y) Das Heben des Flügels
geschieht durch die Kontraktion der Muskeln II dvmi „■ die die Hochwölbung der Tergums
rückgängig machen und, indem sie so die mittlere Partie des Tergums senken, auch den Kraftarm
des Flügels nach unten drücken, also den Lastarm, die Flügelfläche, heben; wiederum, der Artikulation
des Flügels gemäß, nicht senkrecht nach oben, sondern nach hinten oben. Die Vertikalmuskeln
Text-Abb. 8: a) Schema der indirekten Flugmuskeln des Mesothorax von Cicada (nach
B e r l e s e und S n o d g r a s s ) . Innenansicht des durch einen medianen Längsschnitt
geteilten Mesothorax. Schnittflächen schwarz, b—c) Schemata zu a. b) Hebung des
Tergums durch Kontraktion des II dlm,. c) Senkung des Tergums durch Kontraktion
des I I dvm und I I dlm2. d) Schema der indirekten Flugmuskulatur des Mesothorax
von Aphis. Zum Vergleich mit Cicada. e) Wölbung des Tergums. f) Abflachung des
Tergums bei Aphis. In e und f sind Gelenke m it schwarzen Punkten, Versteifungsleisten
als dicke schwarze Linien eingezeichnet (vgl. Text).
werden in ihrer Funktion von dem I I dlm3, der das Scutellum nach unten zieht, und durch den I II dlm,
der das Phragma nach hinten zieht, beim Abflachen des Tergums unterstützt. Daß ein den II dlma „ 3
entsprechender lateraler dorsaler Längsmuskel bei Cicada das Geschäft des I I dvm1; 2 zum größeren
Teil übernimmt, wurde oben schon gesagt, so mag hier genügen, auf die Text-Abb. 8 hinzu-
weisen, aus der die verschiedene Bedeutung der betreffenden Muskeln bei Aphis und Cicada
hervorgeht.
(j) Das Zurückbringen des Flügels in Ruhestellung.
Epimerale Flügelmuskeln fehlen Aphis (im G e g e n s a :tz z u Cicada). Funktionell treten
Ä ihre Stelle die Muskeln I I pmJ0 u. n (Abb. 21), die den hinteren Teil des Seitenrandes des Scutums
und mit ihm das an ihm artikulierende Analwurzelstück Ax3 nach unten hinten ziehen. So bringen
sie, wenn die Muskeln I I pm,_, und 12 völlig erschlaffen, den Flügel in Buhestellung.
s) Die Steuerung.
Das Steuern geschieht natürlich einerseits durch verschieden starke Wirkung der einzelnen
Muskeln der Paare der großen Flugmuskeln, andererseits aber wahrscheinlich auch durch direkte
Wirkung der Vorbringer resp. Adduktoren der Flügel, indem diese während des Flugs die Neigung
der Flügelebene und die Stellung der Flügelachse ändern.
Die s t a t ' i s o ^ e n L eips t u n g » n ,,Mi© die Bewegung der Vorderflügel vom Mesothorax
verlangen, werden ihm durch seine besonderen Baueigentümlichkeiten ermöglicht, Die in sich geschlossene
Pleuralstemalpartie bildet das Widerlager für die Wirkung der dorsoventralen und pleuralen
Flügmuskeln. Durch die Tergalarme und die ventralen Ausläufer des Postnotums werden
die Vorder- und Hinterkanten des Tergums in bestimmtem Abstand von dem pleural-sternalen Komplex
gehalten. Da aber die Verbindung der Stützen mit dem Lager gelenkig ist, wird die Vereinigung
von Pleura und Tergum nicht starr, sondern so, daß die mit der Hochwölbung verbundene Verkürzung
des Tergums (Text-Abb. 8) möglich bleibt? Nur durch das Stützensystem wird es ermöglicht,
daß durch die indirekten Flugmuskeln das Flügelgelenk beeinflußt wird, ohne die Stützen TA und
PN würde z. B. bei einer Kontraktion des II dlrnj wohl das Tergum gewölbt, das Flügelgelenk bliebe
aber in der alten Lage, denn die Vorder- und Hinterränder des Tergums würden sich einfach senken.
Da sie aber durch die Stützen daran verhindert sind, hebt sich in genanntem Falle das Flügelgelenk,
der Flügel senkt sich.
Starr muß im ganzen System nur die Pleuralstemalpartie sein, sie wird es durch die sehr starke
Pleuralleiste, die inneren Grate des Sternums und die von der Pleuralleiste nach vorn ziehende
Leiste Le. Die notwendige Beweglichkeit des Praeepisternums wird durch den das Praeepistemum
vom Postepisternum trennenden Spalt erreicht.
b) Der Hlntertlügel.
Die Bewegung des Hinterflügels geschieht etwas anders als die des Vorderflügels, die S e n k u n g
besorgt der IT prOj allein, da, wie schon oben gesagt, eine Hochwölbung des Tergums keine Hebung
des Flügelgelenks herbeiführen könnte. Die H e b u n g besorgt der I I dvm^ der aber das kurze
Metanotum nicht abflacht, sondern einfach sgnkt. Vor und zurück gehen die Hinterflügel mit den
Vorderflügeln, mit denen sie ja bekanntlich durch Häkchen verbunden sind. Die Hinterflügel sind
von geringer Bedeutung für den Flug, wie schon die schwache undifferenzierte, ja sogar sichtlich
reduzierte'Muskulatur andeutet, wahrscheinlich wirken sie (ähnlich wie die Hinterflügel der Hy-
menopteren, W e b e r 1925) als hin erweitertes Analfeld und erzeugen den Schub, während der Hub
den Vorderflügeln überlassen bleibt.