l u h rwc r k erfüllte sie mit Aafregmig und mit Schreekeii, sie bogen sich lebhaft vor, es zu
iüitersuch(>ii und fasstou instinctiv ihre Aexte. Als Ha r t s h o r u e ihnen einen S p i e g e l
zeigte, erschraken sie zuerst, dann guckten sie hinter ihn, die Hand an der Axt, wie sich
vorsehend, um sich zu vertheidigen, und sie verlangten in lautem, aufgeregtem Tone die
Rrklärung des Phänomens. Wenn l i enne t t angiebt, seine Weddas hätten beim Vorzeigen
eines Spiegels keine Ueberraschung gezeigt, noch etwas von der Neugierde der Affen, zu
sehen, was dahinter stecke, so hatte er es mit singhalisierten Weddas zu thun. welche
S|iiegel wohl kannten. Dies wird bestätigt durch seine weitere Angabe, sie hätten ihn
mit Verbeugungen begrüsst, indem sie ihre Stirn mit den Handflächen berührten. Dies ist
singhalesische Begrüssungsweise (siehe schon Ivnox. pag. 89).
Ueber das Benehmen des in Ka n d j Gefangenen in der Schreinerworkstatt, welclie
man ihm als Arbeitsplatz angewiesen hatte, eii'ahren wir folgendes: .,Er begann mit viel
offenbarein Interesse und einigem Zutrauen, und als man ihm die Art, die Werkzeuge zu
gebrauchen, vorwies, rief er aus: „0. ich kann das machen!" Sein Fortschritt war aber iiiciit
sehr ermuthigend und stand nicht im Verhältniss zu dem anderer Gefangener.- (Greene
in L amp r e y ' s Bericht.) Von seinen Culturweddas sagt Gi l l i n g s : ..Bildung haben sie gar
keine; sie haben keinen Geschmack am Lernen."
Das G e d ä c h t n i s s der Weddas fanden wir nicht so schlecht ausgebildet, wie
Ha r t s l iorne darstellt; die vor längerer Zeit (bis zwei Jahre) Begrabenen beschrieben sie
genau nach ungefährem Alter und nach Geschlecht, und immer fanden wir die Angaben
bestätigt. Der alte Sella von Mudagala erinnerte sich bei unserem zweiten Besuche noch
speciell daran, dass wir ein Jahr vorher bei unserem ersten Besuche ihn um sein Feuerzeug
gefragt hatten.
Die Ke n n t n i s s e der Naturweddas sind ausserordentlich beschränkt. „Um die Zukunft
kümmern sie sich wenig, und die Vergangenlieit ist für sie ein unbeschriebenes Blatt
Bapier," sagt, der An o n ymu s 18 23. Immerhin ist doch ihre ganze Technik zu ihren
Kenntnissen zu rechnen, ihr Nahrung.serwerb, kurz ein grosser Theil ihrer Ergologie. Wir
behandeln demnach hier nur noch da.sjenige, was noch nicht von diesbezüglichem zur
Sprache gekommen ist.
Eine S c h r i f t fehlt, also natürlich auch die Kunst, zu lesen. Will man einen
Naturwedda im Lesen und Schreiben imterrichten, so bringt er es nicht weit, „hn Lesen
meisterte er während drei Monaten nur neun singhalesische Buchstaben," wird von dem
in Kandy gefangen gehaltenen, etwa dreissig Jahre alten Wedda berichtet ( L am[ ) r e y ) .
Mit tamilischem oder singhalesischem Blute gemischte Cultin'weddas verhalten sich darin
natürlich anders: Manche von ihnen können tamiliscli oder singlialesisch lesen und schreiben;
nach dem Census 1881 (60, pag. 184) nicht weniger als 34 Individuen. Der tamilisierte
Widane, ein Culturwedda des stark gemischten Dorfes Nasiendivu an der Küste, sagte uns
sogar, er lasse eine Untersuchung seiner Leute nicht zu, wenn er niclit den Befehl von
der Regierung schriftlich erhalte. Er hatte auch seinem Aussehen nach (wir besitzen
noch eine Photographie dieses Mannes) wenig weddaisches mehr an sich.
