
damit das vordere Widerlager für die Wirkung der großen Dorsoventralmuskeln. Dementsprechend
ist der Vorderrand des Arms, der den Druck auszuhalten hat, stark leistenförmig verdickt, während
der hintere Teil nur schwach chitinisiert' ist.
Der durch die Parapsiden vom Praescutum getrennte zweite Abschnitt des Mesonotums ist das
S c u t u m (Sc2), das bei Aphis eine eigentümliche Ausgestaltung zeigt. Am besten erkennt man
seinen Bau in der Innenansicht Abb. 4, 18. Man sieht, an die Langseiten des Praescutums schließt
sich je ein ovaler, stark nach außen gewölbter Buckel, beide Buckel werden durch ein dreieckiges,
fast ebenes, nur leicht quer gerunzeltes mittleres Feld verbunden. Den hinteren Abschluß des Ganzen
bildet eine in der Mitte nur leicht vorgebogene, starke Innenleiste, die ich, obwohl sie nicht die typische
V-Form hat, für das Homologon der bei vielen ändern Pterygoten (z. B. Megalopteren, Jugaten) typisch
ausgebildeten V-förmigen Leiste (V shaped ridge, S nod gr a s s ) halte. In der Dorsalansicht könnte
man, eben weil da die V-Leiste nicht sichtbar ist, die ebene Dreiecksfläche wegen ihrer Form schon
für einen Teil des Scutellums halten, ich glaube aber nicht, daß diese Deutung richtig wäre, da als
Vordergrenze des dreieckigen Stücks gar kein Innenskelettgebilde besteht und die dahinterliegende
Leiste VL deutlich mit ihrem lateralen Teil nach hinten, nach dem Hinterrand des Tergums umbiegt
und indem sie sich mit diesem (posterior notal ridge Snodgr a s s ) , der ebenfalls stark leistenförmig
verdickt ist, vereint, in den Hinterrand des Flügels, das Flügelligament Lig (legamento, B e r 1 e s e ,
axillary cord, S n o d g r a s s 1909) ausläuft. Damit erfüllt aber das von der V-Leiste und dem Hinterrand
des Tergums eingeschlossene Sklerit alle Anforderungen, die man theoretisch an ein Scutellum
stellen muß ( Sn o d g r a s s 1909, We b e r 1924); alles, was zwischen der V-Leiste und den Parapsiden
liegt, gehört also morphologisch zum Scutum.
Allerdings geht eine Naht (Na), diese an sich klaren morphologischen Verhältnisse etwas verwirrend
von der Biegungsstelle der V-Leiste nach vorn außen, an den Seitenrand des Scutums und schneidet
von diesem jederseits ein hinteres Stück ab, das funktionell zum Scutellum gehört. Diese Naht ist
aber zweifellos sekundär entstanden, ähnlich wie die scheinbare ,,Scuto-Scutellarnaht‘ ‘ der höheren
Hymenopteren (W e b e r 1925) und darf ebensowenig wie diese als Grenze zwischen Scutum und
Scutellum betrachtet werden. Wie bei den Hymenopteren ist ja hinter ihr noch die V-Leiste sichtbar,
wie bei den Hymenopteren beteiligt sich das von ihr abgeschnittene hintere Stück des Notums noch
an der Bildung des Flügelgelenks und ist daher keinesfalls ganz scutellarer Herkunft.
Der Seitenrand des Scutums hilft das Flügelgelenk mit bilden. Wir finden an ihm einen tiefen,
seitlichen, schief nach vorn und medialwärts laufenden Einschnitt, den T e r g a l s p a l t (Voß,
fente dorsale A m a n s , lateral emargination S n o d g r a s s 1927 a), der einen spitzen Hebel vom
Scutum abtrennt, den vor de r e n T e rg a lh e b e l (Tergalhebel Voß, anterior notal wing process
S n o d g r a s s 1909, 1927 b). Der bei primitiveren Pterygoten, z. B. den Plecopteren (Text-Abb. 9a)
oder noch deutlicher bei den Panorpaten oder den Trichopteren (W e b e r 1924) als stumpfer Fortsatz
sich an den Tergalspalt hinten anschließende hintere Tergalhebel (THb) ist bei A'phis ähnlich wie bei
Vespa (We b e r 1925) durch die Naht Na losgetrennt und bildet die zungenförmige, nach vorn gerichtete
seitliche Spitze des scheinbaren Scutellums. An den hinteren Tergalhebel schließt sich noch
eine rundlich vorgebuchtete Strecke an, die ich, trotzdem ein eigentlicher h i n t e r e r G e l e n k f
o r t s a t z fehlt, doch so bezeichnen möchte, da an dieser Stelle, wie für den hinteren Gelenkfortsatz
(hGF) charakteristisch, das Axa artikuliert. Der ganze Seitenrand des Notums gehört also zum
Scutum und geht, mit Ausnahme des vorderen, vom Tergalarm resp. seinem hinteren Fortsatz eingenommenen
Teil, direkt in die dorsale Membran des Flügels über. In dieser Ubergangshaut liegen,
mit dem Flügel einerseits und den eben beschriebenen Gelenkvorrichtungen des Scutums artikulierend
die weiter unten beschriebenen Tergalgelenkstücke als Abkömmlinge des Tergums.
