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Llnsovo vielen schon vollendeten Aufnalimen waren daher nicht zu verwenden, nnd es handelte
sich miu darnin, eine Platte zu Hnden. deren Korn so fein ist, dass es auch bei (lev
Vergrösscrung nicht stiirend vortritt.
Nach manchen A'^ersuclien mit vielen Plattensortcn, welche auf den photographischen
Markt kommen, fielen wir zidetzt auf die Erythrosiu-Trockenplatten von J. Sachs
und Co. in lierlin, die sich auch noch dadurch besonders nützlich für unsere Arbeit erwiesen,
als sie für die braunen und rothbrannen Töne mancher Schädel besonders empKudlich
schienen. Leider haben alle feinkörnigen Platten Iiis jetzt den Fehler, einer sehr
langen Exposition zu bedürfen. Bei den Lichtverhältnisseu unserei' Wohnung mussten wir
lifters 20 Minuten und konnten nie unter 12 Minuten exponieren. Dabei musste die Exposition
stets unterbrochen werden, sobald ein Lastwagen in unsere Strasse eiul)og, weil
die Erschütternng des Hauses naclitlieilige Folgen nach sich gezogen hätte; das kleine Bildchen
muss el>en ungemein scharf gezeichnet sein, um die nachherige Vergrösserung aushalten
zu können. Die erwähnten Erythrosinplatten waren für unseren Zweck durchaus brauclibar,
indem ihr Korn so fein ist, dass es auch bei starker Vergrösserung die Schärfe der Contouren
nicht störte.
Nun aller entstand die Frage, wie die fünfmalige Vergrösserung mathematisch
exact auszuführen sei, da, wie gesagt, die Firma H. Biffart h für diese Präcisionsarbeit
nicht eingerichtet war nnd wir sellist die nöthigen Apparate nicht liesassen.
Endlich kamen wir auf den Ausweg, die kleiuen Scdiädelbildchen ganz beliebii;
stark, etwa acht- bis zehnmal, vergrössern zu lassen und nachhei' selber mit Hilfe unseres
photographischen Apparates eine exacte Beduction auf die gewünschte halTie natürliche
Grösse vorzunehmen. Die Vergrösserungen. wurden anfangs auf Papier ausgeführt, später
auf Glasplatten, was unvergleichlich viel bessere Besultate ergab. Durch den Vergrössernngsprocess
wurden iiaturgemäss die Negative zu I'ositiven.
Bevor wir die Pieduction dieser grossen Glas-Diapositive vornahmen, wurden auf
densellien alle Knochencontouren, welche nicht dunkel genug erschienen, mit Bleistift
\'erstärkt. Ein Fehler konnte dadurch nicht hei'lieigefülirt werden, da die Linien alle vorgezeichnet
waren.
Die Reduction wurde auf folgende AVeise vorgenommen: Am einen Ende eines länglichen,
genau horizontal stehenden Tisches wurde unsere Camera fixiert nnd der übrige
Theil des Tisclies mit Millimeterpapier, wie wir es für die Aufnahme der Cinwen vi^rwandt
hatten, beklebt, so da.ss die Theilstriche der vorderen Wand der photographischen Kammer,
in welcher die Linse eingefügt ist, parallel liefen. Das Glaspositiv wurde nuu in einem
genau senkrecht zur Tischebene stehenden Bahnien, der auf einem soliden Fiisse riilrtc.
befestigt, und dieser konnte auf dem Millimeter-Papiei- so der Kammer genähert odei' von
ihr entfernt werden, dass die Glasplatte stets der vorderen, also auch der ilii' entsiii'eclieuden
hinteren Kammerwand parallel blieb. Dies ist nothwendig, deinr, weini dii^ Glaspliitic
mit der Kammer einen Winkel bildet, »lebt es naturgemäss bei ilei'Aufnahme Vej'zerrungeri.
