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Auf unserem I'rofilhilde (Fig. 133, Taf. LVJIl) ist die Verticalsutur, welche das rechtsseitige
Stück des di-eigethciheu Inca-Beiiies vom mittleren treunt, nicht mehr zu erkennen.
Irn zweiten Falle (Fig. 112) trennt die Sutura transversa nicht die ganze Oberschuppe
ah. som lern nur ein einseitiges Knoclionstück, welches in seiner Grösse dem rechten
und mittleren Stücke des dreigetheihen Inca-Beines entspricht. Ein ganz ahnliches Os
Incae imperfectnm hat Virchow (9) auf Tai XllI von einem Botocuden abgebildet.
Von einem Marawar-Schädel erwähnt auch Cal lamaud (1. p. 612) Persistenz der
Sutura ti'ansversa.
Es wäre interessant, durch Untersuchung grösserer Schädelreihen zu erfahren, o))
solche Anomalie 011 im Golnet der Jiiiitcrhaiiptsschnppe l.)ei dou Tainiloiij wie es nach dem
iiitgetheilten der Fall zu sein scheint, ähnhch wie bei den alten Peruanern, häuliger als
bei anderen Varietäten vorkommen und dadurch einen ethnischen Werth erhalten. Bei
den Weddas hatten wir niemals (siehe p. 236) Persistenz der Quoi-naht beobachtet.
Drei männliche Tamil-Schädel waren durch Worm'sche Knochen in der Lambdanaht
ausgezeichnet: zwei davon finden sich auf Taf. LVII abgebildet.
• Ueber den Gesichtsschädel haben wir folgendes zu bemerken: Der Oberges
i c l i t s - l n d e x , aus Jochbreite und Höhe des Obergesichtes (Nasenwurzel bis Alveolarrand)
berechnet, ergab bei 10 männlichen Schädeln ein Mittel von 52.2, wonach, da die Grenze
der Breit- und Hochgesichter bei 50 festgesetzt ist, das Tamil-Gesicht im Mittel in die
letztere Gruppe sich einreiht. Die Abweichungen von der Mittelzahl sind nicht sehr l)cdeutend.
indem der niederste gefundene Index 49.2 und der höchste 55.8 betrug.
Bei den Wedda-Männem hatten wir als mittleren Obergesichts-Index 50.9 erhaben
(p. 240), also eine etwas niederere Durchschnittszahl, und man erinnert sich, dass wir aucli
durch Messung am Lebenden (p. 123) gefunden hatten, dass die Tamilen die Weddas an
relativer Gesichtshöhe etwas übertreffen.
Der aus der ganzen Gesichtshöhe und der Jochbreite berechnete Gesichts-lndox
hat uns an den Tamil-Schädeln sonderbarer Weise ein Durchschnittsrnaass (88.2) ergeben,
welches nicht höher als das der Weddas ist; es scheint uns dies ein Zufall zu sein, vermutlilicli
dadurch bedingt, dass das zur Messung der ganzen Gesichtshöhe nothwendige Ansetzen
des Unterkiefers an den Schädel immer etwas einigermaassen willkürliches an sich hat.
Y i r c h ow hat von zwei seiner Tamil-Schädel Obergesichts-Indices von 51.6 und
53.4 (p. 93) angegeben; das Mittel, 52.5, steht dem unsrigen nahe. Auch er hält (p.' 94)
das Tamil-Gesicht für durchschnittlich höher als das der Weddas.
Der von F lower zur Messung des Grades der Prognathie eingeführte Kiefer-Index
ergiebt bei 10 männlichen Tamil-Schädeln ein Mittel von 97.7. Darnacli sind auch di(!
Tamilen durchschnittlich durch einen o r thognat l ien Kieferbau au.sgezeichnet, aber weniger
als die Wedda-Männer, deren mittlerer Index 95,2 (p. 242) gewesen war. Die Mittelzalil
der Tamilen nähert sich bereits sehr der Grenze der Mesognathie (98) an, und es sind
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auch von den zehn Schädeln drei mesognath (98.1, 102.2, 102.7) und einer sogar prognath
(106.1).
Von den auf unseren Tafeln dargestellten Schädeln sind orthognatli die der Figg.
110 (92.6), 112 (97.1) und 113 (92.4); mesognat h sind die Schädel der Figg. 108
(102.7) und 115 (102,2), ferner der weibliche Schädel der Fig. 116 (99); prognath endlich
ist der der Fig. 114 (106.1).
Untei- allen Umständen ist gewiss, dass die Tamilen durchschnittlich vorspringeiidere
Kiefer als die Weddas besitzen, und wir haben über dieses sonderbare Verhältniss
schon olien (p. 242 ff.) ausführlich gesprochen.
Trotz dem durchschnittlich noch orthognatlien Kieferbau ist P r o d e n t i e oder alveoläre
Prognathie meist in sehr deutlich markierter Weise vorhanden (vergleiche die Tafeln);
sie kann selbst ausserordentlich stark ausgeprägt sein, wie zum Beispiel an den männlichen
Schädehi der Taf. LIX oder dein weiblichen der Fig. 116, Taf. LX.
V i r c h ow (8, p. 94) giebt als Kiefer (Alveolar)-Index seiner drei Tamilen ein
Mittel von 94.2, also ein etwas orthognatheres Maass als das unsrige an; er fügt bei, der
Grad der Prognathie, welcher bei den Tamilen recht lîedeutend sei, lasse sich daraus nicht
erkennen. Indessen handelt es sich, wie aus seiner Beschreibung deutlich hervorgeht, nicht
um Prognathie des ganzen Kiefers, sondern nur um ein Vorschieben des Alveolarfortsatzes
(Prodentie).
Von den Marawars berichtet Cal lamand (1. pp. 614 und 615), ihr Prognathismus
sei nicht maxillar, sondern nur alveolar, letzteres aljer sehr stark.
Aus Flower' s (4) Katalog entnehmen wir die interessante, mit unseren Befunden
übereinstimmende Thatsache, dass er für seine Inder verschiedener Herkunft (29 Schädel)
ebenfalls einen höheren, also weniger orthognathen, mittleren Kiefer-Index erhielt als bei
den Weddas (98.7 gegen 96.3).
Die Augenhöhle der Tamilen erscheint weniger gross als bei den Weddas, und
zwar ist sie nicht nur relativ zur Schädelgrösse, sondern auch absolut kleiner als bei Diesen.
Als wir bei den Weddas die beiden senkrecht auf einander stehenden Durchmesser der
Augenhöhle multiplicierten, um den Fkicheiiiiihalt eines um den Orbitaleingang gelegten
lîechteckes zu erhalten, bekamen wir für die Männer 1284, für die Frauen 1203 QuadratmilUmeter
(siehe p. 245). Bei den Tamilen beträgt dieselbe Fläche im männlichen Geschlecht
nur 1248, hn weiblichen 1183 QuadratmilUmeter.
Die grösste Augenhöhle (1345 •mm) besass der männliche Schädel, Nr. XIII.
welchen wir, wie erwähnt, für den eines AVedda-Mischlings halten.
Der Form nacli stellen die Augenhöhlen der Tamilen in der Regel ziemlich hohe
iieclitecke dar, deren Seiten leicht gerundet ineinander übergehen (siehe die Tafeln). Zuweilen
(z. n. bei Fig. 108. Taf. LVI) bekommt die Augenhöhle ein mehr gedrücktes Aussehen,
indem der obere, stark knochige Rand etwas vorne überhängt.