An das Scutum schließt sich, durch die außen als Naht, innen als Leiste sichtbare V-Leiste (VL)
von ihm getrennt, das wulstartig gewölbte S c u t e l l u m (Sei) an. Wie schon oben gesagt wurde,
ist das Scutellum selbst nicht an der Bildung des Flügelgelenks beteiligt, das durch die Naht Na
vom Scutum abgetrennte Stück, das den hinteren Tergalhebel und den hinteren Gelenkfortsatz trägt,
schließt sich aber so eng an das Scutellum an, daß beide, wenn sie auch morphologisch getrennt werden
müssen, doch eine funktionelle Einheit bilden. Infolgedessen ist tatsächlich jede Bewegung des
Scutellums gegen das Scutum auch imstande, das Flügelgelenk zu beeinflussen (s. p. 85). Solche
Bewegungen sind aber nur in beschränktem Maße möglich, da Scutum und Scutellum nicht wie bei
den akuleaten Hymenopteren durch ein Scharniergelenk gegeneinander glatt drehbar sind. Eine
gewisse Beweglichkeit wird aber doch dadurch erreicht, daß, wie Abb. 18 zeigt, der zwischen den
Parapsiden und der V-Leiste gelegene Teil des Scutums ohne innenskelettale Verdickungen ist und
sich dementsprechend leicht biegen läßt. Erleichtert wird diese Biegung noch durch die Naht Na,
die die seitlichen, abfallenden Teile des Notums beweglich macht.
Die Bewegung des Scutums gegen das Scutellum ist besonders wichtig für die Drehung des Flügels
nach rückwärts (s. p. 87), weniger bedeutsam ist sie — im Gegensatz zu zahlreichen anderen Insekten,
für die Betätigung der indirekten Flugmuskulatur s. str. Die Abflachung und Hochwölbung des
Mesotergums vollzieht sich weniger im Notum als in dem ausgeprägten Gelenk1), das zwischen das
Scutellum und das Postnotum eingeschaltet ist. Immerhin gilt diese Feststellung bei Aphis noch nicht
so streng wie bei Cicoda, bei der auch der ganze Bau des Mesopostphragmas und der Dorsalmuskeln
auf die überragende Bedeutung des Scutello-Postnotalgelenks hinweist.
Das M e s o p o s t n o t u m (PN2) bildet einen, in der Dorsalansicht vom Scutellum fast verdeckten
Streifen hinter letzterem. Sein Vorderrand ist mit dem verdickten Hinterrand des Scutellums
durch eine straffe, schmale Membran, ein Ligament, gelenkig verbunden, sein Hinterrand wölbt
sich nach hinten innen in die Höhlung des Thorax hinein und bildet das doppelwandige, nicht vom
Postnotum getrennte, vorn konkave, plattenförmige M e s o p o s t p h r a g m a (Phr2), das die
hintere Ansatzfläche für die dorsalen Längsmuskeln des Mesothorax (II dlm*) bildet. Seitlich läuft
das Postnotum, indem es ventralwärts umbiegt, spitz zu, 'die Spitze, die wie der Vorderrand des
Postnotums und der Hinterrand des Phragmas, stark leistenförmig verdickt ist, steht in Gelenkverbindung
mit dem Epimerum des Mesothorax, auf das es sich fest stützt.
So ruht das Mesotergum vorn auf den beiden Tergalarmen, die vom Praescutum gebildet
werden und hinten auf den beiden Spitzen des Postnotums. Da all diese Stützen gelenkig mit
den Auflagepunkten verbunden sind, gestatten sie die das Hochwölben und Abflachen des Mesotergums
durch die I I dlnq bezw. II dviUi + 2 begleitenden Bewegungen und geben zugleich den
nötigen Widerstand für die Muskelwirkung, da sie durch starke Chitinisierung gegen Knickung gesichert
sind.
Beim u n g e f l ü g e l t e n W e i b c h e n unterscheidet sich das Mesotergum im Bau nicht vom
Protergum, das „Posttergit“ ist zwar mit dem Tergum selbst zum Teil verwachsen, aber doch deutlich
als solches erkennbar, ein Postnotum fehlt, ebenso jede Andeutung einer Unterteilung des
Notums.
*) Die Bildung dieses Gelenks steht sicher im Zusammenhang mit der Ausbildung der eigentümlichen Form der V-Leiste.