ohne Frage eine Sonderstellung einnehmen, wird durch Aufstellung einer Asphondylia-Cioopps, in
welcher die Gattungen Hormomyia, Cystiphora, Oligotrophus usw. Aufnahme finden, kaum verbessert.
F e i t (Journ. New York Ent. Soc. v, 19, 1911, p. 31—62) behält diese verfehlte Einteilung
im wesentlichen bei, errichtet aber für die Arten aus der Verwandtschaft von Oligotrophus eine besondere
Gruppe, stellt Cystiphora zur Dasyneura-Gruppe und vereinigt Hormomyia wieder mit der
Diplosis-Gruppe (Cecidomyaria), zu der sie ohne Zweifel gehört.
ß i i b s a a m e n hat 1912 nachgewiesen, daß die Trennung der Arten aus der Verwandtschaft
von Dasyneura und Oligotrophus nicht empfehlenswert ist, und K i e f f e r hat dementsprechend
(G. J . C.) beide Gruppen wieder vereinigt; doch errichtete er nunmehr eine neue Gruppe Brachy-
neurariae, in welcher er Gattungen vereinigt * die ohne Zweifel viel größere Verwandtschaft zu
Gattungen anderer Gruppen haben als untereinander. Manche dieser .Gattungen erinnern sehr an
die Lasiopterarien, andere an Asphondylarien. F e i t stellt a. a. 0. Rhizomyia Kffr, und Cocco-
morpha Rübs. zu den Dasyneurarien, Acroectasis Rübs. zu den Asphondylien, Gonioclema Skuse
zu den Porrycondylarien (= Epidosarien), Mikiola zu den Oligotropharien.
R ü b s a a m e n wies bereits 1917 (Sitzungsb. Ges. naturf. Freunde Berlin p. 56, 57) darauf
hin, daß diese Gruppe wenigstens im Sinne K i e f f e r s unhaltbar ist. Als Unterscheidungsmerkmal
zwischen den Oligotropharien und Brachyneurarien wird angegeben, daß bei den ersteren die obere
Lamelle der Legeröhre einfach, bei den letzteren hingegen geteilt sei. Aber auch bei manchen Arten
der Oligotropharien ist die obere Lamelle teilweise geteilt. Bei Schmidtiella ist die Teilung nahezu
vollkommen, so daß man auf Grund dieses Merkmales die Gattung zu den Brachyneurarien stellen
müßte, während sie doch unzweifelhaft zur nächsten Verwandtschaft von Oligotrophus gehört. Auch
bei den Cecidomyarien kommen Gattungen vor, bei denen die Teilung der oberen Lamelle keine
vollständige ist, ohne daß jemand daran denkt; für diese Arten eine besondere Gruppe einzurichten,
Bei den Oligotropharien im K i e f f e r sehen Sinne ist allerdings die Legeröhre weit vorstreckbar,
bei den Brachyneurarien nicht. Aber auch bei den Cecidomyarien findet sich derselbe Unterschied
im Bau der Legeröhre, so daß kein Grund besteht, für die Oligotropharien mit verkürzter Legeröhre
eine besondere Gruppe zu bilden. Soweit die Lebensweise der Brachyneurarien im K i e f f e r sehen
Sinne bekannt ist, kommen als Gallenerzeuger oder Gallenbewohner nur wenige Arten in Betracht.
Von deutschen Arten ist nur Mikiola fagi Htg. Gallenerzeuger, während Prolauthia circumdata Wtz.,
Phaenolauthia cardui Kffr, und aeerina Gir. auf lebenden Pflanzen in oder in der Nähe von Gallen
leben. Die Verwandtschaft dieser Arten mit den Oligotropharien ist so groß, daß die Autoren dieser
Arten sie zum Teil sogar in die Gattung Oecidomyia H. Lw. einreihten.
In den Tropen kommen aller Wahrscheinlichkeit nach noch viele Arten als echte Gallenerzeuger
vor. So hat R ü b s a a m e n z. B. unter den wenigen von U 1 e in Brasilien gezüchteten Gallmücken
zwei als Gallenbildner feststellen können, nämlich Haplopalpus serjaneae und Alycaulus mikaniae,
von denen die erstere mit. Mikiola verwandt ist und zu den Oligotropharien gehört, während die
letztere eine Lasiopterarie ist (cfr. Sitzungsb. Ges. naturf. Fr. 1915, p. 473 478).
Im Nachfolgendeil wurden diejenigen deutschen Arten der K i e f f e r sehen Gruppe Brachy-
neuraria, welche Erzeuger oder Bewohner von Gallen sind, wieder zu den Dasyneurarien gestellt, zu
denen sie auch gehören, die nicht in Gallen lebenden Arten haben hingegen keine Berücksichtigung
gefunden.
Auch innerhalb der Gruppen lassen sich wieder natürliche Abteilungen unterscheiden, die oft
von Gattungen gebildet werden, welche durch Zersplitterung älterer Gattungen entstanden sind.
