von H. luteus eine so sehr große ist. Zudem ist bei der neuen Praya tubercidata der G a u ß, wie bei
Lilyopsis und den'drei Arten Nectodroma die Oberglocke noch unbekannt. So bleibt einstweilen die
Stellung dieser Glocke problematisch und habe ich sie nur provisorisch bei Hippopodius untergebracht.
Physophoren.
L a r v e v o n N e a p e l .
Taf. lg Fig. 4.
Diese höchst eigentümliche Larve, die nur eine Länge von 1,2 mm hatte, wurde am 30. April 1914
in Neapel gefangen. Sie gleicht auffallend der einen, von V o g t abgebildeten Larve, die er als Larve
von Galeolaria bezeichnete (1854, Taf. XIX, Fig. 10; Textfig. p. 117). Letzteres dürfte jedoch bestimmt
ein Irrtum sein, und scheint sie viel eher einer Physophore anzugehören, da sie keine Glocke, sondern
an deren Stelle eine, der Pneumatophore nicht ganz unähnliche, merkwürdige Blase über dem großen
Saugmagen aufweist. Diese Blase war ganz durchsichtig und verhältnismäßig groß; sie machte fast
die Hälfte der kleinen Larve aus. In ihrem Inneren war eine zweite Blase eingeschlossen, die unten in
direkter Verbindung mit dem Saugmagen zu stehen schien, so daß die beiden Hohlräume miteinander
kommunizierten. Ihre Wand hatte große, runde Zellen, ähnlich wie bei der Somatocyste. Oben waren
offenbar beide Blasen, die äußere und die innere, geschlossen. Der Saugmagen, hatte einen größeren
Tentakelapparat, an dem jedoch die Nesselknöpfe nicht zu erkennen waren. Uber diesem und direkt
unter der Blase, also an dem Abschnitt, der als Stamm bezeichnet werden kann, saß eine gestielte
hohle Knospe, die im Inneren den Pfropf resp. den Glockenkern bereits erkennen ließ. Daß es sich
dabei um die Anlage einer Glocke, und zwar einer Hauptglocke handelte, war unzweifelhaft, nicht
ganz sicher dagegen um welche Glocke, denn ihre Lage war keine ausgesprochen ventrale, sondern
sie saß etwas verschoben seitlich, ca. 9 0 0 vom Tentakel entfernt. Sie saß also auch nicht dorsal, wie
eine Oberglocke. Das wird vermutlich mit dem nicht sehr guten Erhaltungszustand der kleinen
Larve Zusammenhängen. Hoffentlich gelingt es bald, — sie scheint in Villefranche, nach Vo g t ,
nicht so selten zu sein weiteres Material zu finden und dann mehr zu ermitteln, als es diesmal
gelingen wollte.
L a r v e v o n B u r c k h a r d t .
Taf. III, Fig. 7.
Eine andere, vielleicht noch merkwürdigere Larve fand sich im Material, das ich von S t e u e r
und C o r i aus Triest zur Bearbeitung erhielt. Sie war seinerzeit, 15. Juni 1907, von B u r c k h a r d t
in Ragusa gefangen worden und ihr Erhaltungszustand ein ausgezeichneter. Wohin sie gehört ist
ganz problematisch, wenn auch nicht zu bezweifeln sein dürfte, daß sie eine, und zwar vermutlich neue
Physophore darstellt, die dann den Speziesnamen burckha/rdi tragen könnte, zur Erinnerung an den
verstorbenen Schweizer Gelehrten. Indem ich auf die, an anderer Stelle gegebene Darstellung verweise,
genügt es hier zu bemerken, daß die Larve aus einem kleinen, runden „Ei“ mit einer medianen,
ringförmigen Einschnürung besteht, das unten ein Büschel merkwürdiger Anhänge trägt, während
oben eine tiefe Mulde vorhanden ist, aus deren Mitte ein kleiner, spitzer Kegel, vielleicht die Anlage
der Pneumatophore hervorragt. Die Anhänge bestanden aus ca. 5 runden Knospen, einer großen,
bimförmigen, hohlen, vielleicht die Anlage eines Saugmagens, einem dicken, nackten Schlauch,
vielleicht einem abgebrochenen Tentakel, und einer Anzahl höchst merkwürdiger Nesselknöpfe auf
verschiedenen Entwicklungsstufen. Diese Nesselknöpfe waren alle stark abgeplattet und sahen aus
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wie lange, schlanke, distal allmählich spitz zulaufende Blätter an dünnem, langem Stiel. Der älteste
Knopf hatte eine Länge von ca. 1,5 mm und trug an seinem Ende einen kleinen, durchsichtigen,
dünnen Faden mit Zentralkanal, jedenfalls den Endfaden. Das Blatt selbst hatte ebenfalls einen
Zentralkanal und rechts und links von diesem ganz unregelmäßig angeordnete, große Kristallzellen,
die sich distal allmählich verloren. Bei dem Zweitältesten Blatt war der Endfaden dicker und kürzer,
ebenso der Stiel und die Zahl der Kristallzellen geringer. Ähnliche Nesselknöpfe sind, m. W., noch
nirgends beobachtet worden und dürfte die zugehörige Kolonie sofort an diesen zu erkennen sein.
