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Spitze ein outscliiedenes Braun entgegen, welches,, wenn die im Ganzen selten voll
scheinende Sonne den Wald erhellt, in ein leuchtendes Goldbraun ül^ergeht. So ist Goldbraun
die Farl)e der feinen Schtip))chen an der Basis der Grashalme; ebenfalls ist es Hauptton
der vielen Halme, welche abgestorben sind, sodass schon die Farbe der Rasenflächen
mehr braun ist als grün. Die Baumkronen des ^Yaldes zeigen zwar bei einzelnem Betrachten
keineswegs lilos l)räunliche Farben; die meisten derselljen sind graugrün, dazwischen
einzelne freudig grün, einzelne in jungen Blättern kirschroth, wie die sogenannte
Kina (Calophyllum tomentosum, Wight), wieder andere schmutzigrotli, wenige gelbgrün;
al:)er fast alle sind mit goldbraunem Moose überzogen und mit langen weissgelben
Bartflechten reichlich Ijehangen, und sein Ideal hat dieses Goldbraun in den weichen
Schuppen, welche die spiralig aufgerollten jungen Blätter der eleganten Baumfarne filzartig
umkleiden.
Wie im Walde des Niedeiiandes, so auch im Gebirgsforst spielen Blüthen keine
hervorragende Piolle; denn auch die in Masse die Baumstämme überziehenden Orchideen
zeigen ihre Blüthen nur vereinzelt, und diese sind, wenigstens in der Regel, nicht von
brennender Farbe. Um den allgemeinen Eindruck dos braunen Farl)entones stellenweise
zu verwischen, müssen die Farben einzelner Baumkronen selbst eintreten. Dennoch wird
das Auge zuweilen durch lebhafte, ja prächtige Farljen erfreut; so in erster Linie durch
die Blüthen der Strobilanthesljüsche, welche im Gebirgs-Walde zum grossen Tlieile
das schwer durchdringliche, von den Singhalesen als Nillu bezeichnete Unterholz bilden.
Auch im zusammenhängenden Hochwalde des Gebirges ist dies letztere äusser,st üppig
entwickelt, im Gegensatz zum Hochwalde des Niederlandes, wo es merkwürdigerweise
völlig zurücktritt. An den Waldrändern im Gehirge zeigt sich nun da und dort ein
Strobilanthesbusch von rosenrothen Blüthen überdeckt, von weitem wie ein roth blühender
Oleanderstrauch oder auch wie ein wilder Rosenbusch in reichstem Blüthenschmucke
prangend. Häufig begegnet man auch einer Cannaartigen Pflanze mit ziemlich grossen
weissgelben Blüthen, welche köstlich duften, einer Amomumart (Scitamineae); sie Ijegleitet
mit dem Walde die Bachbetten Ins tief in die Thalsenkungeu von Oberuwa hinab.
Dann überrascht da und dort ein Bouquet dunkelcarminrother Blüthen, welches aus dem
braungrünen Walde brennend hervorleuchtet: ein Rhododendronl iaum erfreut uns mit
einem blühenden Aste.
Die Rhododendronbäume (Rhododendron ar))oreum, Sm., var. jiilagiricuin,
Zenk.) sind überall im Gebirgswalde zerstreut; wir haben sie aber immer nur vereinzelt
in Blüthe angetroffen, und dann auch trug ein einzelner Baum nur wenige Blütlienljüscliel.
Wir haben einen solchen nie so völlig von Blüthen üljerdeckt gesehen, dass die rothe
Farbe etwa breit hervorgetreten wäre; immer nur Ijlühtc da und dort air einem Baume ein
Aestchen auf und in solcher Weise, wie es scheint, das ganze Jahr hindurch; so wenigstens
beispielsweise im Fel)ruar, April und November. Ein solcher Blüthenbüscliel entzückt, wenn
man ilin gewahr wird, er spielt aber im Gesammtfarbenton des Waldes keine Holle.
Prächtige Gruppen von Baumfarnen (Alsophila) haben wir an der Stelle gesehen,
welcho von den Engländern als „Ende der Welt" bezeichnet wird, wo die Südmauer
des Gebirges am Totapellastock steil nach dem Niederlande abfällt. Dort sieht man auf
ihre gegen das Licht voll geöffneten, hellgrünen Blättertrichter hinab. Auch in der Nähe
unserer Wohnung in Nuwaraeliya befand sich eine Gruppe von Baumfarnen inmitten von
(lichtem Walde an einem kleinen, von einem Bache gebildeten Tümpel. Wir liebten es,
unter ihrem zierlichen Blätterdache uns niederzulassen und durch die feinen Fiedern nach
dem Blau des Himmels zu sehen. Das Gold des duftigen, wohlbejahrten Mainweines, womit
ein Freund aus Würzburg uns erfreut hatte, mundete dabei besonders köstlich.
Auch die Baumfarne spielen indessen keine grössere Rolle im Gebirgswalde; dieser
sieht vielmehr als Ganzes aus wie eine in's Ungeheure gewachsene und den grössten Theil
des Jahres von Wasser triefende Moosdecke; denn das Klima des ceylonesischen Hochlandes
beherrscht ein kalter Regen, welcher, wie eingangs schon erwähnt, im Juni und Juli seinen
Höhepunkt erreicht. Er fällt hier nicht in mächtigen periodischen Güssen wie im Niederlande,
um dann wieder zeitweise durch blauen Himmel abgelöst zu werden; sondern monate-
I langer continuierlich bald stärkerer, bald schwächerer Nebelregen durchnässt den Gebirgs-
I park, welcher so während acht Monaten des Jahres einen äusserst düsteren Anblick gewährt.
Nur Februar und März bringen sicher herrliche und bei der kühlen Luft prächtig er-
. frischende Tage.
I Dieser continuierliche Regenfall im Hochgebirge, aufgesogen von dem durch die
. dicke Walddecke dargestellten ungeheuren Schwamm, gab früher, als der Gebirgswald noch
nicht zum weitaus grössten Theile vernichtet war, den vom Gebirge herabströmenden
Flüssen eine beständige Wasserfülle. Heutzutage machen sich die bekannten Folgen der
Abholzung des Gebirgswaldes im Niederlande bereits fühlbar.
Nicht überall im Naturlande des Gebirges ist der Hochwald gleich schön entwickelt;
vielmehr, wo steile Schutthalden vom Fasse der Felsfluhen sich hinabsenken, wie
z. B. am Ostabhang des Hakgala, erreichen die Bäume keine ansehnliche Höhe; schon
halbgewachsen werden sie dürr wegen Mangels an gutem Boden und brechen zusammen,
wenn man beim Aufwärtssteigen sich an ihnen halten will. Der Boden ist dann oft zwei
bis drei Fuss hoch niit gefallenem Holze bedeckt. Eine staudenbildende Nessel, mit
Blättern etwa wie die der Weinrebe und voll von Stacheln, erschwert das Vorwärtskommen
erhebhch; denn sie schlägt an die Hände, ja in's Gesicht, brennt schmerzhaft und zieht
Blasen; doch lässt der Schmerz bald nach. Es herrscht Todtenstille; selten sieht man vereinzelt
einen Vogel; dagegen sind gewisse kleine Fliegen sehr häufig.
Die Bergformen zeigen sich entweder als Gneissdome in abgerundeter Kuppelform
wie im Niederlande oder in Gestalt vielfach gezackter Kämme oder endlich als Kegel mit
rundlich verwitterten Spitzen, welche dann jeweilen individuell mächtig ausgebildete Zacken
eines grösseren Gebirgskammes vorstellen.