bei den aus parthenogenetischen Eiern geschlüpften Raupen von Galleria melbnella L. eine starke
Verzögerung der Entwicklung feststellen konnte. Während Raupen aus befruchteten Eiern nach
etwa 10 Tagen voll entwickelt sind, sind die Raupen aus unbefruchteten Eiern nach 4—5 Wochen
erst 2—3 mm lang.
Auch in einem 2. Punkte verhalten sich die unbefruchteten Tiere grundverschieden von den
befruchteten. Zwar sticht fast jede unbefruchtete Jungmilbe, auf eine Wirtslarve gebracht, genau
wie die befruchteten Tiere, diese an und tö te t sie durch den Einstich. Aber es entwickeln sich bei
weitem nicht so viel unbefruchtete $ zur reifen Kugel wie befruchtete.
In Schälchen, mit Leimringen isoliert, entwickelten sich bei den befruchteten Tieren etwa
76 % zur Kugel (21 Versuche). Von den parthenogenetischen $■ dagegen entwickelten sich von
22 Versuchen nur 2 zur Kugel = 9,09 %.
In kleinen Glasröhrchen von etwa 2,6 cm3 Inhalt entwickelten sich von 248 angesetzten befruchteten
Tieren 103 zur Kugel = 41,5%. Von 139 angesetzten unbefruchteten ? entwickelten
sich dagegen nur 13 zur Kugel H 9,35 %.
Warum die unbefruchteten $ langsamer saugen und sich in weit geringerem Prozentsatz zu
fertigen Kugeln entwickeln, ist mir nicht klar. B r ü c k e r schreibt (1901), daß der Darmtraktus
seine endgültige Differenzierung beim jungen $ wahrscheinlich erst nach der Geburt erhalte. „Seules
les cellules grandulaires de l’intestin moyen ne sont pas différenciées, la partie du corps qu’il occupera
est encore remplie par le reste du vitellus. C’est seulement plus tard que sa paroi se différenciera,
peut-être un certain temps après la naissance . . .“ (B r u c k e r , 1901). Ob nun die Differenzierung
des Darmtraktus nach der Begattung schneller erfolgt, als wenn die Befruchtung ganz unterbleibt,
oder ob sie beim unbefruchteten Tier überhaupt nur in wenigen Fällen soweit fortschreitet, daß das
Tier Nahrung aufnehmen und verarbeiten kann, diese Frage lasse ich offen. Jedenfalls aber wäre
sie einer genaueren Untersuchung wert.
Zahl der von einem Männchen begatteten Weibchen.
Durch die Feststellung der Parthenogenese bei Ped. ventr. wird uns nun weiterhin die Beantwortung
der Frage, wieviel $ von einem einzigen^ im Laufe seines Lebens befruchtet werden können,
érmôglicht'. Die exakte Beantwortung dieser Frage ist im Experiment kaum zu geben, da ja das<J,
um nicht zu verhungern, dauernd auf der Kugel bleiben muß, eine normale Kugel aber fortwährend
Jungtiere hervorbringt und damit eine genaue Kontrolle der von einem begatteten $ unmöglich
macht.
Nachdem wir aber nun festgestellt haben, daß die befruchteten $ $ sowohl wie S hervorbringen,
parthenogenetische $ aber ausschließlich <J, läßt sich leicht der Erweis bringen, ob die ab wandernden
$ wirklich alle befruchtet sind, oder ob auch viele parthenogenetische Ç abwandern, d. h. die vorhandenen
<$ zur Befruchtung sämtlicher $ nicht ausreichen.
Ich führte den Versuch so durch, daß ich aus den verschiedensten Kulturen und Versuchsschälchen
abgewanderte $ herausfing, sie auf einer TmeoZa-Raupe zur Infektion brachte, sich zur
Kugel entwickeln ließ und dann später beobachtete, ob die Kugel $ + $ oder nur $ hervorbrachte.
Ich setzte zu diesem Zwecke in kleinen Glasröhrchen von 2,6 cm3, wie schon oben erwähnt, jedesmal
auf eine TweoZa-Raupe eine herausgefangene, abgewanderte Jungmilbe. Im ganzen setzte ich auf
diese Art 248 Versuche an, wovon sich 103 Tiere zur reifen Kugel entwickelten. Alle 103 Kugeln
brachten nun männliche und weibliche Jungmilben zur Welt, ein sicheres Zeichen dafür, daß sie
befruchtet waren. Außer diesem Versuche habe ich noch zahllose andere mit abgewanderten Jungmilben
angesetzt, und ich habe in keinem Falle gefunden, daß auch nur ein einziges partheno-
genetisches Tier darunter gewesen wäre.
