große zur Voraussetzung hat. In den Versuchen (J 1—J 29) wurden kleine Kugeln von verschiedener
Größe von der Wirtslarve abgenommen und isoliert. Da ihnen eine weitere Nahrungsaufnahme unmöglich
war, wurde das Wachstum sistiert. Trotzdem aber brachten sie Jungmilben hervor. Die
kleinste Kugel, die noch Jungmilben produzierte, war Versuch J 2 mit einer Kugelgröße von 213 ¿t.
Hier mag etwa die untere Grenze liegen. Aber man muß berücksichtigen, daß dieses die kleinsten
K u g e l s t . a d i e n sind. Beim Zitronenstadium habe ich bisher noch keine Jungmilben feststellen
können. Interessant ist, daß diese kleinen Kugeln zwar in der Lage sind, normale Jungmilben,
d wie hervorzubringen — nicht einmal die Größe dieser Jungmilben weicht stark ab von der Größe
der von Kapitalkugeln geborenen Tiere -flpdaß aber die Zahl der von diesen kleinen Kugeln gebotenen
Jungmilben sehr gering ist, wie Tabelle 6 zeigt.
Diese Fähigkeit, selbst als Zwergkugelweibchen Eier zum Keifen zu bringen und Jungmilben
zu gebären, ist für die Arterhaltung von geradezu vitaler Bedeutung. In der Natur wird nämlich
die Höchstgrenze für die Kugelgröße nur selten erreicht, und zwar dann, wenn ein Tier optimale
Ernährungsbedingungen vorfindet, wenn also beispielsweise nur eine einzige Milbe oder nur wenige
Milben sich auf einer kleinen Insektenlarve zu Kugeln entwickeln können. Das ist aber sicherlich
in der Natur nicht oft der Fall. Meist sitzen auf der Insektenlarve die Milben eine dicht neben der
ändern (Fig. 7). Ich habe mehrfach genaue Auszählungen vorgenommen und festgestellt, daß auf
einer einzigen kleinen Mottenraupe häufig über 100 Kugelmilben saßen. Ich führe hier einige Resultate
von solchen Auszählversuchen an (Wirtslarve war immer die Raupe von Tineola bis.):
76, 77, 104, 114, 153, 164, 166, 178.
Als Höchstzahl fand ich also 178 Kugeln auf e i n e r T-meoia-Raupe. Dann erreichen die Kugeln
natürlich nicht ihre .volle Größe, sondern bleiben klein. Mehrfache Messungen zeigten, daß die
Kugeln bei einer solch dichten Besiedelung der Wirtslarve durchschnittlich eine Größe von nicht
mehr als 300—400 /« im Durchmesser erlangten, also nicht einmal die Hälfte der maximalen. Größe.
Manche Kugel mag diese Größe nicht einmal erreicht haben. Trotzdem bekommen diese kleinen
Kugeln Junge, wenn auch recht wenige.
Hier seien 3 Beispiele angeführt:
1. Auf einer Mottenraupe saßen 131—134 kleine Kugeln. Sie produzierten insgesamt 978
junge $, das macht auf jede Kugel durchschnittlich 7,3 junge $.
2. Auf einer Mottenraupe saßen 151 kleine Kugeln. Sie produzierten insgesamt 926 junge. $,
das macht auf jede Kugel 6,1
3. Auf einer Mottenraupe produzierten 163 kleine Kugeln 1069 weibliche Milben, das macht
auf jede Kugel durchschnittlich 6,6
Müßte die Kugel ihre volle Größe zum Gebären von jungen Tieren erreichen, so würde die Arterhaltung
schwer gefährdet. Denn gerade bei starker Infektion der Wirtslarven würde kein Tier
zur Fortpflanzung kommen.
