Band als Träger der Antennen vor dem Vertex liegen, von der Spitze des hinteren Winkels zieht
eine mediane Naht nach hinten, ganz wie bei den Psociden. Das schmale Stück bezeichnete B e r -
1 e s e sowohl bei den Psociden wie bei der Cicaden-Nymphe (1. c. Fig. 41 p. 86) als Tergit des An-
tennale, des Antennensegments. Da ich es nicht für wahrscheinlich halte, daß man die bei den so hoch
spezialisierten — gerade bezüglich des Kopfbaus Rhynchoten vorkommenden Nähte im Kopfskelett
mit Recht als Hinweis auf die primäre Segmentierung des Kopfs beträchten darf, möchte
ich die neutralere Bezeichnung Frons, die S n o d g r a s s demSklerit gibt, vorziehen und das dahinterliegende
Sklerit Vertex nennen. Sowohl die quere wie die mediane Naht sind für die Häutung prä-
formierte Bruchstellen und dürfen schon deshalb in ihrer morphologischen Bedeutung nicht überschätzt
werden.
Bei Aphis ist von solchen Nähten nichts zu bemerken1); Frons und Vertex bilden das ungeteilte,
als Epicranium bezeichnete Sklerit, es sind aber nicht, wie das nach S n o d g r a s s bei Gicada der Fall
ist, bei der Imago Spuren der Frons und Vertex trennenden Naht an den Seiten des Epicraniums
wahrnehmbar. Die Grenzlinien können wir uns jedoch, darüber läßt die vorstehende vergleichende
Betrachtung keinen Zweifel, so gezogen denken, wie sie in Text-Abb. 1 c als gestrichelte Linien eingetragen
sind. Es muß ja, wie die Psociden (Text-Abb. 1 a) zeigen, der vordere Ocellus auf die Frons,
die beiden hinteren auf den Vertex fallen, dem außerdem seitlich die Facettenaugen zukommen.
D a s E p i c r a n i u m v o n A p h i s i s t a l s o , wenn wir das Vorstehende zusammenfassen,
e i n e i n h e i t l i c h e s , w a h r s c h e i n l i c h a b e r a u s F r o n s u n d V e r t e x v e r s
c h m o l z e n e s , d i e F a c e 11 e n a u g e n , O c e l l e n u n d A n t e n n e n t r a g e n d e s
S t ü c k o h n e I n n e n s k e l e t t b i l d u n g e n .
Ob das Epicranium, das bei Aphis nur durch die schmale vordere Brücke mit dem Vorderkopf
verbunden ist, ursprünglich in engerer Beziehung zu letzterem stand oder ob die Trennung der beiden
Abschnitte als — für die Rhynchoten natürlich — relativ ursprünglich betrachtet werden kann,
scheint zweifelhaft. Auf Grund der Muskulatur bin ich jedenfalls geneigt, das Kehlstück (KSt) für
den Rest eines ursprünglichen Hinterhauptringes zu halten. Ob dieser Ring der chitinösen Verbindung
zwischen Epicranium und Laminae maxillares entspricht, die wir (n. Sno dgr a s s ) bei der
Imago von Gicada antreffen, scheint aber unsicher, da diese Verbindung bei der Nymphe noch fehlt,
also möglicherweise sekundärer Natur ist.
C. Das Skelett des Vorderkopfes.
Bei der Betrachtung des Vorderkopfskeletts gehen wir am besten von der Ontogenie desselben
aus, um dann auf dem Weg über einen schematischen Grundriß zum Verständnis der beim erwachsenen
Tier so überaus verworrenen Lagerungsverhältnisse zu kommen.
M e t s c h n i k o f f hat als erster die Embryologie der Aphiden untersucht und der Ansicht
Ausdruck gegeben, die Stechborsten derselben seien, im Gegensatz zu der Meinung früherer Autoren,
keineswegs als Homologa der Mandibel und ersten Maxillen der übrigen Insekten aufzufassen, da
die Anlagen der Mandibel und Maxillen zwar vorhanden seien, aber rückgebildet und die 4 Stechborsten
in besonderen „retortenförmigen Organen“ abgesondert werden. W i t l a c z i l hat sich zuerst
gegen diese Anschauung gewandt (1882) und nachgewiesen, daß zwar die Bildung der Stechborsten
q Beim ungeflügelten Tier findet sich eine Andeutung der medianen Naht.
in den retortenförmigen Organen vor sich gehe, daß aber diese Organe nichts anderes seien als eben
die in den Kopf eingesenkten Anlagen der Mandibel und ersten Maxillen. Da die Ergebnisse He y -
m o n s , der die Embryologie der Homopteren und Heteropteren an verschiedenen Vertretern (Nepa,
Notonecta, Naucoris, Gimex, Pyrrhocoris, Gicada) untersucht hat, mit denen von W i t l a c z i l in
allen wesentlichen Punkten übereinstimmen, sollen beide hier im Zusammenhang besprochen werden.
