wie bei Calycophoren und zwar nicht nur durch das definitive Apikalorgan, sondern auch durch die
Untergloeken. Deren relatives Entwiiklungstempo ist bei Physophoren ebenfalls sehr beschleunigt.
So kommt es, daß hier sowohl das definitive Apikalorgan wie die Untergloeken am Ei selbst entstehen,
bei Calycophoren dagegen sehr spät und daher erst am Stamm. Diese Tatsache berechtigt zu der
früher besprochenen Annahme, daß das Verschwinden der Larvenglocke bei den höheren Calycophoren
herbeigeführt wird durch eine Beschleunigung in der Anlage und
Entwicklung der Oberglocke, wodurch erstere überflüssig wurde.
Noch ein wichtiger, kaum bemerkter Umstand spricht
zugunsten meiner Homologisierung. Wie S c h n e i d e r feststellte
(1896, p. 596), besteht zwischen Calycophoren und
Physophoren insofern auch ein bedeutsamer Unterschied, als
die Larvenglocke direkt an den Fangfaden und Saugmagen
grenzt, während dagegen die Pneumatophore, die mit ersterer
homolog sein soll, umgekehrt sitzt, nämlich auf der dorsalen
Eiseite. Diese bezeichnet daher Wo 11 e r e e k als Pneumato-
photenseite. Zudem wird sie vom Saugmagen und Fangfaden
durch den Ansatz des larvalen Deckstüfes* getrennt. Das isffl
Fig. äti Larvenstadium vson Agaima mit deutlicl1 auf den betreffenden Abbildungen M e ^ f i ih n idem
larvalen Deckstück (Ld), der Anlage kof f s (s. z . B. Textfig. 2 2 d, e, Taf.V) zu erkennen vor allemafeer
E S i der* e t g e X i i r f e r n e n W e W o l t e r e c k s von Ayahna (Fig. 25,
Seite (Woltereck). lext). Das larvale Deckstück also, nicht die Pneumatophore,
grenzt an den Fangfaden und Säugmagen ^ wie die Larvenglocke.
Auf diese Weise sind die unüberwindlichen Schwierigkeiten beseitigt, die der Zurückführung
der .Physophoren auf die Calycophoren entgegenstanden.
Die Larvenglocke und die definitive Oberglocke haben also im Laufe der phylogenetischen
Entwicklung auffallende Wandlungen durchgemacht, indem aus der einen das lärvale Deckstück
aus der anderen die Pneumatophore hervorgegangen ist. Diese Wandlungen M a g jedoch nicht
vereinzelt da,, sondern haben in mehr oder weniger ähnlicher Weise_auch bei den Geschleehtsglocken
und Unterglocken stattgefunden. Durch diese fällt dadurch weiteres Licht auf den Umwandlungsprozeß
der ersteren -und erhält ihre Deutung eine wertvolle Stütze. Unter -diesen Umständen ist es
angebracht, hierüber einiges einzuschalten.
Was die Geschlechtsglocke anbelangt, so kann es, nach meinen Untersuchungen' keinJS Zweifel
unterliegen, daß durch Unterdrückung' des. Klöppel aus ihnen die Spezialschwimmglocken hervorgegangen
sind, und zwar alle, nicht nur ein Teil, wie Oh u n glaubte.
In Fortführung dieses Beduktionsprozesses sind weiter, durch Unterdrückung der Subumbrella
und des Gefäßsystems die Cormidiendeckblätter entstanden, während bisher vielfach angenommen
wurde, so z. B. von S c h n e i d e r, daß sie umgewandelte Saugmagen darstellen: Letztere Auffassung
läßt sich jetzt, keinesfalls mehr aufrecht halten, wie ich in meiner G-a u ß-Monographie ausgeführt
habe. Die ganzen, genetischen Beziehungen dieser Deckblätter zur Ürknospe, bezw. den Gonophoren
die namentlich bei Splmeronectes und Abyliden sehr auffallend sind, sprechen eine deutliche Sprache.'
