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bei diesen ))eiileii Vavictätcii wcsciitlicli vcrscliicdcn. Da indessen die Scliwankuiigen
zioinlirli gross sind, sagt Gegenbaur iu seinem trefflichen Lehrbuclio der Anatomie (25,
p. 240); „Ob bei Negern die Torsion minder weit vorschreitet als liei Em'opäcrn, ist noch
unsiclier."
Unsere eigenen Untersuchungen an denWeddas bestätigen vollliommen, dass die
StcUung der Axen der ))eidcu Oberarnrenden zu einander bei niederen Varietäten eine
andere ist als lieim Europäer. Die von uns angewandte Untersuchmigsmetliode war folgende:
Zuerst wurde die Axe des Humeruskopfes iu derselben Weise gesucht, wie es
unsere Vorgänger thaten, indem von der Supraspinatus-Facette aus eine Linie ülier die
J\littc der ülierknorpelten Geleiikfläche gezogen wurde. Diose Linie wurde mit schwarzer
Farlje aufgetragen, und, um sie noch deutlicher zu markieren, wurden an ihren Endpunkten,
genau in ihrer Verlängerung, feine Wachsspitzen aufgesetzt. Ebenso haben wir, um die
Axe des unteren Gelenkeudes anzudeuten, solche Wachsspitzen in der A^erlängerung dieser
Axe auf den Epicondylen des distalen Ilumerusendes befestigt und feine Nadeln in dieselbeii
gesteckt.
Die Aufnahrae des Knochens geschah nicht mit dem Lucae'schen Apparate, sondern
auf photographischeni Wege.
Zu diesem Zwecke wurde der Oberannknochen horizontal auf ein kleines Postament
gelegt, mit denr Kopfe senkrecht gegen die Mitte der Linse der photographischen Kammer
gerichtet. Damit sowohl das proximale, als das distale Gelenkende auf dem Bilde deutlich
herauskamen, wurde der Ivnochen in ziemlich grosser Entfernung von der Kaimner
aufgestellt. Wir wählten vierfache Verkleinerung. Ferner ist darauf zu achten, dass der
Knochen genau horizontal hege, indem der Winkel, unter welchem die Axen der beiden
Gelenkenden sich schneiden, sofort sich verändert, werrn das culiitale llumerusende höher
oder tiefer als das vordere zu stehen kommt. Wir legten den I'inochen so, dass die
Kreuzungsstelle der beiden Gelenkaxen möglichst genau mit der Längsaxe des ganzen
Knochens zusammenfiel. Auf dem Albuminaljzuge brauchten wir dann blos die beiden
Axen mit Bleistift auszuziehen, um den Winkel, welchen sie miteinander bilden, aufs
sicherste ableseir zu können; stets wurde der rechte Humerus für diese Untersuchung
gewählt.
Auf diese Weise erlüelten wir für die 8 rechtsseitigen llmrieri der märmliclien
Wedda-Skelettc die Winkel 22, 29, 29, 32, 32, 34, 36 und 39, was ein Mittel von
31.6° ergiebt.
Zwei ausgewachsene Frauen zeigten Winkel von 28° und 30° (Mittel 29), ein
I\Iädc.hen 37°.
Die Stellung der Axen der beiden Gelenkenden .des Humerus zu einander ist also
beim Wedda eine wesentlicli andere als beim Europäer, indem sie bei Ersterem einen
bedeutend viel grösseren Winkel einschliessen. Der Neger nimmt zwischen diesen beiden
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Formen eine etwas vermittelnde Stellang ein. Die Zahlen sind für den Europäer (beide
{josclilcchter) 12°, fiir den Neger (beide Geschlechter) 27.7°, für die Weddas (beide Geschlechter)
31.1°.
A'on anthropoiden Afi'en bestimmte Lucae (36, p. 276) bei einem Orang den
Winkel zu 45°; das von uns untersuchte Exemplar ergab 47°. Bei einem Schimpanse
erhielten wir ebenfalls 47°, bei einem Gorilla 24°. Ein von Broca (5, p. 308) gemessener
Gorilla zeigte 30°, das Mittel beträgt also 27°.
^Vährend also bei Schimpanse und Orang der Winkel bedeutend grösser ist, als
che Mittelzahl irgend einer bis jetzt untersuchten, menschlichen Varietät beträgt, nähert
sich der GoriUa mit seinem Winkel von 27° mehr dem Europäer an, als der Wedda dies thut.
Dass wir auch dies als Convergenzerscheinung auffassen müssen, ist nach allem, was vor-
Rg. 1. Fig. 3. Fig 3.
ausgieng, klar, und es dürfte auch hier wieder das Schimpanse-Verhältniss, mit eirrem
Winkel von 47°, als serial anzusehen sein.
AVir geben nebenstehend eine Anzahl der von uns zur Winkelmessung aufgenommenen
photogrnphischen Bilder, in Holzschnitt übertragen, wieder, um die verschiedene Grösse
des Axenwiukels beim Europäer, dem Wedda und den Anthropoiden zu zeigen. In Fig. 1
snnl die Umrisse eines europäischen Humerus dargestellt, dessen Axenwinkel von 9° nahezu
'lenr europäischen Durchschnittsmittel (12°) entspricht. Dann folgt in Figur 2 derjenige
\\ odda-llumerus — es ist ein männlicher—, welcher den kleinsten der von uns bei Weddas
beobachteten Axenwinkel (22°) aufweist, in Figur 3 der Humerus eines Wedda-Mannes,
ilessen Winkel von 34° der für die Männer gefundenen Mittelzahl (31.6°) nahesteht, und in
I'ig. 4 derjeuige, welcher den grössten, von uns bei erwaclisenen Weddas beobachteten Winkel,
aufweist. Endlich sind auf Figg. 5 und 6 Schimpanse und Gorilla mit den Winkeln