Es ist oben (Seite 457) erwähnt worden, dass die Weddas früher den B o t e n s t o c k
gekannt haben; in diesem ist eventuell die erste Spur der Schrift gegeben. Mit einer
weddaischen Erfindung haben wir es dal^ei natürlich nicht zu thun.
Z ä h l e n kann ein von fremden Einflüssen nicht berührter Wedda gar nicht. So
fanden wir es in Dewilane, in Kolonggala und in Wewatte. Sie zählten auch nicht
etwa an den Fingern, sondern als wir den alten Wedda von Wewatte (siehe Figur 20,
Tafel XII) nach der Anzahl seiner gegenwärtigen Genossen fragten, sah er uns zuerst verwundert
an, wie erstaunt über eine solche Frage; dann deutete er zuerst auf deji Einen,
dann den Andern, dann den Dritten und rief immerfort: eka, eka. eka! das lieisst: eins,
eins, eins.
Sowohl in Dewilane als in Kolonggala forderten wir einen Wedda auf. einen Haufen
von neun Kartoft'eln mit zweien seiner Genossen zu theilen, und dies wurde sofort, oline
Besinnen, richtig ausgeführt; auf jedem Häuflein lagen drei Kartoffeln. Sollte dies nicht
ein Denken ohne Worte sein? Ein solches hält F. Ma x Mül l e r für unmöglich (69, pag.
336 ft'.); wir möchten indessen, auch nach Beobachtungen an uns selbst, glauben, mit
Unrecht. Es scheint uns, es lasse sich auch mit Hilfe von aneinandergereiliten Bildern
denken, und es sei oft nicht einnral ganz leicht, für einen klar vor unsere]- Seele schwebenden
Gedanken die richtigen Worte zu Huden. T e n n e n t erzählt (110, tom. 2. pag.
446) : .,In einer Famihe von Weddas war nur ein I'feil. Herr At h e r t o n gab ihnen zwölf
mit Anweisungen, sie unter drei Glans zu theilen (to divide tliem with three clans); aber
so unwissend war der Häuptling, dass er sie nicht einmal in vier gleiche Bündel theilen
konnte." Wir vermuthen hier, dass jener Weddasenior nicht recht verstellen konnte, was
Herr At h e r t o n von ihm wollte.
Ha r t s h o r n e fand für die Naturweddas dasselbe, wie wir: er sagt : ..Zu zählen
sind die Weddas von Binteinie äusserst unfähig; sie verstehen nicht die Bedeutung der
Zahl, haben kaum Worte ftir eins, zwei oder drei und brauchen auch ihre Finger nicht."
Wo auch nur schon die Zahl zwei als bekannt angegeben wird, haben wir secundären
Cultureinfluss; desgleichen, wenn gesagt wird, sie zählten an den Fingern. Nach
D e s c h amp s kommen sie in Wewatte bis auf zwei: dann sagten sie: Gtamikai. und
noch eins. Nach Da v y und dem An o n ymu s 1 8 2 3 zählen die Weddas nicht idjer fünf,
nach Tenn( -nt u n dT . amp r e y thun sie es an den Fingern, nach B a i l e y desgleichen, aber
mit Schwierigkeit.
Auch die Na t u rwe t l d a s sind im Stande, das Zählen bis zu einer gewissen Höhe
zu er lei 'nen; so kam L amp r e y ' s Wedda in drei Monaten bis 18. Schon als er eingebraclit
win'd(\ habe er bis 6 zählen gekonnt; er habe seine Finger gebraucht. Dies war
ihm ofl'enbar durch Singlialesen beigebracht worden; so fasst es auch Ha r t s h o r n e auf.