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hat bekanntlich ein,, mittlere Länge. Das Leben des Menschen wird daher durch Entziehung
der (Vllulose nicht <lirect gefährdet, wolil aber könnte auch bei ihm die normale
Darmbewogung .hidurch beeinträchtigt werden." „Die habituelle Obstipation wäre vielleicht
kern so verbreitetes Leiden, wenn wir von klein auf daran gewöhnt würden, eine an Holzfaser
reiche Nahrung zu bewältigen. In neuerer Zeit ist das celhilosereiche Kleienhrod
vielfach als Mittel gegen chronische Stuhlverstopfung mit Erfolg angewandt worden."
Der Genuss von zerfallenem Holz, durch Honigbeimischung dem Geschniacke annehmlicher
gemacht, wirkt also auf den Wedda vielleicht ahnlich günstig, wie auf uns
das Kleienbrot, und deshalb besteht Hailey's Angabe wohl zu Recht, dass jedes Holz,
welches nicht giftig sei. gebraucht werde. Ob der Wedda sich des genannten Nutzens
l.ewusst ist oder nicht, und ob wir iiberhaupt in eben diesem den Zweck dieser eigenthünilichen
Speise zu erblicken haben, bleibt zu erforschen.
Die Mehrzahl der oben aufgezählten Nährpflanzen der Weddas sind gemeine Arten,
nn.l so kann ein Wedda niemals darüber in ernstliche Verlegenheit kommen, womit er
momentan seinen Hunger stillen könnte. Obschon Fleisch seine wichtigste und überwiegende
Nahrung darstellt, können wir uns nun doch vorstellen, wie er, wenn beispielsweise auf
der Jagd behndlich, da und dort ein paar Früchte pflückt, oder einen jungen Hlätterspross
abknickt, oder vom nächsten wilden Mangobaum ein Stück Rinde herunterhaut, um das
Caml.uun zu verzeliren. und dass er so immerfort in der Lage ist, mit einer, wenn auch
w.mig Nährstofi' haltenden Nahrung Mund und Magen zu beschäftigen. Darum möchten
wir auch die Angabe von Stevens, der Wedda lialte nur einmal im Tage Mahlzeit, wenn
er .Abends von der Jagd zurückkehre, nur in der Weise verstehen, dass wir sagen, der
Wedda nehme nur einmal im Tage Fleischnahrung zu sich, nämlich des Abends nach der
Ilückkehr von der Jagd, und der Genuss von dieser stelle seine Hauptmahlzeit dar. Dabei
werden dann Yams und ein paar bessere Früchte, welche die Frauen über Tags während
der Zeit beschafft haben, wo die Männer den Gefahren und Midxseligkeiten de" Jagd oblagen,
und ferner der so sehr beliebte Honig, niclit fehlen.
Das bis jetzt Gesagte gih lediglich für die Natiirweddas. Die Gultnrweddas
dagegen betreiben, wie auch ^dele tamilische und singhalesische Hauern, den Tschenal,
au (siehe Seite 376 und 17 dieses Bandes). In einer solchen Tschena werden unter Anderem
folgende Pflanzen cultiviert: Jatropha manihot. L., ( a.ssawa, Autor: Tennent. Arachis
h y p o g a e a , L.. Erdnuss, Autor: van Goens, welcher unter der Weddnnahrung die Erdnuss
erwähnt. Passiflora foetida. L., mit e.ssbaren Früchten, Lagenaria^nlgaris,
Ser.. der Flaschenkiirbis. Die Melone. Autor: Tennent. Ipomoea batatas, Lani., die
liatate. Solanum melongena, L., lirinjal. Eierpflanze. Capsicum annuum, L.,' Paprika.
Taback. Piper betle, L., Betel. Die Banane. Yams, Zwiebeln. Mais.
Hirse. Zuckerrohr. Eleusine coracana, Gaertn.. Ivurakkan.
