
 
		Die Mund Werkzeuge  sind  steckend  saugende.  Nack  B r ü c k e r ,   der  sick  eingekender  mit  
 dem  Bau  der  Mundwerkzeuge  der  Milben  besckäftigt  hat,  bildet  die Buccalregion  (bei  Ped.  ventr.)  
 eine  Art  Saugnapf, der  im Innern Pharynx  und die  stilettartigen Ckeliceren  enthält.  Die  „Palpen“  
 sollen  rudimentär  geworden  und  nur  als  kleine Hafthaken erhalten  sein  ( B r ü c k e r ,   1899, p. 71.  
 Vergl. auch  seine  Fig. 5 u.  6,  sowie  seine Monogr.  1901).  Diese  eigentümliche Ausbildung  der Mundregion  
 ermöglicht  nach  B r ü c k e r   (1901)  ein  Festsaugen  der  Milben  auf  der Wirtslarve. 
 An konserviertem Material kann man nun häufig feststellen,  daß aus der Mundregion ein kurzer,  
 glatter  „Stechrüssel“  hervorragt  (von  etwa  15—20  ¡n  Länge).  Bei  starker  Vergrößerung  (etwa  
 400fach)  scheint  der  „Stechrüssel“  zur  Spitze  zu  eine  leichte  Anschwellung  aufzuweisen.  Vergrößert  
 man  den  „Steclirüssel“  noch  stärker  (etwa  900—lOOOfach),  so  läßt sich deutlich feststellen,  
 daß  er  aus  zwei  feinen,  eng  aneinander  liegenden  Stiletten  besteht,  die  an  der  Spitze  leicht  
 gebogen  sind  und  sich  überkreuzen.  Ob  diese  Stilette  ( =  Cheliceren  Br üc ke r s )   lediglich  Stechfunktion  
 besitzen — wie  B r ü c k e r   1901  annimmt —  oder  außerdem  zusammen  als  „Säugrüssel“  
 dienen,  lasse  ich  vorläufig  dahingestellt,  da  ich  bisher  selbst  hierüber  noch  keine  genauen Untersuchungen  
 angestellt  habe. 
 Zwischen  dem  1.  und  2.  Beinpaar  findet man  seitlich  ein  eigentümliches  keulen-  oder  birnenförmiges  
 Gebilde  (Fig.  1—3,  P),  das mit  einem feinen Stielchen  in  einem Grübchen  am Körper  festsitzt. 
   In der Literatur ist es als  pseudostigmatisches Organ bekannt.  Es findet sich in verschiedener  
 Ausbildung  bei  allen H e t e r o s t i gm a t a  und bei den O r i b a t i d e n .   Uber  die  Funktion  dieses  
 Gebildes herrscht noch  keine  rechte Klarheit.  Ursprünglich wurden die pseudostigmatischen Organe  
 bei  den  O r i b a t i d e n   (von  N i c o l e t   1854,  C l a p a r è d e   1869,  K r a m e r   1876  und  1877,  
 C a n e s t r i n i   1885,  B e r 1 e s e  1885,  B a n k s   1894,  M é g n i n  1895) l)  zum Bespirationssystem  
 gehörig betrachtet.  M i c h a e l  hat schon  1883/84 die Unwahrscheinlichkeit dieser Ansicht dargetan,  
 da  ja  den  Larven-  und Nymphenformen  der O r i b a t i d e n   das  Trachealsystem vollkommen  abgeht, 
   obwohl  sie  die  pseudostigmatischen  Organe  besitzen.  (Siehe M i c h a e l   1884,  p.  176—177).  