Zudem habe ich naehweisenkönnen, daß sich S c h n e i d e r ' speziell bei Pr. cymbiformis D. Chiaje
irrte mit der Angabe, deren Deckblätter seien dauernd, von einem feinen, nur in seiner proximalen
Partie angesChwoUenen Kanal durchzogen, der distal ausmünde, was eines der wichtigsten Beispiele
für ihre Polypeimatur sein sollte. Darnach sollten sie Polypen darstellen, deren Entodermkanal
stark im Lumen reduziert ist. Tatsächlich mündet aber, wie ich in Neapel feststellte, der betreffende
feine Kanal niemals nach außen; er geht nur bis dicht unter die Oberfläche des Deckblattes, dessen
Ectoderm hier stark verändert und etwas trichterförmig eingesenkt ist, und bildet unter diesem eine
kleine, stets geschlossene Ampulle. Ganz das gleiche ist auch bei Lüyopsis diphyes (Vogt) der Fall.
Dieses Gefäß gehört jedenfalls, wie die übrigen, zum Kanalsystem
des Deckblattes. Letzteres läßt sich jedoch keinesfalls auf die
Radialgefäße einer Gonophore zurückführen, wie dies H a e e k e l
z. B. versucht hat, sondern stellt immer eine mehr oder weniger
gute Anpassung an die Gallertentwicklung und die besonderen
Formverhältnisse der betreffenden Deckblätter dar. Dieses Gefäßsystem
ist also eine Um- und Neubildung, wie ja überhaupt das
Gefäßsystem der Siphonophoren in hohem Maße die Fähigkeit
besitzt, durch Hervorbringung neuer Kanäle sich veränderten
Anforderungen anzupassen. Dafür sind gerade die larvalen Deckstücke
ein sehr interessantes Beispiel. Wie rasch und in welchem
Umfang hier die Neubildung von Gefäßen vor sich gehen kann, hat
H a e e k e l (1869) bei einer Anzahl hypertrophischen, larvalen
Deckstücken von Physophora und Agaima (Crystallodes) gezeigt.
Deren außerordentliche Vergrößerung und abweichende Form hat
gewissermaßen automatisch zu einer, den betreffenden Ernährungsbedürfnissen
entsprechenden Entwicklung und Umwandlung des
normalen Kanalsystems geführt;
Fig. 26. Amphicaryon acaule Chun
mit der rückgebildeten Unterglocke
(Ugl), deren Subumbrella (Sb) noch
vorhanden, aber geschlossen und
funktionsunfähig ist (Chun).
Für die Abstammung der Cormidiendeckblätter von Gonophoren fehlt allerdings noch, wie
beim larvalen Deckstück, der positive Beweis, denn niemals sind Uebergangsformen mit einem Rest
der ursprünglichen Schwimmhöhle gefunden worden. Dagegen
sind bei den Unterglocken alle Uebergänge zur Umwandlung in
Deckblätter, die im Gegensatz zu den Cormidiendeckblättern als
Hauptdeckblätter zu bezeichnen sind, vorhanden. Unter Calycophoren
finden wir bei den Dimophyidae Moser drei Uebergangsformen,
bei denen sich die Unterglocke offenbar in voller Umwandlung
und damit auf dem Wege zur vollständigen Unterdrückung
befindet. Bei Dim.arctica (Chun) (Gauß, Taf. XXVI,
Fig. 1) ist sie noch gut ausgebildet, aber bereits klein und verkümmert
und anscheinend bedeutungslos für die Kolonie. Bei
Amph. acaule Chun. (Fig. 26, Text) ist die Unterglocke—nicht wie
angenommen die Oberglocke — schon so weit reduziert, daß sie
wie ein Deckblatt aussieht, nur daß die Subumbrella mit
dem Gefäßsystem noch vorhanden ist, allerdings stark rückgebildet
und funktionsunfähig. Bei Mitr. pdtifera Haeekel
(Fig. 27, Text) fehlt von letzterer alles, bis auf das Rudiment
Fig. 27. Mitrophyes pelnfera Hkl. mit ¿ es Gefäßsystems. In Beendigung dieses Prozesses ist sehr
der rückgebildeten Unterglocke (Ugl). Ra. g .
G. = R e s t ih re r R adialgefäße. (Original.) wahrscheinlich bei Cub. wtreus Huxley das Deckblatt resp. die