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Kliugen erster Grfmsc (siehe oben Seite 430) und die dazu gehörigen auffallend langen
Schäfte können allein anf den Elephanten berechnet gewesen sein, und die Weddas selber
behaupteten dies audi. Der von Lamprey in Kandy befragte Wedda sagte ferner selbst,
dass (>r Elephanten erlegt habe; wir kommen darauf noch zurück. In Äfahaoya gab uns
ein alter Wedda au, jetzt könnten sie die Elephanten nicht mehr tödten, früher aber
hätten sie es gethan. Dass sie die Stosszähne sammelten, beweist eine Erzählung von
B e n n e t t , derzufolge von den Weddas lu die Veranda seines Hauses Elepliantenzälinc gel<'
gt wurden als Dankesgabe für eine Freundlichkeit, die er ihnen erwiesen hatte (siehe
darüber unten Abschnitt: Charakter). Auch Joiuville hat die Angabe, dass sie Elephanten
tödten, und nach Bailey fand noch in den fünfziger Jahren Elephaiitenjagd
(hrch dl,- Weddas statt, um Elfenbein zu gewinnen. Nevill zufolge wurden die erjagtem
Stosszähne zunächst vergraben, um sie sicher aufzuhewaliren.
1st nmi also kein Grund vorhanden, an der Fähigkeit des Wedda, den Elephanten
zu tödten. zu zweifeln, so niiiss uns nun interessieren, zu wissen, auf welche Weise er
dem Leben des Ungeheuers beikoimnen kann; denn selbst mit sehr starken, gezogenen
Gewehren ist die Aufgabe, einen Eleplianten, wie der Engländer sich ausdrückt, steintodt
zu machen, äusserst mülisam, wie wir selber zur Genüge erfahren haben, und ausserdem oft nicht
ohne Gefahr (siehe oben Seite 45). In der Literatur herrscht einige Dunkelheit darüber,
wie die Weddas diese ArLieit fertig bringen. Die schon früh auftauchende Nachricht, sie
schlichen sich nach dem schlafend daliegenden Elephanten hin und durchschlügen 'ihm
mit einem Axthieb die Sohle, um ihn zu lähmen und so langsam niedermachen zu können,
sieht schon Knox fiir eine Fabel an, da die Sohlenhaut des Elephanten zu hart sei. um
von der relativ stumpfen Axt des Wedda durchhauen werden zu können. Bai ley schliesst
sich ihm darin an, und wir hahen ebenfalls diese Leistung, in Anbetracht der kleinen und
recht stumpfen Beilklinge nicht für möglich. Tenuent (110, tom. 2, pag. 450) Hess sich
berichten (nicht von den Weddas selbst, denn er schreibt; „man sagt-'), sie jagten dein
Elephanten in die Fusssohle einen Pfeil, der Schaft breche dann ab, die Wunde entzünde
sich, und das am Fliehen gehinderte Thier werde dann ihre Beute. Aehnlich äussert sich
d e Butts. Eine solche Methode leuchtet als zweckentsprecliend wohl ein, indessen muss
dagegen geltend gemaclit werden, dass die daraufhin, befragten Weddas selber nichts rlavoii
wissen, und Forbes und Bailey behaupten jedenfalls das nichtige, wenn sie sagen, dass
der Wedda an den Elephanten sich nahe anschleiche und ihm mit einem seiner grossen
Pfeile das Herz zu durchbohren suche. Dazu kommt, dass der von Lamprey ausgefragte
Wedda die Angabe machte, er habe zwei Elephanten geschossen und zwar dire(>t durcli
den Körper. Der Elephant wird also von dem leise anschleichenden Wedda mit (Mueiii
l'feil erster Grösse, den wir nun auch den Elephantenpfeil nennen können, einfach hinteidas
Schulterblatt gescho.ssen: und nicht anders machen es nach l'arker auch die siiighalesischen
Jäger, die Wanniyas, welche den Elephanten mit einem Pfeile, dessen Klinge
18 Zoll ( c. 46 Centimeter) Länge hat. hinter die Schulter schies.sen. naclidem sie sieb
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leise herangeschlichen haben. Dei- vei'W(-ndete Pfeil ist, dem gegebenen Maass der Klinge
nach zu schliessen, jedenfalls von ganz respectabler Grösse.
Wie schon erwähnt, wird liei Anwendung eines Pfeiles erster oder zweiter (Irösse
mit Hilfe der Füsse geschossen. Den verwundeten Elephanten verfolgen sie (Forbes) und
bringen ihm dann weitere Schüsse bei, bis er fällt. Eni sofortiges Zufallebringen ist wohl
selten möglich, da gerade das Herz gewiss schwer zu treffen ist; vielmehr wird es sicli
hauptsächlich um mehrfache Durchschneidung der Lunge und dadurch herbeigefülirte Verblutung
handeln.
Die Angabe von Bennett, die
Weddas schössen den ElepJianten
hinter das Ohr, kann unmöglich richtig
sein, da die Knochen hier viel
zu massig sind; dagegen ist die Ohröffnung,
wie oben (Seite 46) schon
hervorgehoben, für die Kugel die
sicherste Stelle, was Beunett wohl
verwechselt hat. Aehnlich mag es
sich mit dem Bericht von Joinville
verhalten, dass sie den Elephanten
zwischen die Augen schössen; diese
Stelle ist selbst für den Kugelschuss
unsicher, wie w^ir oft zu unserm
Leidwesen erfahren mussten.
Im übrigen ist der Wedda ängstlich
vor dem Elephanten und fürchtet
sich, des Nachts auf ihn zu stossen,
weil er natürlich ein unmittelbares
Gefecht mit dem Riesen des Waldes
nicht bestehen könnte.
S c h ä d e l eines vom Lippenbären
z e r r i s s e n e n W'edda-MischJings.
WKrrfcid! Vbriiu InW^hadB. riiiSuptenliuckü['Ji&nhiCc.ii--i.
Das Wildschwein wird wohl
meist mit dem Pfeile zweiter Grösse geschossen und mit Hilfe der Füsse, wie aus der
oben wiedergegebenen Schilderung von Stevens hervorgeht (siehe Seite 436). Dass
es dem Wedda zuweilen gefährlich werden kann, erfahren wir aus folgender Erzählung
Haker's: „Ich sali einmal einen Wedda. welcher durch eines dieser Thiere beinahe sein Leben
verlor. Er jagte eben (inanas (sollte heissen Talagoyas) mit mehreren kleineu Hunden, und
plötzlich fanden sie einen grossen Eber, welcher sofort sicli stellte. Der Wedda gieng
zum Angriff vor mit seinem Bogen und Pfeilen; aber kaum hatte er die Bestie verwundet,
als er mit grosser Wiith attakiert wurde. In einem Augenblick war der Eber an ihm,
S A R A S I N , Coyliin III. üS