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An del' Aft der vorgeschlagenen Messungen lässt sich laanchss aussetzen, naineiitlicli
daran, dass fiir die Gaunieuliingo als hinterer Ausgangspunkt die so sehr varialjle und
so häufig an den Schädeln fehlende Spina nasalis posterior gewählt wird. Auch die Eiutheilung
des Index bedürfte einer Revision. Wir haben daher die von Flower (7, p. 161)
vorgeschlagenen, wie uns scheint, praktischeren Gaumenraessungen ebenfalls genommen.
F l o w e r nannte seine Maasse die maxi l lar e Länge und Breite und den Index Maxillari
n d e x , Turner (18, p. 7) palato-maxi l lar e Länge, Breite und Index. Diese letzteren
Bezeichnungen sind mehr zu (empfehlen, um Verwechslungen mit dem oben erwähnten
Kiofer-Iudex auszuschliessen.
Die Palato-Maxi l lar länge geht vom Alveolarpunkte vorne bis zur Mitte einer
Linie, welche die hinteren Ränder der beiden Oberkieferknochen verbindet. Wir halien
diese Linie dadurch markiert, dass wir eine Schnur quer durch die Furche spannten, Avelche
jederseits zwischen dem hinteren Rande des Zahnbogens und dem Pterygoid sich findet.
Die P a l a to-Maxi l l a r ln- e i t e wird zwischen den Aus.senrändern des Alveolarbogeus
gerade über der Mitte der zweiten Molaren gemessen.
Daraus berechnet sich der Palato-Maxillarindex nach der Formel
100 X Pal-Maxillarbreite
Pal-Maxillarlänge
T n v n e r (18, p. 7) hat folgende Eintheilung des Index geschaffen:
D o l i c h u r a n i e (Langgaumigkeit) unter 110,
M e s u r a n i e (Mittelgauniigkeit) 11 0—1 1 5 ,
B r a c h y u r a n i e (Kurzgaumigkeit) über 115.
Zunächst wird es nöthig sein, die von den F rankfur ter n und die von Turner
vorgeschlagenen Indexgradbezeichnungen neben einander zu lirauchen, da sie auch verschiedene
Messmethoden bedeuten. Sollte später einmal eine Vereinigung erzielt werden,
so wären die Turnerischen Namen vorzuziehen, da ovqai'ós Gaumen, ormpvli] dagegen das
Zäpfchen des weichen Gaumens bedeutet, also mit osteologischen Dingen überhaupt nichts
zu thun hat.
Das Maass der Dentallänge des Oberkiefers wurde von Flower (8, p. 183)
eingeführt zur Bestimmung der Stärke der Zahnentwicklung bei den verschiedenen Varietäten.
Es ist die gerade Länge der Kronen der fünf oberen Molaren in Situ, zwischen der Vordcrfläche
des ersten Praemolaren und der hinteren Fläche des dritten Molaren. Wir nahmen
dieses Maass mit dem feinen Schiebezirkel am Piande der Zahnkronen. Flower hat aus der
Dentallänge und der basi-nasalen Länge (cranio-facial Axe) einen Index (Dentalindex) berechnet,
indem er diese letztere Axe als einen Ausdruck der Schädelgrösse ansah, und mit
dieser wollte er die Stärke der Zahnentwicklung der verschiedenen Varietäten vergleichen.
Indessen nimmt diese xbce nicht immer mit steigender Schädelgrösse zu, weil ja
das Wachsthum der Hirnkapsol auch in die lireite, statt in die Länge gehen karni; sie ist
daher auch nicht nothwendiger Weise der Ausdruck der* Schädelgrösse, untl wir haben aus
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diesem Grunde auch den Flower'schen Dentalindex nicht Lierechnet. Als richtigen Ausdruck
dei' Schädelgrösse könnte man vielleicht eher die Capacität in Rechnung setzen.
Die Dental länge des Unterkiefers hat Flower iriclrt gemessen, indem er annahm,
dass dieses Maass in beideir Kiefern übereinstimme; es ist dies jedoch nicht der
Fall, wie die von uns genommene entsprechende DentaUängc des Unterkiefers zeigen wird,
J l e s s u n g e n des Unterkiefers. Am Unterkiefer wurde gemessen;
1. Die Brei t e an den Winkeln. Dazu wurde er in umgekehrter Stellung auf
Jen Tisch gelegt, wobei dann leicht mit dem feinen Schiebezirkel die von einander am
weitesten entfernten Punkte der beiden Winkel berührt werden konnten (iargcur Ijigoniaque,
Broca, 4, p. 9-1).
2. Die grösst e E n t f e r n u n g der beiden Gelenkhöcker (largeur bicorulylienne,
Bi'OCta, ibid.).
3. Die Länge des Unterkiefer s in der Mittellinie haben wir mit Hilfe des
vou Broca zur Messung der langen Extremitäten-Knochen construierteir osteometrischen
Brettes (Topinard 17, p. 1033) erhalten. Dieses besteht bekanntUch aus einer horizontalen,
mit einer Millimeterscala versehenen Platte, an deren einem Ende, da wo die Scala
beginnt, eine zweite Platte im rechten Winkel angefügt ist. Wir haben nach dem Broca'-
schen Muster bei Thamm in Berlin ein solches Messbrett in Metall ausführen lassen.
Den Unterkiefer haben wir so auf das Horizontalbrett aufgelegt, dass die beiden
ünterkieferwinkel auf diesem aufruhten, während die beiden Gelenkhücker am Verticalbrette
anstiessen. Auf diese Weise konnte leicht die Länge des Unterkiefers in seiner
Ifittellinie mit Hilfe eines gegen das Kinn vorgeschobeneu rechten Winkels auf der Scala
abgelesen werden.
Sowohl aus der Unterkieferwinkelbreite, als der Distanz der beiden Gelenkhöcker
einerseits, und der Unterkieferlänge andererseits, kann man nach der Formel:
100 X Unterkieferwinkelbreite oder grösste Entfernung der beiden Gelenkhöcker
Unterkieferlänge
einen Index berechnen, welcher Unterschiede zwischen gewissen Varietäten aufdeckt.
Die bei der Untersuchung des Rumpfskelettes und der Extremitäten angewandten
Methoden werden wir bei der Beschreibung dieser Knochen selbst besprechen und wenden
nns sofort zur Darstellung der graphischen Aufnahme der Schädelcurven.
2. Die graphische Aufnahme der Sehädeleurven.
(Vergleiche Tail'. LXIV—LXXVII.)
Neben der Untersuchung der Schädel mittelst directer Messungen hatten wir das
Bedurhuss, auch eine Anzahl von Umrisslinien graphisch anfznnehmen, nicht nur um selber
cuion gcnauei'en Einblick in den Aufbau des Schädels zu gewinnen, sondern auch um
•lein Leser ein möglichst sicheres Material, wonach zu urtheilen, in die Hand zu geben.
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