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sie sicli dem Mittel von 1650 nähern. Die Hautfarbe der Anstralier ist nach Eatzcl
(16. II. p. 17) am luiufigsten mehr oder weniger dunkelbraun, aber bis gelb und schwarz
difleriei-end. Das Haupthaar iintersdieidet sich nach Virchow (30. p. 191) ebenso bestinnnt
vom straffen Haar der Mongolen und Malayen. als dem Wollhaar der Neger und
Ncgritos: es ist mehr schlicht, jcdoch mit entschiedener Neigung zu welhger Biegung.
Haie (10. p. 439) nennt das Australierhaar lang, fein und wellig, wie das der Europäer:
CS geliiirt also zweifellos, wie das Tamil-Haar, in die cymotriche Gruppe. Gelegentliche
Veriindei'iuigen des australischen Haares durch Mischung mit wollhaarigen Nachbarvölkern
fallen für unsere Vergleichung ausser Betracht.
Dei- australische ISartwuchs kann reichlich sein: doch ist der Vollbart auf den
Wangen selten diclrt, und es sind namentlich der Kinn- und Schnurrbart, welche zu
starker Entwicklung gelangen. Jedenfalls steht dei- australische Bart dem dravidischen
nicht ferne.
Die Nase ist beim Australier an der Wurzel durchschnittlich tiefer eingesattelt
als beim Tamil, was haujitsächlicli mit der später zu erwähnenden, starken Entwicklung
der Brauenbogen am Schädel zusammenhängt, und an den Flügeln durchschuitthcli breiter:
doch finden sich auch gelegentlich bei Tamilen, nameuHich in den niederen Kasten, ähnliche
Naseiiformen.
Die Lippen sind bei beiden Formen dick, und die Gesichtszüge als Ganzes
verrathen eine entschiedene Verwandtschaft, wenn auch beim Australier Alles noch mehr
in's Derbe geht. Man betrachte auf unseren Tamil-Tafeln namentlich die Männer tiefer
liasten (z. B. Taf. XXVIl. Fig. 50. XXVHI, XXIX. Fig. 54, XXXH).
Der Sc Ii ä d e i der Australier zeigt mit dem der Tamilen sehr liedeutsame ÜebereinstiiInnungen,
übertrifft ihn aber wesentlich an Stärke der Knochenentwicklung, obschon
ja, wie mau sich erinnert, auch der tamilische ungemein knochenstark ist (p. 312). Gewichtsangaben
australischer Schädel haben wir früher (p. 213) gegeben: sie zeigen eine
ganz excessive Knochenentwicklung an.
In dieser mächtigen Knochenbildung, welclie wir für eine secuiidäre Ersclieinung
a.nse]ien, liegt der Plauptunterschied zwischen dem Schädel des Australiers und des Tamilen;
sie bewirkt das ungeheure Vorwölben der Superciliarbogen, welches für den australischen
Schädel so charakteristisch ist; sie liewirkt ferner die Ausrundung aller Schärfen, zum
Beispiel an der vorderen Nasenöffnung die Abrundung der Seiten, wo sie in den Nasenboden
übergehen.
Wir können uns nicht versagen, an dieser Stelle auf den hyperostotischen Wedda-
Schädel hinzuweisen, welchen wir in einem früheren Abschnitte beschrieben und (p. 257)
abgebildet haben, weil gerade an diesem Stücke klar zu beobachten war, wie durch die
excessive Knochenbildung (in diesem pathologischen Falle freilich Verdickung der spongiösen
Suljstanz) alle sonst scharfen Linien zu dicken Wülsten gewoi'deii sind.
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Wir denken uns. dass die Dravider, denen von Haus aus, wie wir gesellen haben,
ein stark knochiger und mit kräftigen Superciliarbogen versehener (pp. 313 und 316)
Schädel zukommt, in Australien erst das Llebermaass von Knochenbildung erwarben, welches
die Schädel der Bewohner dieses eigenartigen Landes auszeichnet.
Im Uebrigen zeigen die Schädel unserer Ceylon-Tamilen und die der Australier
grosse Aelnilichkeit: man vergieiciie sorgfältig unsere tamilischen Schädelbilder (Taff.
LVl-LX) mit australischen Schädeln. Beide sind laug und schniiil. mit _ dachförmigem
Scheitel (beim Australiei' freilich meist melir als beim Tamil), abgeplattetem Hinterhaupt,
starken Muskelcristen und hoch hinaufgreifenden Schläfeulinien.
Die Scliädel beider Stämme sind klein. Für die Ceylon-Tamilen fanden wir im
mänidichen Gesclilechte eine mittlere Capacität von 1336 ccm (p. 313): fiir 102 männliche
Australiei- com))inierten wir aus verschiedenen Quellen (p. 221) ein Mittel von 1310 ccm.
Die weiblichen Schädel der Tamilen lieferten uns ein Mittel von 1171 ccm (p. 313). die
von 57 Aastralieriniieu (p. 221) ein solches von 1154; die Differenzen zwischen Mann und
Frau betragen 165 und 156 ccm.
Der Längenbreiten-Index unserer Tamil-Männer war 70.8, der der Frauen 70.3
(p. 315). P^ür 31 Australier beider Geschlechter giebt Turner (23, 1, p. 37) als mittleren
Index 70 an, Flower (4) fiir 53 Schädel 71, de uatrefages und Hamy (15. p. 321)
fiir 82 Schädel 71.19. also vollkommen übereinstimmende Zahlen.
Der Längenhöhen-Index unserer Tamil-Schädel beträgt füi- die beiden Geschlechter
73.6 und 72.5 (p. 316); für die Australier beider Geschlechter finden wir bei de Quatrefages
und flamy 73.36 (15, p. 323), bei Flower (4) 71.5, bei Turner nur 70.4 (23,
I, p. 38).
Ueber die Kieferbildung der Australier haben wir schon früher (p. 243) bemerkt, dass
der Kiefer-Index ein mesognathes Mittel. 102.4. ergebe, weit entfernt von der Prognathie
der Neger und Melauesier: sagt doch auch Virchow (31, p. 412), der Grad von Prognathisrnus
der Australier sei nicht entfernt zu vergleichen mit dem Prognatliismus der afrikaniscben
Neger, ja nicht einmal mit dem der Alfuren.
hnmerhin springt der australische Kiefer etwas stärker vor als durchschnittlicli der
tamilische, bei welchem wir im männlichen Geschlecht ein an der Grenze von Ortho- und
Mesognathie sti'hendes Mittel. 97.7. erhalten hatten (p. 318). Prodentie ist bei beiden
h'ormen stark ausgeprägt.
Das (-twas stärkere Vorspringen des Kiefers beim Australier, gegenüber dem Tamil,
wird man als einen seciindären Erwerb des Ersteren und nicht als den ursprünglichen
Zustand ansehen müssen (vergl. das oben, p. 242 ff. Gesagte).
Damit gebt eine Verlängerung des ganzen Kiefers Hand in Hand, so dass der
Palatomaxillarindex der Australier, 109 (Turner, p. 39) etwas niedriger ist als der tamilische,
113.2 (p. 321).
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