des Netzes aus dem
apikalen angeschwollenen Teil der Zelle selbst sich bildet (s. Abb. 29 b), ist anfangs gleichmäßig feinkörnig
(Abb. 28 c); nach Purp.-Napht.-Färbung erscheint er sehr hellgrün, fast farblos, nach Weigert
Eosin rosa. Bald löst er sich in einzelne Sekretschollen auf (Abb. 29 c), die zunächst am Grund
noch Zusammenhängen und ohne scharfe Grenze in den alveolären Teil der Zelle übergehen.
Das nächste Stadium, das der S e k r e t a b s t o ß u n g , zeigt zunächst (Abb. 28 d, rechts)
die Bildung einer unscharfen Grenze zwischen dem alveolären Teil und dem Sekretballen. Bald wird
diese Grenze scharf und bildet sich zu einem neuen deutlichen Grenzsaum, wie er im Ruhestadium
vorhanden war (Abb. 28 d links, 29 c). Der alveoläre Teil bleibt aber zunächst noch weitmaschiger
als bei der ruhenden Zelle. Das Sekret wird durch die Bildung des neuen Grenzsaums völlig vom
Zellkörper abgeschnitten und, indem es vollends in Schollen zerfällt (Abb. 29 c) in den Hohlraum
des Magens abgestoßen, wo die Schollen eine Zeitlang als eosinrote Partikel noch zu sehen sind, bald
aber offenbar verflüssigt werden und mit dem Nahrungssaft zu einer gleichmäßigen, durch die Wirkung
der Fixierungsflüssigkeit feinkörnig ausfallenden, mit Eosin färbbaren Flüssigkeit zusammentreten.
Der Kern h a t während dieser Vorgänge sich ebenfalls wieder verändert, er ist wieder flacher
geworden, das Kerngerüst beginnt, von der Kernmembran her feiner werdend, die Regeneration,
der Nucleolus wird größer, bekommt unregelmäßige Umrisse und Lücken und löst sich offenbar auf,
wenigstens ist er in den folgenden Stadien nicht mehr zu sehen.
Diese folgenden Stadien leiten allmählich zum Ruhestadium über, .der alveoläre Teil wird feinmaschig,
die Zellen sinken zusammen, erreichen ein Minimum der Höhenausdehnung und werden
dann, indem sie ins Ruhestadium eintreten, wieder etwas höher, so wie in Abb. 28 a.
D i e Z e l l e n d e r M a g e n w ä n d e s c h n ü r e n a l s o , i n d e m s i e h ö h e r w e r d e n
u n d e i n e n b a l l e n f ö r m i g e n A u s w u c h s b i l d e n , d i e s e n S e k r e t b a l l e n ab
u n d b i l d e n s i c h d a n n a u s d em b a s a l e n T e i l w i e d e r neu. Die chemische Zusammensetzung
des Sekretballens ist, wie seine Färbbarkeit mit Eosin im Gegensatz zu dem mit
Hämatoxylin färbbaren Basalteil zeigt, verschieden von der des letzteren. Die Sekretbildung geht
mit einer Änderung der chemischen Reaktion des Plasmas Hand in Hand.
Es wurde oben schon angedeutet, daß nicht die ganze Magenwand gleichzeitig und gleichmäßig
a r beitet, jedes 1 ’ier, das von der Pflanze weg fixiert und geschnitten wurde, zeigte vielmehr einen
ändern Teil des Magens in Aktion. Um darüber genauere Daten zu erhalten, wurden Hungertiere
an Rübenpflanzen gesetzt und nach verschiedenen Zeiten abgenommen und fixiert. Vorher war bei
jedem Exemplar festgestellt worden, ob es tatsächlich von Anfang an gesogen hatte.
Auf den Schnitten (sagittale Längsschnitte) wurde dann festgestellt, in welchem Funktionszustand
der Magen sich befand, Text-Abb. 14 zeigt die Resultate dieser Untersuchungen im Diagramm.
