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Nun wiUilte er sechs europäische Londensäiüeii. welche einen hohen Curvenindex und
folglich eine starke Krihnmung aufwiesen, nnd sechs, bei denen dieser Index niedrig und
die Krümmung dalier gering war; der mittlere Curvenindex der 6 ersteren betrug 11.l
der der (3 letzteren nur 7.
Hierauf bestimmte er von diesen selben Lendensäulen den Lumbovertebralindox
der knöchernen AVirbelkörper, ohne Rücksicht auf die Zwischenscheiben, und da zeigte
sich, dass die sechs Säulen mit dem hohen Curvenindex 11.1. also die stark gebogenen,
einen tieferen Lumbovertebralindex (91.3) aufwiesen als diejenigen, welche den niederem
Curvenindex 7 besessen hatten; der Lumbovertebralindex dieser letzteren betrug 96.8.
Ein tiefer Lumliovertebralindex bedeutet aber, wie man sich erinnert, eine stark nach
vorne convexe Biegung der fünf aufeinander gelegten knöchernen Wirbelkörper, und es
sagt daher Cunningham an dieser Stelle (p. 34): „Es ist klar, dass die Körper der
Wirbel in der Lendenregion in mehr oder weniger markierter Weise in Uebereinstimniimg
mit dem Grade der Lumbarcurve gebildet sind." Er fügt bei, dass eine Reihe von Autoren
die Gestalt der Lendenwirliel für eine Consequenz und nicht für eine Ursache der Leudencurvatur
ansehen. Für unsere Betrachtung ist dies gleichgiltig. weil es uns blos darauf
ankommt, eine Abhängigkeit der beiden Momente von einander, des Krümmnngsgrades
der Lendensäule beim Lebenden und der Gestalt der knöchernen Wirbelkörper, zu constatieren.
Wir glauben nach Anführung dieser Thatsachen, aus Analogie sicher scldiessen
zu können, dass bei den iVnthropoiden und denjenigen Menschen-Varietäten, wehdie höhere
Lumhovertebralindices als die Europäer zeigen, die Curvatur der Lendensäule auch im Leben
etwas weniger ausgesprochen sei als bei Diesen. Dass trotz noclr so koilorachem Inde.-c
in Folge der Compensierung durch die Zwischenwirbelscheiben eine nach vorne convexe
Lendencurve im Leihen erzielt wird, ist natürlich gewiss; aber der Grad dieser Convexität
steht offenbar, wie es für die Europäer nachgewiesen ist, in einem gewissen Verhältuiss
zur Höhe des Lumbovertebralindex.
Untersucliungen über diese Frage, in irgend einem Colonialspital an den Leidicii
einer beliebigen, durch hölieren Lumliovertebrahndex von den Europäern sich unterscheidenden
Varietät angestellt, würden ein äusserst wertlivoller P>eitrag zur Anatomie dos
Menschengescldechtes .sein. Es sei übrigens liemerkt, dass selbst, wenn die Convexität der
Lendencurve im Leben überall dieselbe wäre, die verscliiedene lieschafi'enlieit der knöchernen
Lendenwirliel und die damit zusammenhängende, verschiedene Vertheilnng der Zwischciiwirbelsubstanz,
denno<di ein höchst wichtiger Vaiietätscharakter bleiben würde.
Nach den Angaben von Cunningham, welche sclion olien erwähnt worden siiiil.
kommen von den Anthropoiden die Lumliovertebralindices des Gorilla (108.1) und Oi'aiig
(112.9) den menschlichen nälier als der des Schimpanse (117.5). Ja nacli Cunninghaiii's
Zahlen schliesst sich sogar der Ciorilla noch enger au den Eui'opäer an, als der mannliflic
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Aiistrah(n;{110.1) dies thut, uud der Orang steht vom Letzteren niclit weit entfernt. Diese
AuiiiihejTuig der genannten beiden Formen an den Menschen, wenn sie durch weitere üntersuclinngen
ihre Bestätigung findet, würden wir entschieden für eine Convergenzei-scheijiuug
und iiiclit füi' einen Beweis besonders naher Verwandtschaft ansehen. Ganz im Gegentheil
uiücliten wir glaulien, dass liei dem in anderen Beziehungen so beti'äclitlichen anatomischen
Abstand zwischen dem Mensche]! und den Anthi'opoiden, ein hohei' Lumliovertebralindex,
wie ihn der Schimpanse zeigt, viel besser in die Reihe passt und als serial angesehen
werden kajm.
Beim weiblichen Geschlechte liat sich, wie schon erwähnt, bei allen untersuchten
Varietäten (mit Ausnahrjie der kleinen Buschmann-Serie) ein grössere Convexheit der Lendcnsänle
anzeigender Lumliovertebralindex ergeben. Dadurch entfernt sich die Frau mehr von
den Anthropoiden als der Manji und auch nrehr vom Kinde.
Wir wollen auf clie Verhältuisse beim Foetus hier nicht eingehen, über welche
inaiicho Widersprüche in der Literatur sich finden (vergl. Cunningham, p. 68 ff.). Von
grosser Bedeutung sind dagegen zwei Bilder, welche Cunningham nach Zeichnimgen von
Syinmiugton in sein W^erk aufgenommen hat. Es sind die Lumbarcurven eines sechsjährigen
Knaben mi.l eines dreizehnjälirigen Mädchens (Taf. II); beide weisen eine sehr
gernige lü'ümniung auf; die des Knaben ist noch schwächer als die des Mädchens.
Von diesen Jugendformen entfernt sich also in der Bildung der Lendenwirbelsäule
die erwachsene Frau mehr als der Mann, und wir werden dies später, in Verbindung mit
anderen Thatsachen, noch einmal erwälinen, um den schon berührten Satz zu erhärten,
dass die Frau durchaus nicht iu allen Beziehungen zwischen Kind und Mann stellt.
Was endlich die Indices der einzehien Wirbel angeht, welche die Lendensäule
bilden, so hat Cunningham (p. 6) hervorgehoben, dass bei den niederen Menschen-
Varietäten der einzige Lendenwirbel, dessen Index unter 100 ist, der also der Convexität
der Lendensäule am Lebenden entsprechend, vorne höher ist als hinten, der letzte sei,
während die ersten vier mngekehrte Verhältnisse zeigen.
So haben wir es aucdi bei den Wedda-Männern gefunden, bei denen die geraittelten
Einzehndices der fünf Lendenwirbel von oben nach unten lauten: 112 9 110 107 9
100 und 86.9.
Nach der Tabelle, welche Cunningham (p. 9) für 21 irländische Männer giebt,
ersieht man, dass die drei untersten Lendenwirbel Indices unter 100 und nur die beiden
«Tsten solche v(m über 100 haben. Die Reihenfolge lautet: 106.9, 102, 97.7, 95, 82,4.
Hei den WCdda-Frauen haben die ])eiden untersten Lendenwirbel Indices unter
00, Uli.! nur die <lrci oberen sind hinten Iiölier als vorne; die Zahlen sind: 110.7, 103.7,
00,4, 94.1, 91.1, und entsprechend zeigt Cunningham' s Tabelle (p. 9) von 22 irländischen
Frauen die vier untersten Wirbel vorne höher als hmten und nur den ersten mit
cmi'in Index über 100; seine Zahlen lauten: 102.6, 98.1, 95, 91.8. 81.2.
S A l i A S I S , Ceylon Hl. ' ) , • •
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