war walu-end eines ihrer Tänze, dass mir der Wedda einen sehr überzeugenden Beweis der
grossen. ich kann sagen, einer der hauptsächlichsten Eigenthümlichkeiten des wilden
Wedda gab. Er will niclit als lächerlich dastehen. Wenn man versuchen wollte, ihn
auszulachen, ist es die Wahrscheinlichkeit, dass er eine schleunige Kache nehmen wird.
AVährend eines Tanzes bei einer Gelegenheit des Nachts schwelgten sie in so eigenthümlich
komischen Fratzen, dass ich raiwillkürlich zu lachen begann. Der Tanz geschah um
einen in den Sand gesteckten Pfeil, die Bogen waren rund im Kreise gelegt. Ich hatte
kaum meine, dem Moment nicht wohl angepasste, Heiterkeit begonnen, als ein Wedda den
l'feil aus dem Boden zog, sein Bogen war in einem Augenblick in seiner Hand, nnd bevor
ich mich rühren konnte — ich war nur drei Ellen von ihm — schwirrte ein Pfeil an
mir vorbei. Ich schreibe mein Entkommen nur meiner Nähe beim aufgebrachten Wedda
und seiner äussersten Hast im Schiessen zu. Er nahm alle Heiterkeit aus meinem
Gesicht und gab mir eine genügende T.ection, nicht wieder zu lachen. — Bei einer anderen
Gelegenheit passierte-ein ähnlicher Fall in Bibile. Einige tamilische und singhalesische
Müssiggänger. welche herumstanden, fingen an, bei dem Tanze, der auf specielles Verlangen
ausgeführt wurde, zu lachen. Augenblicklich hatte jeder Wedda (es waren sieben) seine
Hand am Bogen und den Pfeil zum Kopf gezogen, nach den Singhalesen und Tamilen
zielend. Ich sprang aus dem Bette, obschoir damals schwer krank, wie ich sah, dass
Uidieil drohte. n)id des Hauptwedda Bogen ergreifend, rief ich Herrn King zu. die Lacher
wegzuscliickcn. Es war für diesen Befehl keine Nothwendigkeit vorhanden, sie waren
prompt verschwunden, und es war gut, sie thaten so: deim ich glaube wahrlich, die
Weddas würden ihre Pfeile unter sie gesandt haben etc. Die Tamilen und Singhalesen
behandeln den Wedda einfach als ein Object des Auslachens, und der Wedda nimmt dai'-
aufliiii eine Maske vollständiger Undurchdringiichkeit an, er sieht so gei'ade aus. wie er
beschrieben wurde, als ein vollständiger Idiot. Sein Haar iilier sein Gesicht ziehend, sodass
seine Angen kaum sichtbar sind, steht er da als vollständiges Bild stupider üneinwirkbarkeit."
Die lleizbarkeit des W^nlda offenbart sich auch in seiner starken sexuellen Eifers
u c h t . worüber wir im Abschnitte über den Sexualismus (Seite 462 ) eingehend gesprochen
haben. Ferner zeigt sich sein Eigenthumssinn bis zu hohem Grade entwickelt, was
wii- oben im Absclmitte über die Sociologie (Seite 489) schon erwähnt haben.
Eine natürliche Folge seines raschen AuHoderns, also seines .lähzornes, ist Todtsclilag.