L a r v a R h i z o i d a r u m .
Taf. III, Fig. 6.
Diese Larve hat ein besonderes Interesse, weil sie bestimmt zu den Rhizoideen gehört, die
ausgezeichnet sind durch den merkwürdigen Bau ihrer Pneumatophore, vor allem durch die wurzelförmigen
Ausläufer des Luftsackes, und bisher nichts über ihre erste Entwickelung bekannt war. In
der G a u ß - Monographie habe ich sie eingehend besprochen, so daß hier einige Bemerkungen genügen,
um ihre Bedeutung darzutun.
H a e c k e 1 hatte seinerzeit eine Anzahl Larven bei Ceylon gefunden und fünf in seiner Monographie
der C h a l l e n g e r - Expedition abgebildet (1888, Taf. XXII), die er hierher rechnen zu
können glaubte. Ob er recht hat, ist jedoch ganz zweifelhaft, denn diesen Larven fehlt gerade das
Typische, die wurzelförmigen Ausläufer in der Pneumatophore. Allerdings hat O h u n die Angabe
gemacht, daß jugendliche Rhizophysen des Wurzelwerkes entbehren (1897, p. 77), jedoch offenbar
nur auf Grund der Ausführungen Haeckels, denn eigene Beobachtungen hierüber besaß er keine.
Nach meiner Larve scheint das aber durchaus unzutreffend und das Wurzelwerk im Gegenteil
sehr früh zu entstehen, denn hier hat es bereits seine volle Ausbildung erreicht und füllt die untere
Hälfte der Pneumatophore nahezu vollständig aus, obwohl die Larve offenbar noch sehr jung ist.
Sie hatte nur eine Länge von 7 mm, wobei allein ca. 5 mm auf die riesige, ganz durchsichtige Pneumatophore
kommen. Unterhalb dieser befand sich ein kurzes Stämmchen, das distal in einen großen,
schlauchförmigen, hornartig gekrümmten Saugmagen auslief, an dessen Basis mehrere schlauchartige
Anhänge, wahrscheinlich junge Saugmagen, saßen, nebst einem kleinen Fädchen, wahrscheinlich
dem Überbleibsel des abgerissenen Tentakels.
Wichtig ist, daß die Pneumatophore oben keinen Porus hatte, wie er sonst allen Rhizoideen
zukommt. Deshalb möchte ich annehmen, daß der Porus erst nachträglich, und zwar durch Zerreißen
der Wand der Pneumatophore entsteht. Das würde am besten sowohl der phylogenetischen wie der
ontogenetischen Entwicklung der letzteren, soweit bekannt, entsprechen, denn dieser apikale Porus ist,
darüber kann kein Zweifel sein, eine neue Erwerbung und kommt nur der hochgradig abweichend
gebauten, und an das Leben in der Tiefe angepaßten Gruppe der Rhizoideen zu und ferner z. B.
den Chondrophoren, deren Larven ebenfalls in der Tiefe leben.
Jedenfalls beweisen auch diese Larven, wie unvollkommen unsere Kenntnisse der ersten Entwickelung
der Siphonophoren sind, und wieviel Arbeit noch geleistet werden muß, bis wir die Ordnung
in ihren tieferen Zusammenhängen und mit allen Modifikationen wirklich verstehen, soweit dies überhaupt
möglich sein wird, denn letzten Endes stoßen wir immer und überall auf Fragen, für die es keine
Antwort zu geben scheint, wie z. B. auf die Frage: Warum ist eine Amöbe auch heute noch eine Amöbe ?
August 1917.