An der Innenseite des Borstenendes bemerkt man, wenn man stärkste Apochromate anwendet,
eben noch zu beiden Seiten am Rand feine Einkerbungen (Text-Abb. 2 a, Kerb), diese dienen wohl dazu,
die Reibung zwischen der Innenfläche der mandibularen und der Außenfläche der maxillaren Borsten
zu vergrößern und so beide besser aneinander haften zu machen, ohne aber d ie g e g e n s e itig e
V e r s c h ie b u n g in d e r Längs r i cht ung völ l ig unmögl i ch zu m a c h e n . Von mehreren Autoren
ist schon darauf hingewiesen worden, daß die maxillaren Borsten, sowie sie aus der Borstenscheide
gezogen werden, auseinanderschnellen und sich spiralig aufrollen; daraus wurde schon der Schluß
■Kerb
CL cL
Text-Abb. 2: Die Stechborsten. Vergr. 1080mal. a) Spitze der mandibularen Stechborsten, von der Fläche,
b) von der K a n te gesehen, c—d) maxillare Stechborsten, wie a, b. e) Spitze des Stechborstenbündels,
von vorn gesehen, f—g) Aneinanderschließende Querschnitte aus dem im Kopf gelegenen Teil der maxillaren
Stechborste, den Übergang des hohlen Teils in den soliden zeigend, h) Ausschnitt aus dem maxillaren
Stechborstenbündel (aus dem Teil, der verfalzt im Labium läuft). Eine Borste is t weiter angeschnitten
als die andere, um die Verfalzung zu zeigen.
gezogen, daß die maxillaren Borsten dadurch das Vordringen der mandibularen im Pflanzengewebe
begünstigen, daß sie, an der Spitze auseinanderweichend, den Stichkanal auseinanderdrängen. Schon
Z w e i g e 11 hat aber darauf hingewiesen, daß die mandibularen Borsten dann auch innerhalb des
Pflanzengewebes weit auseinanderklaffen müßten, sobald das Bündel auf seinem Weg einen Hohlraum
durchsetzt und h a t an Hand von Schnitten, deren einer in Text-Abb. 4 c reproduziert ist, nachgewiesen,
daß ein solches Klaffen auch dann nicht einzutreten scheint, wenn die Stechborsten nicht
interzellular Vordringen, sondern die Hohlräume der Zellen selbst durchsetzen. Es muß also offenbar
e i n e E i n r i c h t u n g v o r h a n d e n s e i n , d i e d a s A u s e i n a n d e r s c h n e l l e n d e r
M a n d i b u l a r b o r s t e n v e r h i n d e r t , w e n n d i e s e , i n p f l a n z l i c h e s Ge w e b e
e i n d r i n g e n d , d a s L a b i u m a n s e i n e r S p i t z e v e r l a s s e n . Es kommt hier offenbar
darauf an, daß die Borsten .tatsächlich in pflanzliches Gewebe eindringen, denn man kann an abgetöteten
Tieren oft beobachten, daß die Stechborsten eine kurze Strecke weit aus dem Bussel frei
hervorragen; meist wird man dann die Mandibularborsten klaffend finden, im Gegensatz zu den
in der Pflanze vordringenden Borsten. M |
Diesen scheinbaren Widerspruch möchte ich wie folgt erklären: Die innerhalb des Pflanzengewebes
zu durchsetzenden Hohlräume haben immer nur relativ kleinen Durchmesser. Die oben
genannten Einkerbungen Kerb befestigen die mandibularen Stechborsten an den maxillaren, doch
ist diese Befestigung nicht so haltbar, daß sie dem Zug der auseinanderschnellenden Borsten widerstehen
könnte, wenn diese ganz oder wenigstens zu einem guten Teil frei smd. Wenn sie dagegen,
an der Eüsselspitze austretend, sofort in die Pflanze eindringen, kann immer nur ein sehr kleiner
Teil der Spitze der maxillaren Stechborsten ohne allseitigen, dem Druck der das Stechborstenbundei
umfassenden Böhre des Labiums entsprechenden Halt sein, hier kann also die Befestigung mitte s
der Einkerbungen Kerb unter allen Umständen genügen und das um so mehr, als die Spiralen, in die
sich die Borsten beim Klaffen rollen, nicht sehr eng sind, der Spitzenteü also eine gewisse Strecke
weit praktisch gerade und die Tendenz zum Klaffen entsprechend gering ist.
Im Innern der mandibularen Stechborsten sind, abgesehen von ihrem basalen Teil, den retortenförmigen
Organen, weder Nervenfasern noch sonstige Weichteile nachzuweisen, auch endet das
Lumen blind, T r ä g e r v o n S i n n e s o r g a n e n k ö n n e n d a h e r d i e S p i t z e n d e r
M a n d i b u l a r b o r s t e n n i c h t s e in.
b) Die m a x i l l a r e n S t e c h b o r s t e n (Mx). Erheblich komplizierter ist der Bau der maxillaren
Stechborsten. Sie bestehen aus einem distalen, bandartig flachen, soliden Teil, der proximal
in einen gehöhlten Teil übergeht. Der Übergang vollzieht sich, wie Text-Abb. 2f und g zeigen; man
sieht, daß auch an dem gehöhlten Teil, der Stechborstenbasis, schon die beiden Binnen, die sich
längs’ der Innenseite des soliden Teils hinziehen, ausgeprägt sind; Abb. 13 zeigt im Querschnitt noch
deutlicher, daß die Höhlung nur ein Anhängsel des -soliden Teils darstellt oder besser, daß der solide
Teil der Borste nur als Verdickung der Innenwand des hohlen, basalen Teils zu betrachten ist.
Die beiden parallellaufenden, dicht nebeneinander liegenden Binnen, von denen die hintere
kleiner ist, werden weiter distal immer schärfer ausgeprägt und schließen sich an der Hypopharynx -
spitze, wo die beiden Maxillarborsten zusammentreten, zu zwei Vollkanälen, dem Nahrungskanal
(N) und dem Speichelkanal (Sp) zusammen. Gleichzeitig werden die Borsten selbst, die vorher an
ihrer Außenfläche abgerundet waren, kantig, so daß ihr Gesamtquerschnitt (Abb. 17 b) ziemlich genau
rechteckig ist.
Es sei hier gleich erwähnt, daß auch die maxillaren Borsten nicht als Träger von Sinnesorganen
in Frage kommen, da sie im distalen Teil völlig solid sind, in dem ganzen Teil also, der als Stechwerkzeug
in Frage kommt. Z w e i g e 11 s Vermutung, es müßten sich auf Borstenspitze Sinnesorgane
finden, ist zweifellos irrig, wenn auch die Voraussetzungen, von denen er ausgeht, die Zielsicherheit,
mit der die Borsten ihren Weg finden, nicht abgestritten werden kann und soll. Sie muß aber eine
andere Erklärung finden und eine solche ist, wie p. 47 gezeigt werden soll, gar nicht so schwierig.
Die maxillaren Borsten halten, auch wenn man sie aus der Borstenscheide herauszieht, fest
zusammen, sie können nur getrennt werden, wenn man sie, den Kopf zerzupfend, von der Basis her
auseinanderzieht. W i 1 1 a c z i 1 erklärt sich dies Verhalten, indem er auf die anfängliche Weich