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Weib, so fanden wir die Angaben in der Regel dadurch bestätigt, dass bei weiblichen
Skeletten einige Glasperlen oder grössere Stücke von Tuch sich vorfanden. Angaben ferner,
die uns ein alter Wedda au der Küste gemaclit hatte und die wir bezweifelt hatten, wie
(hrs Schiessen von Fischen mit Pfeilen, fanden wir später bestätigt. Die Mittheilung desselben
Mannes, sie hätten frülier Kleider aus grossen Blättern getragen, bewahrheitete sich
in Dewilane und Kolonggala (siehe oben Seite 387). Diese Walirheitsliebe der Weddas
bestätigen eine ganze Reihe von Autoren. So sagt van Goens; „Sie halten gar nichts
von Lügen und von Verrath.'- Nach Bailey ist ihre Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit
sprichwörtlich. Er erinnert dabei an den in Kandy Gefangenen, welcher vor Gericht den
Hergang des durch ihn verübten Mordes haarklein erzählt habe (6, pag. 291). Aehnlich
äussert sich Ilartshorne. Nach Nevill sind sie durchaus wahr und geradeaus, ihre Ehrlichkeit
und Wahrheitsliebe scheine hell hervor. ..Ich kannte nie einen ächten Wedda,
der eine Lüge gesagt hätte, und die Singhalesen geben ihnen dasselbe Zeugniss" (76,
tom. 1, pag. 193). Stevens nennt sie eminent wahrheitsHebend und findet, dass sie bei
den Singhalesen mit Recht dafür gelten; ein Wedda wisse kaum, wie eine Unwahrheit zu
sagen. Selbst noch Culturweddas scheinen wenigstens früher hei den Singhalesen als
Vertrauenswerth und wahrheitsliebend gegolten zu haben. Boyd schreibt (14, tom 2,
pag. 233): „Uirser Dohnetscher war ein Wädda, wie er es aussprach (unser englische]-
Autor schreibt, wie schon früher Knox, Vaddah). Sie seien weniger civilisiert, gestand
er, aber offenherziger, aufrichtiger und tapferer: unabhängig, aber im Allgemeinen mit der
singhalesischen Regierung auf gutem Fuss. Dieser Wedda lebte in der Nachbarschaft von
Trincomali und hatte die tamilische (Boyd schreibt: malabarische) Sprache perfect erlangt.
Deshalb wurde er als ein Dolmetscher von Kandy empfohlen." Es handelt sich hier selbstverständlich
um einen Culturwedda; der Grund, weshalb er von Kandy aus als Regierungsdolmetscher
empfohlen wurde, lag wohl mehr in der von den Singhalesen anerkannten
weddaischen Zuverlässigkeit, als in einer Kenntniss der tamilischen Sprache, die eine
Menge von Singhalesen sowolil heutzutage besitzen, als auch schon damals sicherlich liesessen
haben. Der einzige Autor, welcher das Gegentheil von dem Gesagten behauptet,
ist Gillings; er sagt: „Im Lügen sind sie sehr erfahren und scheinen, wenn üljerführt,
nichts der Scliam ähnliches zu zeigen. Ich fand mehrere solclie Beispiele unter ihnen."