Nun wird vielleicht jemand einwenden, daß, da die parthenogenetischen Milben schwer infizieren,
unter den 145 Tieren, die von den 248 Tieren nicht infizierten, viele parthenogenetische $ sein könnten.
Aber die Tatsache, daß unter den gelungenen 103 Versuchen auch nicht ein einziges partheno-
genetisches Tier war, ebenso unter all den ändern Versuchen, die ich allerdings mit ändern Absichten
und für andere Zwecke ansetzte und deswegen leider nicht gezählt habe, schließt sicher die Möglichkeit
aus, daß viele parthenogenetische Tiere unter den nicht infizierenden $ waren. Denn immerhin
infizieren auch die parthenogenetischen $ zu 9—-10 %, so daß unter den zahlreichen Versuchen sich
wenigstens ein parthenogenetisches Tier finden müßte. Daß vereinzelte $ unbefruchtet abwandern,
will ich nicht leugnen; aber es kann sich nur um wenige Fälle handeln, und diese würden für unsere
Frage gar nicht ins Gewicht fallen.
Wenn also alle $ durchweg vom $ befruchtet werden, so läßt sich aus dem Zahlenverhältnis
der Geschlechter die Zahl der von einem $ befruchteten fp leicht errechnen.
Da bei unsern 25°-Versuchen von 2904 Tieren 2794 $ und 110 $ waren, so kommen auf ein <$
25,4
In meinen Versuchen bei Zimmertemperatur waren von 4382 Tieren 4226 $ und 156 es
kommen also auf ein <$ 27,1 $.
Diese Zahlen stimmen auffallend gut überein, und ich glaube auch nach ändern Beobachtungen,
daß man nicht fehlgeht, wenn man die Zahl der von einem $ durchschnittlich befruchteten $ auf
25—30 Tiere annimmt.
Tabelle 11 ist auf Grund dieser Darlegung aufgestellt. Es wird dabei angenommen, daß jedes
abgewanderte $ vom^ befruchtet ist. Tabelle 11 zeigt die Durchschnittszahl der von einem $ begatteten
? für die einzelnen Versuche. Dabei ergibt sich, daß die oben angeführte Durchschnittszahl
von 25—30 Tieren keineswegs zu hoch gegriffen ist, da z. B. für die 25°-Tiere 9 Fälle eine höhere
Durchschnittszahl als 30 aufweisen. Als Maximum haben wir hier bei XXV,K 61,7 $ und bei
ZXI I 5 5 , 8 '^ /
Durch einen glücklichen Zufall gelang es mir sogar, die Höchstzahl der $ in etwa festzustellen,
die von einem $ befruchtet werden können. Auf einer Kugel waren nämlich alle<J gestorben zu einem
verhältnismäßig frühen Zeitpunkt der Geburtsperiode. Es wurde dann nur noch ein $ geboren. Die
?, die nach diesem $ geboren wurden — es waren ihrer 78 an der Zahl —, wanderten alle in kurzer
Zeit ab, und nie beobachtete ich, daß sich $ auch nur kürzere Zeit auf der Kugel aufgehalten hätten.
Es ist demnach die Annahme wohl berechtigt, daß diese stattliche Zahl von 78 $ von diesem einen
c? befruchtet worden sind. Da aber das $ nach kurzer Zeit (nach 8 Tagen) starb, so ist es wahrscheinlich,
daß die oben angeführte Zahl die ungefähre Höchstgrenze für die sexuelle Leistungsfähigkeit
der $ darstellt.
Da bei den kleinen Kugeln mit nur wenigen Jungen das Verhältnis der Geschlechter ein wesentlich
anderes ist, brauchen die $ nur einige, manchmal nur ein $ zu befruchten. Ich glaube, daß diese
Tatsache von nicht geringer ökologischer Bedeutung ist; denn, da nur wenige $ von diesen Kugeln
geboren werden können, so liegt es durchaus im Interesse der Arterhaltung, daß diese geringe Zahl
von $ absolut sicher befruchtet wird. Da hier die $ sexuell weniger beansprucht werden, so ist die
Zoologica. Heft 74. n