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Liste der Pflanzen, welche den Weddas das Fiscligift liefern.
n e r r i s scandeiis, Bentli,, Legumiiiosae; siiighalesiscli: kalawel iiacli Triincn,
katawcl iiacli Ncvill. (lift: der Wiivzelsaft; Autor Nevill.
Dorris uliginosa, Bentli., Gift dito; Autor Nevill.
Raudia duuietorum. Lam., liubiaceao; singhalesiscli: kukurumaii. Gift: der
Fruchtsaft: Autor: Nevill. Gepulverte Samen von ß. duuietorum snud nacli Ondaatje
(79) ein wohlbekanntes Brechmittel d(>r Singhalesen.
Nach E. E. Green (37. pag. 7) vergifteten dessen tamiHsche Kulis das
Wasser mit den zerstossenen Blättern und Stengeln der kleinen Liane Hydrocotyle jav
a n i c a . Thunb., Umbelliferae. Nevill berichtet, dass die singhalesischen Dorfbewohner
dieser Art Fischfang abgeneigt seien, weil das so vergiftete Wasser sowohl Mensch als
Vieh, wenn in seinem Unterlauf getrunken, schädlich werden könne.
F a l l e n und Schlingen werden von den Weddas nicht verwendet (Bailey, Nevill
Deschamps), sehr im Gegensatz zu andern Naturvölkern, wie z. B. den nach dieser
lüchtimg hin so erhndmigsreichen Buschmännern. Höchstens könnte hier von Vogelleim
die Kede sein, den sie nach Bailey aus dem Saft der Ficns religiosa, L., gewinnen.^Nevill
dagegen bestreitet die Anwendung von Vogelleim direct; die Frage ist also offen.
Der Honig. Der Wedda gewinnt den für ihn so wichtigen Honig und das Wachs von,
wie wir vermuthen, drei verschiedenen Bienenarten. Am häufigsten trifft man im Walde
diejenige, welche ihre kleinen Waben an Aesten von Bäumen und Gebüschen aufhängt.
Üm die Bienen von der Wabe zu vertreiben, liält man unter dieselbe einen glimmenden
Holzbrand, worauf sich sofort alle davon machen. Der Stich dieser Biene schmerzt unbedeutend;
der Geschmack des strohgelben Honigs ist aromatisch, mit leicht bitterlicher
Zugabe. In der Literatur finden wir diese ..Busclibiene" nicht erwähnt.
Eine zweite Art baut ihre Waben in hohlen Bäumen, und der Wedda hat, um
dieselben zu erlangen, die Eingangsöffnung zum Neste mit seuier Axt zu erweitern. Nach
Kibeyro scheint diese .,Baumbiene'-^ sehr häufig und nach Bailey ungefährhch zu sein;
denn Letzterer berichtet, dass der Worlda, nach Erweiterung des Eingangsloches mittelst
der Axt. nun einfach in die Höhluiig hineinhlase, worauf die P,ienen wegflögen. Wenn
dies nicht helfe, so kaue er eine aromatische Substanz und blase rlann hinein. Wir selbst
stiessen eimnal im Wald auf einige Wanniyas oder singliaiesisclie Halbweddas, von denen
Einer eben dabei war, ein Locli in einem Baumstamm mit dem Beil zu ei'weiteni; iiernach
langte er flie darin befindlichen Waben, unbekümmert ma die ottVnbar ganz harmlosen
Bienen, mit der Hand heraus und präsentierte sie uns. Nach lübeyro schlagen sie
die Bäume mit den Füssen, um die Waben herabfallen zu machen: bei starken Stämmen
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ist dies natiiiiich nicht müglicli. In der Siiclie nach Baumhonig kommen <lie Weddas
öfters mit ihrem Conciurenten in diesem F'elde, dem Lippenbären, in ernsten Conflict.
Die gi'össte Schwierigkeit bereitet nun aber dem Honig ei'ntenden Wedda die
.. Fe I s e n b i e n ('. ••, von Bailey als Apis indica bestimmt, nach Nevill siiighalesiscli
bambara genannt (Alwis. 1, hat bamara). Diese Art baut ihre Waben am liebsten
in freier Lage an mächtigen l'^elswänden und zwar wolil vorzüglich da, wo letztere sich
etwas überwüllien. am so vor heftigen liegen geschützt zu sein. Es ist nun eine ebenso
schwierige als gefährliche Arl.)eit, dem Honig dieser Biene beizukommen; wir folgen
der Darstellung von Nevill (76, tom. 1, pag. 190), welclier folgendes berichtet: .,Um die Waben
der grossen schwarzen Bambarabiene zu bekommen, machen sie lange Leitern von L'ohr,
genannt rangkendiya, mittelst welcher sie an Abgründen hinabsteigen und die Waben,
welche an deren Wäuden hängen, wegschneiden können. Das thnn sie ilos Naclits, da
alsdann <lie Bienen nicht so wild sind, und sie räuchern sie mit einer Art Harz. Oft
werden die Waben mit einer Art Holzschwcrt abgeschnitten, welches füi' die Gelegenheit
gemacht wurde. Diese zei'brechlicheii Leitern schwingen furchtbar, und die Aufgabe
ist so gefährlich, dass nur die kühnsten und stärksten sie versuclien. Während sie damit
zu thun haben, singen sie lebliaft speciell gemachte Gesänge, welclie den Geist des Freisens
besänftigen und ihn davon abhalten, den Jäger von der Leiter wegzuschniettern. Mit (besängen
rüsten sie sich auch schon zu dieser Arbeit, um so in einen gewissen Grad von
Aufregung zu kommen, welcher zur Durchführung der Aufgabe nothwendig ist. Vor AIJtragung
der Waben wird noch ein Gesang vorgetragen und etwas Honig den Geistern
ge.sprengt.
Die angewendete f.eiter besteht Nevill zufolge aus Bohr; doch halten wir dies
nicht für wahrscheinlich, da dieses Material sehr schwach ist und auch sonst auffallender
Weise, vielleicht wegen seltenen Vorkommens, von den Weddas nicht einmal zu ihren
Pfeilen Verwendung findet. Giilings trifft wohl eher das Eichtige, weini er angiebt. dass
sie oben am Felsen lange Stöcke an Büsche oder Bäume befestigen und an diesen zu
den Waben hinabklettern, oder aber Stevens, demzufolge sie ein Bastseil an welchem
ein Kreuzholz befestigt ist, am Felsen hinablassen: der Wedda habe einen liastsack um
den Hals hängen, wohinein er die AValien lege.
Von besonderem Interesse erscheint das von Nevill erwähnte Holzschwert oder
wohl richtiger llolzmosser, welches zum Abschneiden der Honigwaben dient; ein solches
ist einer näheren Beschreibung werth. weil es, wie der oben beschriebene Holzpfeil, ein
primitives Werkzeug und damit ein Ueberbleibsel aus der „Holzzeit" (sielie oben Seite 431)
darstellen ki'innti-.
Es entrollt sich im übrigen ein interessantes Bild vor unseren Augen. Der mitten
in der Nacht a,n schwankem Seil über tlem Abgrund schwebende Wilde, einen Feuerbi'and
in der Hand rmd umso lautei' Zaubergesänge heulend, um den Felsengeist zn
besänftigen, je stärker der Nachtwind das schwächliche Gerüst in Bewegung setzt, dessen
S A R A S l i l , Ceylon III. 50