Für Naturweddas trifft dieses Urtheil ganz bestimmt nicht zu, ja selbst für Culturweddas
ist es mindestens noch viel zn hart. Wolrl aber ist dasselbe für die Wanniyas oder singhalesisclien
Jäger wahr. Von diesen sagt Parker in seiner vortrefflichen Abhandlung: „Die
Wanniyas haben schwache Kenntnisse vom Werthe der Wahrheit und machen ganz widersprechende
Angaben an verschiedenen Tagen, ohne irgend welches (iefüld von ScJiani,
selbst wenn sie der Unwahrheit überführt werden." Schon auf Seite 487 linhen wir
übrigens bewiesen, dass Gillings sein Untersuchungsobject, die Weddas, gar iricht
näher kannte und sich eine Menge Dinge erzählen Hess, welche sich auf die Singhalesen
beziehen. Wir können also sagen, dass die Weddas die Lüge nodi nicht er-
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worbe]! haben. Diese ist als eine Waffe zu betrachten, zum Zwecke, entweder sicli zu
schützen oder einen Vortheil zu iM'ringen. Wir vermnthen, dass die Furcht zur ersten
Entstehung der Lüge führte; denn bei dem alten Wedda vom Danigala (Figui- 10, Tafel YJI)
gewahrten wir den ersten Scliatten derselben. Wii- hätten nämlich, sehr gerne seine Höhle
auf dem Danigala besucht, er Hess abei-, wie oben schon (Seite 489) (>rwähnt. Keinen hin,
und so auch uns nicht. Als wir auf unserem Wunsche beharrteu, und er offenbar zu
fürchten begaini, wir wollten unsei- Vorhaben durchsetzcui, infolgedessen (>r naturgemäss für
seine und der Seinen Freiheit besorgt war, warf sich auf Ausflüchte, es sei zu weit hin
und kein Weg. Wir wussten aber, dass es weiter als eine starke deutsche Meile nicht
sein konnte. Dies war die einzige Unwahrheit, die wii' bei einem Naturwedda constatieren
konnten, und diese war zweifellos durch Besoi'gniss hervoi'gerufen wordeii. Wir insistierten
dann nicht weiter auf unserem Vorhaben. Dieser kleine Zug karm uns aber das schörii!
Bild von der Wahrheitsliebe der Naturweddas nicht trüben; denn wir sehen in diesem Zuge
rn,ir einen neuen Erwerl). Der von fremden Einflüssen noch unberührte, freie Naturwedda,
welcher mm fi-eilich sehr bald der Vergangenheit angehören wird, hat sich vor Niemandem
zu verantworten und braucht darum nicht zu lügen. Ein interessantes Beispiel erzählt
van Goens, wo ein wegen Mordes zur Verantwortung gezogener Wedda (siehe auch oben
Seite 538 und 539), weil (>r keine Lüge sagen wollte oder konnte, einfach schwieg. Der
holläudisdie Gouverneur erzählt nämUch.: ..Er wollte kein AVo)'t sprechen: doch, er antwortete
auf meine Frage, warum er diesen unschuldigen Reisenden todtgeschlagen habe (es liandelte
sich, wie wir glauben verumthen zu sollen, um einen Eifersuchtsmord und zwar an
einem Indo-Araber) nichts anderes, als dass sein Kopf ihm diesen Auftrag gegeben habe,
ohne etwas mehr sagen zu woUen: und als ich ihn fragte, ob er den Tod nicht verdient
habe, so sagte er, dass ich das selber wissen müsste: und wenn immer ihm eine Kette
um das Bein geschlagen wurde, um an der Festung (in Trincomali) zu arbeiten, Hess er
dies willig thun, ohne irgend ein Wort gegen Jemand zu sprechen, und nachdem er losgelassen
war, gieng er ganz schweigend wieder weg, in allem sich selbst so gleich bleibend,
als ob ihn aUe die Dinge gar nicht augegangen hätten."
Die Sitte, immer die Wahrheit zu reden, characterisirt sänmitliche Primärstämme von
Vorderindien. So sagt von den Bhils des AVindhyagebirges Kincaid (54, pag. 398): ..Die
Hauptabtheilungen der l^>hils sind Berg- und Dorfstämme. Die Letzteren haben viel von dem
Misstrauen und der Furcht verloren, mit der sie die äussere Welt betrachteten, aber sie
haben die K'unst des Lügens gewonnen, in welcher die wilderen Stämme ganz unerfahren
sind; diese sprechen, immer di(> Wahrheit, wenn sie nicht aus Furcht verstummen." Ueber
die Kuriimbars von Südindien lesen wir bei Elliot (28, pag, 105): „Beim ersten Einkomniensabschluss,
den ich je machte, (mtstand ein Strert zwischen zwei Pächtern über
eine Sachlage, Die allgemeine Stimme sprach sich sofort zn Gunsten des Einen aus.
Ueberrascht forsclite icli aus welchen Gründen? „(.^ ein Kurubar spricht immer die Wahrheit!"
So bemerkenswerHies Zeugniss machte mich mächtig betroffen. Ich prüfte seine
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