ill
'IH
288 289
i ;i
1 II
l)cnu lioiiie tliuii. Dor schwierigen und unsicheren Ausgaugspunkte halber hatten wir
(hirauf verzichtet, die am Lebenden gewonnenen Messungen za erwälinen und beschränken
tuis auf die am Skelett erlialtenen Resultate.
Die Messung der langen Knochen des Beines wurde, wie die des Armes, mit
Broca's Brett ausgeführt. Vom Femur wurde blos die maximale Länge genomiupii:
au der Tibia dagegen nmssten wir uns Ijequemen, zwei Jiessungen vorzunehmen, weil die
verschiedenen Autoren dift'erente Methoden befolgen. Die Einen messen und, wie uns
scheint, mit vollkommenem r!cchte, die Maxinialläage der Tibia, von der Eminentia odor
Spina intercondyloidea des oberen Endes bis zur Spitze des Malleolus medialis, während
die Anderen ganz willkiuiiclier \Yeise die erstere Erhebung von ilirer Messung ausschliessen.
Um die Armlänge mit der Körpergrösse zu vergleichen, hatten wir einfach die
Längen von Humerus und Radius addiert und die Körpergrosse — 100 gesetzt. Ebenso
machen wir es nun mit den Längen von Femur und Tibia.
Wenn wir die letztere maximal messen, so wird die Summe von Femur und Tibia
bei 7 Wedda-Männern durchschnittlich 820.3 mm. Diese Zahl durch die mittlere Körpergrösse.
1576. dividiert, ergiebt einen Index von 52: wenn man die zweite Tibialänge, mit
Ausschluss der Spina iirtercouflyloidea, wählt, so sinkt der Index auf 51.8.
Nach Humphry's (28, p. 108) Tabellen beträgt dieser Index bei 2 Orangs 11.25,
bei 3 Gorillas 1:3.1:5, bei 4 Schimpansen 1:1.80, bei 25 Europäern 49.66. bei 25 Negern
50.63 und bei 3 Buschleuten endlich 51.67. Daran würden sich dann unsere Wecldas udt
51.8 oder 52 anreihen.
Wichtiger sind die Zahlen von Topinard (45, p. 1038), weil er die Geschlechtcr
trennt und die befolgte Messungsmethode angiebt. Wir berücksichtigen zunächst nur die
für die Männer aufgestellten Zahlen, da wir bei den Wecldas nur bei den in grösserer
Älenge vorhandenen mänuliclien Skeletten ein annähernd genaues Resultat erhoffen können,
wenn wir die durch Messung am Lebenden gewonnene, mittlere Körpergrösse von 157(i
auch als für die Skelette giltig annehmen.
Topinard giebt für 72 Europäer einen mittleren Index von 49.4 an, für 4 Hindus
von 50.8. 3 Australier von 50.9, 32 Neger von 51 und 8 Neu-Caledonier von 51.7. Da
T o p i n a r d die Spina intercondyloidea der Tibia bei der Messung weglässt, so kann mit
seinen Zahlen nur das auf diesellie Weise gewonnene Wedda-Mittel von 51.8 verglichen
werden.
Aus diesen Angal)en wird klar, class die niederen Varietäten durch relativ längere
Ünterextremitäten von den Europäern sich unterscheiden.
Sehr l)eaclitenswei'th ist, dass die von Topinar d (ibid.) für das weibliche Gescliluclit
angegebenen Zahlen die männliclieu in der Regel übertreffen. So finden wi)' für 25 europäische
Frauen ein Mittel von 49.5, 3 Hindas 51.3, 10 Negerirmen 52.2, 3 Neu-Caledonierinnen
52.6, so dass auch in diesem Punkte die Frauen eine eigene Stellung einnelimeB.
Bevor wir das Ergebniss, dass die tieferen Varietäten durch längere Beine ausffozeichnet
sind, discuticren, wollen wir dasselbe zunächst noch etwas sicherer stellen,
mid dies kann nur dadurch geschehen, dass wir den etwas ungewissen Factor der Körpercrrösse
eliminieren und direct die Länge der Knochen der oberen und die der unteren
E.xtveinität nrit einander vergleichen.
Zu diesem Zwedve addieren wir die Längen von Hmnerus und Radius einerseits und
von Femur und Tibia andererseits, und, indem wir die letztere Grösse = 100 setzen, bilden
Humerus + Radius X 100
wu' den sogenannten 1 n t e rmemb r a l - I n d e x nach der Formel
Fernur + Tibia
AVenn wir die maximale Tibialänge in Rechnung setzen, erhalten wir für 7 Wedda-
Mäimer einen Mittelindex von 68.7, mit der reducierten Tibialänge von 69.1. Für 2
Frauen lauten dieselben Zahlen 67 und 67.4. Die von Thomson (44, p. 137) füi' 3
Wedda-Skelette angegebenen Zahlen, (55.4 , 66.2 und 66.7, sind mit den unsrigen nicht
direct zn vergleichen, da sie auf etwas andere Weise gewonnen worden sind.
Broca (3, p. 646), welcher den Intermembralindex aufbrachte, giebt für 8 europäische
Männer die Zahl 70.04, für 6 Frauen 69,33 an; doch sind diese Zahlen um ein
kleines zu hoch, weil Broca von der Tibialänge den Malleolus medialis ausschloss.
T u r n e r (46, II, p. 110) nimmt als mittleren Index für die Ernopäer beider Geschlechter
69.5 an. Wenn man bei den Wecldas beide Geschlechter vei'einigt, so erhält
man, je nach dem man die ganze oder die reducierte Tibialänge in Rechnung setzt, 68,3
imd 68.7.
Diese Zahlen sind niedriger als die europäischen und verhalten sich ähnlich wie
die für andei'e dunkle Varietäten constatierten. So giebt Broca (3, p. 646) für 10 Neger
68.36, für 6 Negerinnen 68.15, Turner (46. H, p. 110) für 3 Neger 68.9 und 2 Frauen
68.6, für 6 Austral ier (p. 109) 68.7 und 1 Aus t ral ier i n 68.3. Nah verwandte Zahlen
zeigen auch die Buschleute und die Andamanesen, bei welch' Letzteren F'Iower (17,
p. 126) für 19 Exemplare beider Geschlechter 68.3 fand.
Was folgt nun aus der Thatsache, dass der Intermembralindex bei den Europäern
und, wie wir hinzufügen möchten, auch bei einer Anzahl anderer Stämme, wie zum P>eispiel
den Eskimos und den Lappen, höher ist als bei den Weddas, Andamanesen, Aastralierii
und Negern?
Di(i nreisten Autoren ziehen den Schluss, dass die Varietäten mit hohem Internrenibi'alindex
durch relativ längere .A.rme von denen mit niedrigerem sich unterscheiden,
wonach also die Europäer längere Arme als die augeführt(>n, dunkelfarbigen Stämme besitzen
würden. Es ist dies aber ein Fehlsdiluss; denn wir haben ja oben schon durch Messung
ani Lebenden sowolil, als am Skelette, nachgewiesen, dass die Weddas zum Beispiel, im
Verhidtniss zur Körpergrösse, ganz merklich längere Arme haben als die Europäer, und
dasselbe gilt, wie wir wissen, für eine ganze Reihe anderer Stämme.
SABASIN, Coylon III. 37
I I