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MäniK-ni der Tafeln Xr.VIH (11.5 miti), XLIX (11 mm). L (10 imn) imd LI, Fig. 98
(10 mm). Etwas l)reitor und kürzer (wohl durch Mischung) erscheint er auf Figur 99
Taf. LI (8.75 mm), beträchtlicdier (9 und 10 mm) wieder, weuu auch ziemlich breit, bei
den stark knochigen Küsteuscliiideln der Taf. LIL Auch auf den beiden Tafeln mit woililichen
Schädehi (LIV und LV) füllt die Länge des Nasenfortsatzes auf.
Zum Vergleiche maassen wir die Länge dieses Stirnbeintheiles bei 10 zufällig zu
unserer Verfügung stehenden, männlichen Europäer-Schädeln, von denen wir die meisten
der Güte Tmseres Freundes, Prof. Hans Virchow, verdanken, und fanden als Mittel nur
ü mm gegenüber 8.5 benii AVedda. Bei einem so kleinen Maasse bedeutet dies einen
merklichen Unterschied, zumal ja die Grösse des Wedda-Schädels selbst viel geringer ist
als die des europäischen.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden wir sehen, dass vom Wedda durch den
Tamil zum Singhalesen dieser Fortsatz sich durchschnittlich immer mehr verkürzt, trotzdem
die Obergesichtshöhe dieser beiden Formen zunimmt. Individuell kommen natürlich
auch bei ihnen hohe Maasse vor. Sehr frappant tritt diese Eigenthümlichkeit des Wedda-
Schädels hervor, wenn man einen typischen Wedda, wie etwa den der Tafel XLVIII. mit
einem ebensolchen Singhalesen, z. B. dem der Fig. 118, Taf. LXI, vergleicht.
Die Länge niid Schmalheit des Nasenfortsatzes des Stirnbeins, dei' damit zusammenhängende,
tiefe Ansatz der Nasenbeine und die starke Betheiligung des Stirnbeins am Aufbau
der inneren oder medialen Wand der Augenhöhle, w-omit sich, wie wir später sehen
werden, Schmalheit der Lamina papyracea des Siebbeins verbindet, möchten wir für anatomisch
niedrige Merkmale beim Wedda halten.
Unter den ^bithropoiden ist es hauptsächlich der Schimpanse, welcher eine ähnliche
Länge des Xasenzapfens des Stirnbeins aufweist — vergleiche die beiden Schimpanse-
Bilder auf Taf. LXXVIII —, während beim Gorilla und Orang der Ansatz der Nasenbeine
meistens mehr in die Höhe gerückt erscheint, ohne dass dadurch indessen die ausserordentlich
starke Betheiligung des Stirnbeins an der Bildung der inneren Augenhöhlenwand beeinträchtigt
würde: diese kommt allen drei Formen in gleicher Weise zu, da überall die
Lamina papyracea des Sicl.)I)eines eine nur schwache Entwicklung aufweist.
Ueber die Scheitelbeine haben wir weiter nichts zu bemerken, als ihre leirht
dacliförmige Abplattung gegen die Pfeilnaht hin, wodurch der Schädel bei der Ansicht
von hinten pentagonal erscheint. Wii- haben auf die schwache Auswölbung des Scliiideldachcs
schon bei der Besprechung der Curven (p. 202 und 208) aufmerksam gemacht und
verweisen darauf; beim weililiclien Geschlecht ist, wie wii' ebenfalls sclioii sagten, die
Wölbung vollkommener. Thomson (T4, p. 154) bemerkt über die von ihm bearbeiteten
Schädel: „Die Norma occipitalis ist in der Regel von wohlmarkierter, pentagonaler Form.
In den meisten Fällen bilden die Scheitelbeine einen deutlichen Wiidiel längs ihi'er Verbindungslinie
an der Sagittalsutur, und bei vier Exemplaren war dies so au.sgespri)clicii.
dass es fast wie ein Grat aussah."