Wir haben hier ein schönes Beispiel für das eigenartige Abhängigkeitsverhältnis des Parasiten
vom Wirtstier. Ja , man kann sagen, daß einer gegebenen Anzahl Wirtstiere ^N a h ru n g eine bestimmte
Nachkommenzahl des Parasiten entspricht. Dafür ein Beispiel:
Die Milben haben sich so stark vermehrt, daß auf jeder Wirtslarve sich durchschnittlich
150 Milben ansiedeln und zu Kugeln entwickeln müssen. Da nach den oben angeführten Versuchen
jede Kugel durchschnittlich etwa 7 Junge produziert, so wäre die Nachkommenschaft der 150 Kugeln
rund 1000 Junge. Ist die Vermehrung der Milben aber schwach, so daß auf eine Wirtslarve nur
5—10 Milben entfallen, so können diese wenigen Tiere im günstigen Falle genau so viele Jungtiere
hervorbringen wie die 150 kleinen Kugeln. Der Endeffekt ist also, eine gegebene Zahl Wirtstiere =
Nahrung vorausgesetzt, der gleiche.
Bei Uber Vermehrung des Parasiten tritt so für gewöhnlich nur. ein momentanes Anschwellen
der Individuenzahl der Art ein, um schon, wenn diese Generation zur Fortpflanzung schreitet,
in die alten Grenzen zurückzutreten.
Zahlenverhältnis der Geschlechter.
Es soll hier das Zahlenverhältnis im Auftreten der Geschlechter etwas eingehender besprochen
werden, zumal in der Literatur bisher genaue Daten darüber fehlen.
Bemerkenswert ist, daß die d im Vergleich zu den $ in nur sehr geringer Zahl auftreten. W i 1-
d e r m o u t h schon gibt die Zahl der von einem ? geborenend durchschnittlich auf 3—8 an. Tabelle 2
und 3 (bei 25 und bei Zimmertemperatur) geben hierzu eine Übersicht in absoluten Zahlen und
Prozentzahlen.
Für die Versuche bei 25° ist die niedrigste Prozentzahl 1,6 bei XXV25, die höchste Prozentzahl
9,1 bei XIX25 [mit Ausnahme von XV25 mit 55,3 % und XVIL* mit 18,2 %. (Erklärung dafür siehe
p. 50)]. In absoluten Zahlen fand ich als Minimum bei XI25 1 d bei der Gesamtzahl von 32 Tieren,
als Maximum bei XX25 14 d bei der Gesamtzahl von 199 Tieren.
Für die Versuche bei Zimmertemperatur ist die niedrigste Prozentzahl 1,8 bei Z XII, die höchste
Prozentzahl 10 bei Z IX. In absoluten Zahlen fand ich als Minimum bei Z VIII und bei Z IX je 2 d
bei der Gesamtzahl von 86 und 20 Tieren, als Maximum bei Z II I 12d bei der .Gesamtzahl von 240 Tieren.
Insgesamt waren
bei 25° *) von 2904 Jungmilben 110 d B $,79 %,
bei Zimmertemperatur2) „ 4382 „ 156 d = 3,56 %
von 7286 Jungmilben 266 d-
Diese Daten zeigen,
1. daß die d im Vergleich zu den $ nur in verschwindender Anzahl auftreten,
2. daß bei Zimmertemperatur und bei 25° konst. Temp. die Prozentzahlen der d annähernd
die gleichen sind. Daraus geht deutlich hervor, daß die Anzahl der d nicht durch verschiedene
Temperatur bedingt ist, dafür stimmen die Zahlen bei 25° konst. Temp. und
die bei Zimmertemperatur zu gut überein.
Man könnte nun geneigt sein, anzunehmen, daß das Zahlenverhältnis der d durchschnittlich
ein absolut konstantes sei und etwa 4 % betrage. Das ist aber keineswegs der Fall, wie Tabelle 6
(J 1—J 29) klar zeigt.
In diesen Versuchen handelt es sich um kleine isolierte Kugeln von deT Kugelgröße 213—511 ¡u
Durchmesser. Hier ist die geringste Prozentzahl der d 4 bei J 26, die höchste 100 bei J 2. Der
Durchschnitt sämtlicher Prozentzahlen beträgt hier rund 24.
*) Ausgenommen Versuch XV25 und XVII25.
2) Hier wurden nicht nur die Versuche verwendet, die in Tabelle 3 angeführt sind, sondern auch weiteres Material, das in den
Tabellen keinen Niederschlag gefunden hat.
Zoologica. Heft 74. e