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Bei der ßeductiorr der J^rofilbilder trachteten wir darnach, die grösste Länge des
Seliädels in der medianen Sagittalehene, welches Maass am Schädel selbst vorher so exact
als möglich war genomirren worden, genau auf die Hälfte zu verkleinern. xMit Hilfe eines
(ilasmaassstabes oder eines Zirkels konnte auf der Milchglas])latte dor Kammer mit der
Lupe (las Maass exact bestinnnt werden, ruid das Diapositiv wurde ebeji eiirfacii so lange
der Linse genähert oder von ihr entfernt, bis die grösste mediane Schädellänge die Hälfte
ihi'cs wirklichen Werthos erreichte.
l\[ossungen des nun er'haltenen Negativs ei'gabeir, dass, wenn diejenigen Theile dcis
Schädels, welche in der metlianen Sagittalehene liegen, genau auf die halbe natürliche
(iriisse reduciert waren, die vordersten, bei der ursprünglichen Aufirahme dem Objectiv am
meisten genäherten Partieen des Schädels, also Schläfenbein, Jochbein und Parietallröcker,
iininer noch um ein kleines zu gross zur Darstellung kamen. Und zwar war in diesen
letztgenaimten Partieen eine Strecke, welche am ganzen Schädel einen Centimeter rnaass,
uiclit, wie es liätte sein sollen, genau auf 5 nrm. sondern blos auf etwa 5.04 oder 5,05 nun
reduciert. Diese Verzeri'ung ist so klein, class sie für das Auge nicht mein' wahrnehmbar
ist, auch irimmt sie naturgemäss stets ab, je mehr man sich der medianen Sagittalebeire
nähert, wo sie = 0 wird. Bei gewöhnlichen Messungen kairn sie sicherlich ausser- Betracht
gelasserr worden; wem es auf peinlichste Exactlreit ankömmt, mag an den vorgewölliten
Partieen des Schädels die Pboduction nach den obigen Angaben vornehnren. Praktisch sind
irrdesserr die so gewonnenen Schädel-Profilbilder correct.
Bei der Aufnahme des Schädels von vorne wird natürlich die durch die Tiefe des
Objectes bedingte Fehlerquelle vermehrt, indem die Distanz von der Glabella oder dem
Kieferrand zu den bei dei- Ansicht <les Schädels von vonie noch sichtbaren Theilen der
l'arietalregion durchschnittlich etwa doppelt so gross ist. als bei der Profilstellung des
Schädels der Alistand von der medianen Sagittalebene zu den dem Objective der Kammer
anr meisten genäherten Schädelpartieen. Folglich wird die Verzerrung auch etwa doppelt
so gross.
Wenn wir die grösste horizontale Bi'oite der Schädelkapsel in der Parietalregiorr
genau auf die Hälfte der vorher am Schädel durch Messimg gewonnenen Zahl reduciertcnr,
so zeigte sich hei der Nachprüfrmg unsere]- Negative im Gesichtsthoil eine Strecke, welche
am ganzen Schädid einen Cerrtimeter maass, nicht auf 5 mm. sondern nur auf etwa
mm ver-kleinert. Die Sti-ecke. von 1 Decimeter war also im Gesiclitstheilo nicht auf
•)(• Millimeter, sondern nur atd' 50.8 verkleinert, wonach sich also für die ganze Gesiclitsl'ivrto
auf iniseron Bildei-n ein Fehler von fast 1 nun ergab.
Auch (lies(M- Betrag ist natürlich für das Auge lucht merkbar und verändert auch
Verbältnisse des Schädelliaues in keirrer- Weise. Indessen zogen wir es doch, vor, um
ilcii Scbiidel vor-ne luclit um circa 1 mm über dio halbe natürliche Grösse hinausgehen zu
liisseii. (|,M| h'elilo,. g„ ver-tluMlen, dass wir die gi-össte Schädelbreite nicht exact ard' die
halbe Grosse ihres wirklichen Werthos, sondern um einen halben Millimeter mehr verklei-
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