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Dass die Seh 1 ä f e n l i n i e n in der Regel nicht hoch am Scheitelbein hinaufgreifen,
ist auch schon (pag. 213) erwähnt worden. Jedenfalls hndet man sie bei unvermiseilten
Weddas nie einander in der Mittellinie des Schädels so sehr genähert, wie dies bei ihren
Nachbarn, den Tamilen, vorkommt.
Der obere Rand der Schläfenschuppe erscheint selten i-egelmä.ssig und liochgewölbt;
er ist vielmehr in der Regel entweder nur leicht nach oben gekrümmt, wie z. B.
auf den Profilbildern der Taff. XLVIII und LI, Fig. 99, zu sehen, oder aber fast gerade,
wie z. ß. auf Tafl'. L und LI, Fig. 98. Das letztere bedeutet einen niedereren Zustand.
Doch zeigen sich schon bei den Anthropoiden bedeutende Schwankungen, wie die beiden
l'rofilbilder von Schimpanse-Schädeln auf Taf. LXXVIII beweisen.
Namentlich von Vi r chow (52 und 56) ist auf die Wichtigkeit einer zuweilen auftretenden,
an anthropoide Verhältnisse (vergleiche die Schimpanse-Schädel der Taf. LXXVIII)
erinnernden Abweichung der Schläfenschuppe vom normalen Bauplan aufmerksam gemaclit
worden, nämlich auf die Verbindung derselben mit dem Stirnbein, ülier den grossen Keilbciiiflügel
hinweg, durch einen besonderen Fortsatz, den Processus frontalis. Durcli diesen
wird der grosse Keilbeinflügel von der Berührung mit dem Scheitelbein, mit dem er normaler
Weise zusammenstösst, ausgeschlossen.
Dieser Fortsatz kommt nun bei den verschiedenen Menschen-Varietäten in seinver.
schiedener Häufigkeit vor. Durch mehrere Forscher sind an Schädelreilien, die nach
tansenden zählen, statistische Erliebungen gemacht worden, und es hat sich daraus als
sicheres Resultat ergeben, dass der Stirnfortsatz nur bei etwa 1^2 Procenten der europäischen
Schädel sich findet. „Noch ist kein arischer Stamm bekannt," sagt Vi r chow (56, pag. 25),
.,der mehr als zwei Procent Schädel mit Stirnfortsätzen lieferte."
Von unseren Wedda-Schädeln konnten 38 auf diese Frage geprüft werden. Bei
einem Manne fand sich der Stirnfortsatz auf beiden Seiten in schönster Ausbildung (Taf. L.
Profilbild), bei einem zweiten nur einseitig (Taf. LI, Fig. 98). Zu diesen beiden Leifellos
feststehenden Fällen kommen nun noch zwei hinzu, bei denen in Folge von Nahtverwachsuug
eine gewisse Unsicherheit herrscht, die wir aber dennoch als hieher gehörig
betrachten möcliten. Der eine ist auf Taf. LIV, Fig. 105. abgebildet: der untere Theil der
Kranznaht ist verwachsen, aber aus den noch sichtbaren Spuren lässt sich erkennen, dass
Stim- und Schläfenbein an einer ganz kleinen Stelle zusammenstossen. Dei- andere Fall
betrifft gleichfalls einen weiblichen Schädel (Taf. LV, Fig. lOß). Auch hier ist die untere
artic der Ivranznalit synostotisdi; doch lässt sich mehr als wahrscheinlich machen, dass
I as kleine nach vorne gerichtete Fortsätzchen der Schläfenschuppe mit dem Stirnbein
Uber den grossen Keilbeinfiügel hinweg, in Verbindung steht. Somit hätten wir unter 38
chadchi 4, bei denen eine einseitige, in einem Falle sogar eine beidseitige, Verbindung
|>on Schläfen- un<l Stirnbein stattfindet. Dies würde eine Häufigkeit von 10.5 Procent
^«enteil. Wem wir, um ja sicher zu gehen, von den beiden zweifelhaften Fällen nur