Nach H e y m o n s erscheinen bei Notonecta bald nach dem Vollzug der Gliederung im Thorax die
Kieferanlagen im Kopfabschnitt. „Die hinteren Maxillen eilen in der Entwicklung den übrigen
Mundteilen voraus. Ähnlich wie im Thorax tritt auch vor ihnen eine, nur etwas kleinere Tergitanlage
auf. Im vorderen Maxillarsegment legt sich das Maxillenpaar in entsprechender Weise an, die Tergit-
anlagen sind indessen hier viel kleiner und nicht mehr deutlich gesondert. Die Mandibeln kommen
zuletzt zum Vorschein usw.“ „ In einem etwas späteren Stadium tritt vor der Mundöffnung die Anlage
des Clypeus und der Oberlippe hervor. Sie ist unpaar und zeigt an ihrem nach hinten gerichteten
Rande eine Einkerbung“ (1. c. p. 356/7). Bei der-vorderen Maxüle kommt es dann zur Bildung einer
Einschnürung, wobei sie in einen lateralen größeren und einen medialen kleineren Abschnitt zerlegt
wird. Der laterale Abschnitt, der Maxillarhöcker, soll nach H e y m o n s der Hauptmasse der Maxille
resp. ihrem Stammteüe entsprechen, während dem zapfenförmig gestalteten medialen Abschnitt die
Bedeutung einer Lacinia (Lobus maxillaris) zukommt. Bei der weiteren Entwicklung kommt es
zur Bildung des Hypopharynx, einer kegelförmigen Erhebung zwischen den Kiefern und zur Ausbildung
der mandibularen Stechborsten aus den Anlagen der Mandibel, der maxillaren aus der genannten
maxillaren Lacinia. Die Ausbüdung dieser Teile wird begleitet von einer Einsenkung ihrer
Basis und einer Überwallung der Mundregion durch die vorderen und seitlichen Kopfpartien. Zugleich
kommt es zu einer Verwachsung der paarigen Anlagen der zweiten Maxillen und ihrer Ausbildung
zu der unpaaren gegliederten Stechborstenscheide.
Dieser hier nur in ganz großen Zügen rekapitulierten Entwicklung der Mundteile der Wanzen
entspricht die Entwicklung der Mundteile von Gicada (H e y m o n s) und der Aphiden vollständig.
Bei letzteren legen sich nach W i t l a c z i l nach Bildung der Beinpaare die Mandibeln, die mit
„Tastern“ versehenen I. Maxillen und die tasterlosen II. Maxillen an. „Die Mandibeln und ersten
Maxillen senken sich später in den Körper ein, erscheinen deshalb von einer Haut umgeben, die sich
in die Epidermis des Körpers fortsetzt, und sind außerdem noch von der Körperwand bedeckt. Durch
ungleiches und zwar stärkeres Wachstum der gegen vorn gelegenen Hälfte gewinnen die Mandibeln
und I. Maxillen nach und nach die retortenförmige Gestalt. Die Taster der I. Maxillen legen sich,
indem die Mündung der „retortenförmigen Organe“ immer enger wird, mehr und mehr an den
Vorderkopf, mit dessen nach innen gelegenen Teile sie endlich verschmelzen, während der äußere
Teil desselben sich noch verlängert und die Oberlippe bildet. Die II. Maxillen verlängern sich seitlich
und verwachsen, ohne noch Taster angelegt zu haben, zur Unterlippe“ (1. c. p. 19).
Abgesehen von der bei den Aphiden (und den Pflanzenläusen überhaupt) tieferen Einsenkung
der Stechborsten in die „retortenförmigen Organe“ entspricht also die Entwicklung der Mundteüe
der Aphiden ganz der der übrigen Rhynchoten, in der Deutung der Befunde stimmen H e y m o n s
und W i t l a c z i l überein, nur erwähnt Wi t l a c z i l , wie in seiner ganzen Arbeit so auch hier,
den Hypopharynx nicht und außerdem nennt er den Teil, der offenbar dem „Maxillarhöcker“ von
H e y m o n s entspricht, einen Maxillartaster. Ich glaube hier die Beweisgründe, die H e y mo n s
(p. 357) für seine Auffassung vorbringt, als solche anerkennen zu müssen, der Teil, der bei den Aphiden
aus dem Maxülarhöcker hervorgeht, die Lamina maxillaris nämlich entspricht also nicht oder wenig