Dersellie ereignet sicli häufig und zwar in. erster Linie in P'olge von sexueller Eifei'-
sucht. worüber bereits gesprochen wurde (Seite 463). Nach van Goens wu)'de aus unbekannten
Grihiden ein Indo-Araber von einem Wedda erschlagen: ferner verweisen wir auf obigen
Bericht des Anonymus 1823 über die Tödtung eines englischen Soldateu. Der in Kandy
gefangene, von Lamprey beschriebene Wedda hatte einen Singhalesen erschlagen, weil
er sich von Diesem geschädigt und am Leben gefährdet glaubte. Der Fall war folgendei':
Es war ein singhalesischer Landstreicher von einem Wedda ermordet worden. Der Mörder
wurde nun in das Gefängniss nach Kandy abgeführt und machte liier die Angalie, dei-
Ermordete habe durch Zauber zwei von seinen Hunden getödtet und habe dann ein Teufelsopfer
(ein Huniyam, siehe oben Seite 511) in seinen Jagdbezirk gelegt, um auch ihn selbst
umzubringen. Da sei er dem Singhalesen und seinem Weibe heimlich durch den Wald
nachgefolgt, und als die Beiden sich niedergesetzt hatten, habe er den Mann von hinten
mit seiner Keule (siehe darüber oben Seite 431) auf das Ohr geschlagen, worauf Jener
sofort todt auf das Gesicht gefallen sei. Das Weib sei dann in den Wald gerannt. Der
Wedda, so kam dann weiter zu Tage, schleppte die Leiche weg, machte mit einem spitzen
Stocke (dies ist der Grabstock, siehe oben Seite 405) ein Loch und begrub sie; dann
gieng er an den Ort, wo das Weib lebte und warnte sie. Niemandem etwas von dem
i\[orde zu sagen, oder er würde an ihr eine ähnliche Rache nehmen.
H a r t s h o r n e fügt diesem Berichte bei, es sei möglich, dass der Einüuss fremder
Personen den Wedda zum Morde getrieben habe; denn die Weddas genössen einer vollständigen
und lang etablierten Freiheit von Verbrechen. Der Wedda handelte indessen
nach seiner eigenen Ueberzeugung aus Selbstwehr. Die berichteten Fälle von Todtschlag
tragen den Charakter der Bestrafung, der Hinrichtung. Fühlt sicli der Wedda von einem
Anderen in seinem persönlichen Rechte oder in seinem Selbstgefühle tief verletzt, so nimmt
er selbst die Bestrafung in die Hand, er ist, wie oben schon (Seite 490) dargelegt, Selbsträcher,
und er kennt nur eine einzige Strafe, den Tod. Deshalb, als van Goens jenen
Wedda vernahm und fragte, warum er den Lido-Araber erschlagen habe, antwortet(> ihm
Dieser, sein Kopf habe es ihm so eingegeben.
Eine andere Form des Todtschlags als die der Strafe kennt der Wedda nicht;
Mordlust, also Freude am Tödten selbst, ist ihm vollständig fremd; ebenso Raubmord,
und endlich ist auch, wie oben schon (Seite 469) erwähnt, nie etwas Positives bekannt
geworden von dem bei Cultur-Indern so häufigen Kindsmord. Auch Grausamkeit
liegt ihm gänzlich fern; er übt sie nicht einmal gegen Thiere aus, worin doch die Singhalesen
so stark sind. Selbst das unnöthige Tödten eines Thieres scheint ihn zu verdriessen,
wenn Hartshorne nicht das Benehmen eines Wedda, welcher auf seine Auffoi'-
derung hin einen Pariahund getödtet hatte (siehe oben Seite 437), unrichtig deutete,
indem er bemerkt; Der Wedda zeigte excessiven Zorn und mürrischen Ausdruck darüber,
dass er traf.
Dem Temperament des männlichen Naturwedda liegt Ernsthaftigkeit zu Grunde.
Gegen Fremde sind sie zurückhaltend und verhalten sich schweigsam; doch die an sie
gerichteten Fragen beantworten sie mit Ruhe und nicht in geschwätziger Weise. .,Sie sind
keine Schwätzer und Schreier, wie die Tamilen; im Ganzen sind sie sehr kurz von Worten
uud sprechen wenig, als wo die Noth es erheischt" (van Goens). Stevens zufolge, welcher
die Weddas in ihrem alltäglichen Leben belauschte, ist der Wedda ruhig und sehr gegen
eutluisiastisches Geplauder. Sein Benehmen dem Europäer allein gegenüber sei wunderbar
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