Die in diesem kleinen Verzeichniss enthaltenen Cultuipilanzen sind fast alle für
Ceylon exotisch. Die noch im Naturzustande befindlichen Weddas werden von der Ke-
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gierung genöthigt, ihrem freien Leben zu entsagen und Tschenacultui' zu treiben. Audi
die Naturwedda.s, welche sich noch an verliorgenen Orten in Höhlen herumtreiben, erhalten
diese Gulturpflanzen und ihre Producte durch Tausch von ihren bereits angesiedelten
Stainmesgenossen, und so sind auch die wenigen noch im Urzustände lebenden Weddas
mit verschiedenen dieser Stoffe, besonders Kurakkan als Nahrung. Betel und Tahak als
Kaustoff und dem l'Taschenküvbis als Gefäss vertraut geworden. Der Tabak wird von den
Naturweddas nicht geraucht: das von Knox gegebene Bild eines pl'eifein'auchenden Naturwedda
ist Phantasie. Cultiu'weddas dagegen, welche vielfach mit Singhalesen in Berührung
kommen, lernen nun auch den Tabak zu rauchen (Nevill). In einem Verseilen, welches
De /oysa (122. pag. 100) unter seinen ..Weddagesängen" bringt, ist von der Tabakspfeife
eines Mädchens die Hede. Wie die grosse Mehrzahl der andern Gedichte der Sammlang
ist eben auch dieses jedenfalls singlialesischen Ursprungs. (Siehe unten Abschnitt:
Gesang und ir'oesie.
Von den Culturweddas an der Küste werden vielfacli Kokos- und andere Palmen
cultiviert. in Nachahmung der Tamilen. Die Naturweddas der innersten Districte kennen
die Kokospalme nicht und betrachten die ilnien fremde Nuss mit Misstraunen und Erstaunen,
wie wir unten erzählen werden.
Dass Reis von den Weddas cultiviert werde, uieldet Kriekenbeek; es betrifit
diese Angabe natürlich die in den Reis bauenden Districten angesiedelten Culturweddas.
Von Interesse ist das Verhalten der ackerbaulosen Naturweddas gegenüber den
ihnen durch Tausch zugekommenen Cnlturproducten. Wir beginnen mit dem wichtigsten
Nahrungsmittel der indischen Culturvölker, dem Reis. Es ist selbstverständlich, dass die
in Tschenas angesiedelten und mit höherer Cultur vertrauten Weddas den Reis recht wohl
kennen und so hoch schätzen, wie die indischen Culturvölker: Kurakkan ist dann auch
für sie nur ein minderwerthiges Sulistitut für jene edle Kornfrucht. Anders ist es mit den
aus ihren ursprünglichen Verhältnissen noch niclit herausgetretenen Naturweddas. Diese
kennen den lleis nicht und zeigen sich dagegen misstrauiscli. wie jeder andern ihnen
neuen Speise gegenüber. So erklären sich die in der Literatur vorhandenen Widersprüche
leicht: der eine Autor behauptet, die Weddas seien Reisesser, der Andere verneint es:
beide dehnen ihre an einer Stelle gemachte Beobachtung auf alle Weddas aus. So haben
dieselben nach Ribeyro Reis und Hirse reichlich: desgleichen gemessen sie Reis nach
Gillings. Nevill traf keinen, der nicht Reis gegessen hätte; mau berichtete ihm aber,
dass es solche Weddas noch gebe. Die Weddas von Wewatte kennen Deschamps zufolge
den Heis wohl.
Dagegen berichtet llartshorne von den in Kandy zu seiner Zeit vorgestellten
Weddas: „Alles offerierte Essen wiesen sie entschieden ab. Mit Mühe brachte man sie zu
gekochtem Reis, von dem sie Betäubung fürchteten. Dann assen sie bald reicMich."
S t e v e n s , welcher einige Zeit mit noch relativ ursprünglichen Weddas des Nilgaladistrictes
zusammen lebte, sagt: „Reis rühren die Felsenweddas nicht an. Zweimal gab ich ihnen,
SARiSIN, Coylon in. r>S
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