In der Abbildung sind die Teile der Magenwand, die im Stadium der Sekretabschnürung sich befanden,
schwarz angegeben, die im Stadium der Schwellung befindlichen wagerecht, schraffiert, die
im Stadium der Sekretabstoßung befindlichen gekreuzt schraffiert. Man sieht, daß etwa eine
Viertelstunde nach Beginn der Nahrungsaufnahme der dem Ösophagus zunächst gelegene Teil
des Magens das Stadium der Sekretabschnürung erreicht hat. 20 Minuten
mag es im ganzen dauern, bis hier die Sekretabstoßung einsetzt, nach
30 Minuten (b) ist schon wieder das Ruhestadium erreicht und nicht
ganz nach einer Stunde beginnt die Sekretabstoßung an dieser Stelle von
neuem. W ä h r e n d d e r N a h r u n g s a u f n a h m e l ä u f t a l s o
s t ä n d i g e i n e v o n v o r n n a c h h i n t e n g e r i c h t e t e S e k
r e t i o n s w e l l e ü b e r d i e M a g e n w a n d , u n g e f ä h r i n
A b s t ä n d e n v o n j e e i n e r S t u n d e t r i t t j e d e r T e i l d e s
Ma g e n s i m m e r w i e d e r i n A k t i o n . Wird die Nahrungsaufnahme
unterbrochen, so hört (nach welcher Zeit, wurde nicht genau festgestellt,
sicher aber innerhalb 24 Stunden) die Sekretion auf; die Zellen
der Magenwand bleiben sämtlich im Ruhestadium, um sofort, vom Vorder-
ende des Magens an wieder mit der Sekretbildung und -Abstoßung zu beginnen,
sowie wieder Nahrung auf genommen wird.
Es besteht also zwischen Nahrungsaufnahme und Sekretion der übliche
Zusammenhang, eigentümlich ist nur, daß nicht, wie sonst üblich,
wenn Nahrung auf genommen wurde, die ganze Magenwand zugleich arbeitet
und einen Sekreterguß bildet, um dann nach einer Ruhepause einen weiteren
Sekretschub zu liefern, daß vielmehr die Sekretion in Wellen über die
Magenwand läuft und so ununterbrochen vor sich geht. Da aber jeder Teil
des Magens seine Ruhepausen und von ihnen unterbrochenen Sekretschub
hat, unterscheidet sich diese Art von Sekretion nicht prinzipiell von der
sonst üblichen. In der Wirkung ist sie jedoch von ihr sehr verschieden,
insofern als in den Magen sich s t ä n d i g Sekret ergießt. D i e s e r
s t ä n d i g e S e k r e t e r g u ß , d e r n u r m i t d e r N a h r u n g s a
u f n a h m e z u s a m m e n s t o c k t , e n t s p r i c h t d e m l a n g a
n d a u e r n d e n , u n u n t e r b r o c h e n e n S a u g e n , d e m
s t ä n d i g z u f l i e ß e n d e n N a h r u n g s s t r o m , während die
schubweise Sekretion, die die normale ist, der zeitlich eng begrenzten
Aufnahme von Nahrung in Gestalt von bestimmten „Mahlzeiten“ entspricht.
Ob sich die Magenwand während der Häutungen anders verhält als
gewöhnlich, konnte nicht festgestellt werden, ebenso fehlen mir Anhaltspunkte
für die Lösung der Frage, ob die Magenzellen unbeschränkt sich
sogen hat. Gekreuzt schraffiert
sind die Teile des Magens, die
im Stadium der Sekretbildung
im Stadium
schraffiert im Stadiun
aus sich selbst erneuern oder ob sie, wie das bei anderen Insekten der
Sekretabstoßung.
Fall ist, von Zeit zu Zeit durch neugebildete Zellen ersetzt werden. Meine
zahlreichen Präparate lassen jedenfalls keine Spur eines auf die letztere Möglichkeit hinweisenden
Vorgangs erkennen.
Es ist nicht anzunehmen, daß die Magenzellen in den Sekretionspausen resorptorisch tätig sind,
wie das bei anderen Insekten der Fall ist (n. D e e g e n e r bei Raupen). Die Resorption besorgt
der Dünndarm, der ja ebenfalls noch Mitteldarm ist.
Zoologiea, Heft 76. 14