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fehl dos Vorgesetzten einige weibliche tamilisierte Cnltnrweddas zugeführt wurden, .schrieen
Alle so lange, Iris es uns gelang, sie durch Zureden zu beruhigen. Wir haben nichts davon
gelesen otler gehört, dass die Pocken bei den Weddas je verheerend aufgetreten wären
tnid neigeiL uns deshalb zu der Ansicht, dass es besser wäre, den Impfzwang nicht auf sie
auszudehnen, weil Gewaltthätigkeiten dabei nicht vermieden werden können.
C h r i s t i a n i s i e r u n g . In den drei Niederlassungen, welche wir oben (Seite 564)
(M'wähnt haben, wurden gleich bei ihrer (iründung und mit der Errichtung von Schulhäusern
auch Versuche gemacht, die dort zusammengebrachten Weddas zur Annahme
der christlichen Religion zu bewegen. Der Missionar Crowther, welcher im Jahre 1842
die Niederlassungen bereiste, meldet darüber Folgendes: In Vitpannamadi seien mehrere
Weddas auf der Jagd gewesen; die Zurückgebliebenen seien des Al)en(l8 versannnelt
worden, und sie hätten dann kurze geistliche Ansprachen durch Vernnttlung eines Dolmetschers
erhalten. Desgleichen in Oniuna (Umani); sie hätten hier den Ansprachen
mit grosser Bereitwilligkeit zugehört. Er sagt: Ihre Tänze (Crowther nennt diese,
wie auch Tennent, mit Unrecht Teufelstänze, siehe oben Seite 512) hätten sie aufgegeben,
und das ganze Volk sei jetzt offenbar zubereitet, wie er sich ausdrückt, Worte
zu hören, durch welche sie gerettet werden könnten, hn dritten Dorfe Balanggalawela
(Watangalawela Crowther) habe man die Anwesenden versammelt und mittelst
solcher einfacher Sätze katechisiert, als man sie zu verstehen für fähig hielt. Die Tänze
liätten sie aufgegeben.
Der hier dargelegte Erfolg der christlichen Mission war indessen nur ein schein-
))arer. Schon Crowther selbst scheinen diesbezügliche Zweifel aufgestiegen zu sein: denn
er fügt seinem Berichte bei: „Es würde voreilig und einigermaassen gewagt sein, selbst
betreffs Derer, welche getauft worden sind, zu sclüiessen, dass sie zu neuen Grescliöpfen
in Christo Jesu gemacht worden sind, im Sinne, in welchem wir die Worte verstehen.
Das gewünschte Resultat darf noch nicht als garantiert angesehen werden. Es ist das
Urtheil des Herrn Stott sowohl, als mein eigenes und das des Herrn Percival, dass
unsere Freunde in der Heimath vor der Gefahr bewahrt werden sollten, eine ungebührliche
relative Wichtigkeit demjenigen beizulegen, was unter den Weddas angefangen wurde, und
dass Herrn Stott's grosses Werk und hauptsächlicher Erfolg in Battikaloa selbst und in
den Dörfern besteht, welche den See (sollte heissen die Lagune) umgeben, in welchem
dieser Ort liegt, und speciell unter den Katholiken (Papi.sts) und hie und da ein paar
Mohammedanern." Es wurden nun aber doch eine grössere Anzahl von Weddas getauft,
nach Gillings bis 1844 163 Männer, 48 Frauen und 85 Kinder, wie er beifügt, auf Bekenntniss
des Glaubens an Christus hin und die Willigkeit, iliren Aberglauben aufzugeben;
„aber fast Alle von Diesen, heisst es weiter, sind wieder zu ihren früheren Gewolmlieiteu
und Narrheiten zurückgekehrt. Was sie früher hörten, haben sie vergessen." So konnte
denn Kriekenbeek schon 1849 sagen: Omuna ist eine Weddauiederlassung und war
e i n s t eine Missionsstation.
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Die Küstenweddas fand Gillings tractabler und hoffnungsvoller, sie seien mit den
leitenden Wahrheiten des Christenthums erträglich bekannt gemacht.
Heutzutage ist das Alles zurückgegangen; dem Census 1881 zufolge (60, pag.
184) ist von den noch existierenden Weddas nur ein einziges und z\var ein männliches
Individuum Christ.
Dem Dargelegten zufolge sind also die Aeusserungen von Tennent über die
Christianisierung der Weddas als unrichtig zu bezeichnen. Von den in Omuna Angesiedelten
sagt er: Alle wurden Christen und galten die Teufelstänze auf, und von den Küstenweddas
lesen wir: Die grosse Mehrzahl wurde christlich, wesleyanisch; in sehr wenigen
Jahren werden ihre Sitten ganz verändert sein. Das von Tennent Gesagte war sclion
damals unrichtig, als er die Insel verliess; es war dies 1849 der Fall; heutzutage hat
es, wie wir gesehen haben, gar keine Geltung mehr.
Virchow constatiert Folgendes (115, pag. 12): ..Thatsache ist, dass alle Versuche,
die Weddas zur Sesshaftigkeit und zu einer höheren Cultur zu bringen, in nocli höherem
Maasse gescheitert sind, als die Versuche, den Australiern eine eigentliche Civilisation beizubringen.
Regierungsbeairite und Missionäre sind unter ihnen thätig gewesen viele Jahre
lang, aber ihre Erfolge waren ganz äusserlich.
Wie oben von uns ausgeführt, hat man die grosse Melirzahl der Weddas durch
Anwendung indirecter Gewalt zu einer gewissen Sesshaftigkeit allerdings geljraclit, aber
wider ihren eigenen Willen, und die Meisten werden, so bald es ihnen gestattet wird,
ihre Tschena Jedem überlassen, der sie will, und sich wieder zur Freiheit zurückwenden,
de Butts verkündete 1841 das Richtige, wenn er sagte (17, pag. 152): ..Die Reize jenes
hohen Grades von Freiheit, welcher dem wilden Zustande zukömmt und nicht mit den
Zielen und Ge^vohnlieiten civilisierten Lebens zusammen bestehen kann, wird wahrscheiiihcli
die moralisclie Unterjoclumg dieses interessanten Volkes für viele Jahre verzögern."
Heutzutage ist nun aber doch leider diese ..mornhsche Unterjochung" der Weddas
nahezu vollendet.
Die Sprache.
Um mit dem Wort e „Wedda" selbst zu beginnen, womit der ceylonesische ürstamm
bezeichnet wird, so ist zunächst der Buchstabe e so auszusprechen, als läge er in der Mitte
zwischen e und ä. Ahvis deutet dies durch einen Punkt unter dem e au, indem er
Wedda sclireibt: wir werden ihm für ineln-ere unten aufzuführende singhalesische Worte
folgen. Nevill schreibt Väddas, wie schon Knox im 17. Jahrhundert, indem dessen „Vaddah"
englisch ausgesprochen als Vaedda zu lesen ist; ebenso, wie oben (Seite 542) schon
erwähnt, Boyd. in der That sprechen auch die Weddas selb.st das ä grell aus, wie wir
uus überzeugt habeu, elmnso thun dies die Singhalesen niederer Kaste; die hölieren Stände