 M i c h a e l   möchte  die  pseudostigmatischen  Organe  als  Sinnesorgane,  und  zwar  als  Gehörorgane  
 deuten  (1884,  p.  190).  K r a m e r   hält  die  pseudostigmatischen  Organe  der  Tarsonemus-Weibchen  
 (1876) für Tastkolben,  C a n e s t r i n i  (bei Pediculoides fimicolus Can.) für Sinnesorgane.  B r ü c k e r   
 (1901) faßt diese kolbenförmigen Anhänge als Gleichgewichtsorgane (organes d’équilibre) auf.  E n z i o  
 R e u t e r   (1909) glaubt  aber dieser Auffassung B r ü c k e r s  nicht beitreten zu können.  Er hält sie  
 vielmehr  für  Geruchsorgane.  Hier  sollen  diese  Gebilde  nur  erwähnt  werden,  weil  sie  sich  lediglich  
 beim Ç  finden,  und  zwar  in  jedem  Stadium,  beim $  aber  vollkommen  fehlen. 
 Augen  scheint  Pediculoides  ventricosus,  sowohl $  wie <$,  nicht  zu  besitzen.  Dafür  ist  das  erste  
 Beinpaar  als Tastorgan  ausgebildet.  Es wird  beim Laufen  nicht gebraucht,  sondern fungiert ähnlich  
 wie  die  Pedipalpen  der  Spinnen.  Zur Fortbewegung werden  überhaupt  nur  das  2.  und  3.  Beinpaar  
 benutzt.  Das 4. Paar, das am längsten ist, wird bei der Fortbewegung mehr als Balancierorgan passiv  
 nachgeschleppt.  Es  gewinnt  aber  an Bedeutung, wenn  das  junge  Tier  sich  auf  der Wirtslarve  festsaugt. 
   Dami stemmen das 3. und besonders das 4. Beinpaar den Hinterkörper hoch, und der Vorderkörper  
 mit dem sehr beweglichen Gnathostom, das bei unserer Milbe im Winkel von 90  in der Sagittal-  
 ebene  drehbar ist, wird gegen  die Unterlage gedrückt und dadurch  das Festsaugen  erleichtert.  Eine  
 weitere  Bedeutung  gewinnt  das  4.  Beinpaar  auch  bei  der Verankerung  der  trächtigen Mutterkugel 
 Nach  E.  R e u t e r   1909. 
 auf  der Wirtslarve,  und  so  trägt  es  auch,  wie  das  2, und  3. Beinpaar, Haftkrallen  und  Haftlappen,  
 die  dem  I.  Beinpaar  fehlen. 
 Die  Gestaltsveränderungen,  die  das  $  im  Laufe  seines  Lebens  durchmacht,  sollen  uns,  um  
 Wiederholungen  zu  vermeiden,  erst  bei  der  Besprechung  der  Ökologie  unserer  Milbe  beschäftigen. 
 D a s   Mä n n c h e n . 
 Das <2 besitzt eine ganz  andere Gestalt als das junge $.  Es ist nicht so  lang und spindelförmig,  
 sondern mehr oval gedrungen (Fig. 2).  Der Dorsalteil des Körpers ist stark gewölbt und trägt 3—4 Paar  
 starke,  aufrechtstehende,  aber  nach  hinten  gek rümmte  Chitinhaare,  die  dem  Tiere  ein  eigenartig  
 stacheliges  Aussehen  geben1.)  Der  Bauch  ist  dagegen  ziemlich  abgeflacht.  Das Hinterende  ist  abgestumpft  
 und  bildet  eine  „lyraförmige  Platte“ ,  die  eigentlich  eine  gebogene,  zur Bauchseite  offene  
 Schale mit sichelförmigem Rand  darstellt  (siehe Fig.  5)  und  seitlich  unterwärts  2 Haftnäpfe  besitzt.  
 Diese  „lyraförmige  Platte“  spielt  als  Haftorgan  bei  der  Kopula  eine  große  Rolle. 
 Das<2 ist auch beträchtlich kleiner als das $,  dafür aber verhältnismäßig viel breiter.  Als Durchschnitt  
 von  50 Messungen  am lebenden Tier fand  ich  für  die Länge:  164,4 ¡x,  für  die Breite:  90,1  ja; 
 L a b o u l b è n e   u.  Mé g n i n   (1885).  . .  .  Länge  120  /x, Breite  80  /x. 
