von Postnota und Phragmen in diesen auf, sind also am flügeltragenden Segment nur noch mit Hilfe
der Muskulatur als Teile der postnotalen Region festzustellen (s. p. 55).
Entsprechend der Bevorzugung der Vorderflügel ist das Mesotergum am reichsten gegliedert.
Es allein ist deutlich in einen notalen und postnotalen Abschnitt geteilt, es allein läßt deutlich die
typische Gliederung des Notums in die drei Abteilungen Präscutum, Scutum, Scutellum erkennen.
Ihm gegenüber erscheint das Metatergum stark reduziert und ist es auch in der Tat, sogar im Vergleich
zu dem ungeflügelten Tier (Abb. 3 und 6).
Das Mesotergum dagegen ist, wie derselbe Vergleich zeigt, weit über das Normalmaß hinaus vergrößert
und seiner Rolle als Vermittler der Hebung und Senkung des Flügels gemäß gegliedert. Ganz
entspricht diese Gliederung allerdings nicht der für die primitiven Insekten typischen (Snodgr a s s
1909, 1927b, W e b e r 1924); wir finden vielmehr eine Reihe von Merkmalen, die als sekundäre
Abänderungen betrachtet werden müssen. Am besten erkennen wir das, wenn wir das Tergum eines
primitiven geflügelten Insekts mit annähernd gleichmäßig entwickelten Flügeln, z. B. das Mesotergum
von Perla, an Hand der schematischen Text-Abb. 9 mit dem von Aphis vergleichen.
Auffallend ist die Übereinstimmung im vorderen Abschnitt, hier hat, in der Ausbildung des Prae-
scutums und des Tergalarms, Aphis die ursprünglichen Verhältnisse offenbar beibehalten. Auch
das Postnotum mit seinem Phragma ist ziemlich primitiv gebaut, insbesondere ist in der Tatsache,
daß das Phragma nicht vom Postnotum abgesetzt ist, fraglos ein ursprüngliches Merkmal zu erblicken.
Dasselbe gilt von der postnotal-epimeralen Verbindung, die bei Perla sich wie bei Aphis
findet. Auch das Scutellum ist, wenn man seine Begrenzung wie in Abb. 30 b durch die V-Leiste
gegeben annimmt, durchaus dem Grundschema ( W e b e r 1924) entsprechend gebaut. Die Pleco-
pteren haben die V-Leiste und somit das Scutellum nicht in der typischen Form; in Text-Abb. 9 a ist
aber die Leiste, so wie sie nach Untersuchungen an anderen primitiven Insekten (z. B. Megalopteren)
liegen müßte, mit gestrichelten Linien eingezeichnet. Die von der V-Leiste bei Aphis nach vorn
gehende Naht Na ist sekundär und mechanisch bedingt, aus dem Bedürfnis der Aufwölbung des Ter-
gums entstanden zu denken, ganz entsprechend der ähnlich gelegenen Naht der Rhopaloceren
( W e b e r 1924) oder der höheren Hymenopteren ( W e b e r 1925), ohne daß dabei aber an eine Homologie
im strengen Sinn zu denken wäre. Eine solche ist schon deshalb nicht anzunehmen, weil die
symphyten Hymenopteren (Sirex) und ebenso die primitiven Lepidopteren (Hepialus) die Naht nicht
zeigen. Sie muß also bei den verschiedenen Ordnungen polyphyletisch, aber aus gleichen mechanischen
Bedürfnissen heraus entstanden sein; bei Aphis ist sie von besonderer Wichtigkeit, weil
erst durch sie die I I pm10, u befähigt werden, auf den Flügel direkt einzuwirken, ihn zurückzudrehen,
(s. p. 87). Der hintere Tergalhebel wird durch diese Naht abgetrennt, vorderer Tergalhebel und
Tergalspalt haben die normale Form, ebenso das tergale Flügelgelenkstück; ein hinteres tergales
Flügelgelenkstück fehlt allerdings, doch ist das Vorhandensein eines solchen auch bei anderen Insekten
durchaus nicht die Regel. Bei Aphis fehlt aber, im Gegensatz zu Perla auch ein ausgeprägter
hinterer Gelenkfortsatz des Notums; das Ax3 artikuliert direkt an der nur leicht vorgebuchteten
Seitenkante des hinteren Teils des Scutums. Ich habe diesen Zustand schon 1924 als vermutlich
ursprünglich bezeichnet (Metathorax von Sialis und Panorpa) und glaube im Verhalten der Aphiden
eine Stütze für diese Annahme sehen zu können.
Eigentümlich und offenbar für die Aphiden spezifisch ist die Ausbildung des hinteren Fortsatzes
des Tergalarms zum Träger der Sehne des I I pm12 und dadurch zum Vermittler von dessen
Wirkung auf den Flügel (Horizontalstellen).
Zeigt so schon ein Vergleich zwischen Aphis und Perla, daß erstere im Bau des Tergums ursprüngliche
Züge in großer Zahl bewahrt hat, so tr itt dasselbe noch klarer hervor, wenn man an
Hand der Abbildungen und Beschreibungen von B e r 1 e s e und S n o d g r a s s Aphis mit Gicada
vergleicht (s. Text-Abb. 8). Cicadaweist eine weit ausgeprägtere Spezialisation auf und hat die bei Aphis
angedeuteten Sondermerkmale zu denkbar großer Höhe entwickelt. Während die einzelnen Regionen
des Tergums bei Aphis noch ziemlich typisch in Bau und Größe sind, wenn man auch schon von
einem Zurücktreten des Scutellums reden kann, nimmt bei Cicada das Praescutum einen unverhältnismäßig
großen Raum ein und erstreckt sich, samt der Ansatzstelle des I I dlml3 bis weit hinter die
Text-Abb. 9: a) Mesothorax von Perla, in einer Ebene ausgebreitet und etwas schematisiert, von innen gesehen,
b) Mesothorax von Aphis ebenso.
Mitte des ganzen Notums. Dem entspricht eine ungeheure Entwicklung des in zwei paarige Lappen
geteilten Postphragmas, eine starke Entwicklung des I I dlmx und eine enorme Verstärkung des
II dlm2, der (II dlm2 + 8) bei Aphis schwach, bei Cicada aber viel stärker ist als der Dorsoventral-
muskel I I dvml5 2. Es ist hier, bei Cicada, der seltsame Fall eingetreten, daß, durch die Vorbiegung
des Phragmas, das mit dem Notum einen spitzen Winkel bildet, der I I dlm2 parallel zu den Dorso-
ventralmuskel läuft, und, da seine dorsale Ansatzstelle in der Mitte des Notums liegt, auch in der
Funktion die Dorsoventralmuskeln unterstützt, d. h. das Tergum abflacht (s. p. 77). Es muß von
höchstem Interesse sein, diese Eigenschaften des Mesothorax von Cicada, die hier aus Mangel an
genaueren Daten nur andeutungsweise behandelt werden können, vergleichend durch die Cicaden-
reihe durch zu verfolgen.