Daß unter diesen Abteilungen Übergänge vorhanden sind, ist nicht zu verkennen; aber auch zwischen
den Gruppen der Lasiopterarien, Oligotropharien, Asphondylarien, Cecidomyarien und Porricondy-
larien bestehen derartige Übergänge. Die älteste dieser Gruppen ist offenbar die zuletzt genannte,
die zu den Campylomyzinen hinüberleitet. F r. L ö w hielt seine Epidosis nigripes für ein Ubergangsglied
zwischen Dirhiza und Epidosis, während wir heute wissen, daß diese Art zur zweiten Abteilung
der Asphondylia-CxTuppe gehört, deren Habitus etwas an die Cecidomyarien erinnert. Bei den südamerikanischen
Gattungen Lopesia und Lopesitlla ist die Querader zwischen Cubitus und Radius
ebenso schief und das vor der Querader liegende Stück des ersteren so stark S-förmig geschwungen
wie bei manchen Porricondylarien.
Auch die Bildung der weiblichen Genitalien vieler Cecidomyarien, so z. B. der ganzen Abteilung
Clinodiplosis, erinnert sehr an diejenige der Porricondylarien, während zwischen letzteren und den
Oligotropharien und Lasiopterarien weniger Berührungspunkte vorhanden sind. Von den Oligotropharien
leiten die Gruppen 3 und 4 mit behaartem Vorderrand des Flügels, nämlich die Verwandtschaft
von Oligotrophus und Poomyia, hinüber zu den Cecidomyarien, denen aber Oligotrophus noch
näher zu stehen scheint als Poomyia. Das Verbindungsglied zwischen beiden Gruppen stellen diejenigen
Cecidomyarien dar, bei denen das charakteristische Gruppenmerlanal, die Zweiknotigkeit
der männlichen Fühlerglieder, verschwunden ist, das sind die Mücken aus der Verwandtschaft von
Monodiplosis und Massalongia, die in vieler Hinsicht mit gewissen Oligotropharien eine große Ähnlichkeit
haben.
Daß man hinsichtlich der Zersplitterung der alten Gattungen der Cecidomyiden zuweilen
offenbar zu weit gegangen ist, wurde schon im 1. Kapitel hervorgehoben. Daß viele dieser Gattungen
nur auf eine Art gegründet sind, scheint von geringer Bedeutung. Von derartigen Gattungen sind
vielfach inzwischen noch weitere Arten aufgefunden worden, und es steht zu erwarten, daß solche
Funde auch noch weiter erfolgen werden. Schlimmer schon ist es, daß viele Gattungen nur auf das
eine Geschlecht gegründet sind, so daß es unmöglich ist, die Gattungszugehörigkeit zu bestimmen,
wenn zufällig nur das andere Geschlecht einer Art gefunden wird. Dazu kommt, daß viele Gattungen
sich von ihren Verwandten nur durch ein einziges Merkmal unterscheiden, und es ist zu befürchten,
daß dieses Merkmal zuweilen veränderlich und also nicht durchgreifend ist, was aber natürlich nur
bei reichlichem Vergleichsmaterial ‘festgelegt werden kann. Es unterliegt also keinem Zweifel, daß
diese Gattungen nicht immer einem Bedürfnisse entsprechen. R ü b s a a m e n u. a. haben schon
vor Jahren vor zu großer Zersplitterung gewarnt, die in ersterer Linie dadurch veranlaßt wurde, daß
die Diagnosen der in neuerer Zeit eingerichteten Gattungen oft viel zu eng gefaßt und in dieselben
nebensächliche Merkmale aufgenommen wurden.
Infolgedessen lassen sich neue Arten oft nicht in die bereits aufgestellten Gattungen einreihen,
und es bleibt nichts anderes übrig, als entweder den Begriff der nächstverwandten Gattung zu ändern
oder eine neue Gattung einzurichten. Ob durch das Streben nach Zersplitterung der alten Gattungen
die Anregung zum Aufsuchen feinster Unterscheidungsmerkmale gegeben wurde, oder ob umgekehrt
die genauen Untersuchungen zur Zersplitterung der alten Gattungen führten, ist für die Sache selbst
gleichgültig. Tatsache ist, daß durch solche Bestrebungen die Kenntnis der Gallmücken ungemein
gefördert wurde. Diesen bleibenden Wert wiegt der Nachteil, der durch allzu große Zersplitterung
der Gattungen entstanden ist, nicht auf, und es steht zu hoffen, daß in späteren Jahren, wenn wir
das ganze Gebiet der Cecidomyidenkunde besser zu überblicken vermögen, als dies heute noch der
Fall ist, dem erwähnten Übel durqh Einziehen unberechtigter Gattungen wieder abgeholfen wird.
Zoologica. Heft 77. 10