 B e r  l e s e   (1 8 9 5 ) ........................................ .  .  „  230  [x, „ 
 B r ü c k e r   (1901)........................................ .  .  „  200  ix, 120  ix. 
 B l a n c   ( 1 9 1 2 ) ............................................. .  .  1  130  fx, 1  100  /X, 
 W i l l c o c k s   (1916)..................................... .  .  „  220  /x, 120  ix 
 Der Bau des Mundapparates ist ähnlich wie beim $  ausgebildet.  Auch besitzt das $   ein  kleines  
 weißliches  Exkretionsorgan.  Dagegen  fehlen  die  pseudostigmatischen  Organe  vollkommen.  Vom  
 Trachealsystem  sollen  (Br ü c k e r ,   1901)  nur  die Luftreservoire  vorhanden  sein,  die  Stigmata  sind  
 rudimentär,  und  die  Tracheen  fehlen  vollständig. 
 Auch  die  Beinpaare  sind  beim $   wesentlich  anders  gestaltet.  Zwar  geht  das S  auch  nur mit  
 dem  2.  und  3.  Beinpaar —  das  1.  Beinpaar wird  wie  beim $  nur  als  Tastorgan  benutzt —,  doch  ist  
 beim^  das  3.  und  nicht das 4. Beinpaar am längsten.  Weil das $  dieses sehr lange 3. Beinpaar auch  
 noch  zum Gehen  benutzt, wird  der Gang eigentümlich wackelig.  Das 4. Beinpaar ist zu  einer  Zange  
 umgebildet,  die  als  Hilfsorgan  bei  der  Begattung  dient. 
 Während  schon  diese  kurzen Angaben  zeigen,  daß  der  Geschlechtsdimorphismus  beim  jungen  
 $  und  beim $  morphologisch  stark  ausgeprägt  ist  (vergl.  Fig.  1  u.  5), wird  der Unterschied,  wie wir  
 später  sehen  werden,  noch  weit  größer,  wenn  man  die  Tiere  ökologisch  physiologisch  betrachtet. 
 1)  Die  Dorsalbeborstung  stimmt  bei  den  meisten  Autoren  mit  meinen  Befunden  überein  (bei B a n k s ,   B r ü c k e r ,   
 Wi l l c o c k s ) .   Be  r i e s e  gibt n ur  3, L a b o u l b ö n e  und M 6 g n i n  6 Borstenpaare an.  Hier sei darauf hingewiesen,  daß das  
 2.  Dorsal horstenpaar ein sehr variabeles  Gebilde ist.  Bald ist es ganz außergewöhnlich stark ausgebildet,  wie in Fig.  5,  bald  besitzt  
 es nur mittlere Stärke, wie in den Abbildungen von B r ü c k e r  und Wi l l c o c k s .  Dann aber können an Stelle des 2. Dorsalborstenpaares  
 2 nur winzige Borsten Vorkommen.  In sehr vielen Fällen scheint abor das 2. Dorsalborstenpaar ganz zu fehlen.  B e r l e s e s   
 Angabe, daß 3 Borstenpaare Vorkommen (es fehlt nach ihm das 2. Borstenpaar), beruht also nicht auf einem Irrtum.  Von 19 Fällen,  
 die  ich  auf  das Verhalten  des  2.  Borstenpaares  prüfte, 
 fehlte  das  2. Borstenpaar  in  10  Fällen,  
 es  waren  nur  sehr  kleine Borsten  vorhanden  „ 6   „  , 
 „  „  mittelstarke  „  „  „  1 Falle, 
 ',  -  ,,  sehr  lange  „  „  „  2 Fällen. 
 Aus alledem geht hervor, daß wenigstens das Vorkommen des 2. Borstenpaares für die Systematik sicher keinen Wert hat.  Die 3 übrigen  
 Borstenpaare  treten  dagegen  stets  in  etwa  gleich  starker  Ausbildung  auf.