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Wcwatte glauben sie ebenfalls, dass die Gestorbenen zu Yakas werden, und dort rufen
sie dieselben in Füllen von Krankheit mit gewissen Gesängen an; Götter hätten sie keine.
Ein Wedda aus der Umgegend von Kalodai (Pallegamadistrict), Namens Manikrala, gab
uns an, sie verehrten Kinder, Vater, Mutter, Grossvater, Grossmutter, kurz die Angehörigen
nach dem Tode. Zur Erinnerung an sie gäben sie einmal nach dem Tode eines solchen
Verwandten ein Geschenk in Form von Reis dem Buddhapriester, den sie gerade zuerst anträfen.
Als wir darauf diesen Culturwedda fragten, ob seine Angehörigen nach dem Tode
als Geister weiterlebten, gab er zur Antwort, er wisse es nicht; das Reisgeschenk sei blos
eine Erinnerung an die Verstorbenen. Auf die Frage ferner, ob sie eine bestimmte Religion
hätten oder einen Gott verehrten, antwortete er, daran habe er noch nie gedaclit,
und er erweckte den Eindruck, dass diese Frage und die damit verknüpfte Vorstellung
ihm neu war. Weiter entwickelt fanden wir die Idee von der Existenz der Verstorbenen
als Geister bei einem alten Culturwedda von Mudagala bei Mahaoya, Namens Sella. Er
sagte, sie hätten ausser ihren Verstorbenen keine Götter. Alle Jahre zur Vollmondzeit
verzehrten sie auf der Begräbnissstätte etwas Yams und anderes. Bei dieser Gelegenheit
veranstalteten sie einen Tanz zu Ehren der Verstorbenen, riefen die Todten mit Namen
und bäten sie, ihnen zu helfen. Am Omuna wurden zwar die Leichen nach singlialesischer
Sitte begraben und mit Grabbeigaben versehen; zwei von uns über ihre Religion befragte
AVeddas wussten indessen von gar nichts diesbezüglichem zu berichten nnd sagten, dass
die Verstorbenen nicht göttlich verehrt würden. Merkwürdig war das Benehmen des
alten Küstenweddas Kanawadiarn (figur 26, Tafel XV). als wii' ihn über seine Religion
ausfragten. Wälirend er sonst einen ernsten Ausdruck bewahrte, laclite er bei dieser
Frage und sagte dann, sie hätten die Religion der Tamilen (er sagte: der Kulis); zur Erinnerung
an ihre Verstorbenen gäben sie nach dem Tode derselben etwas Reis an arme
Leute. Ebenso der Wedda Peremau (Figur 24, Tafel XIV). Als wir Diesen über seine
Religion fragten, lachte er und sagte ebenfalls, sie hätten die der Tamilen, sie verelirteii
ihre Verstorbenen, indem sie Reis vor ihrer Wohnung kochten, die Hände falteten,
ein paar Worte sprächen luid dann den Reis aufässen. Dabei nennten sie die Namen
der Verstorbenen und sagten: „Hilf uns in Gefahren, Krankheit u. s. f." Als wir fragten,
ob also ihre Verstorbenen als Geister weiterlebten, antwortete er: Sie dächten nicht daran,
ol) die Verstorbenen lebend seien oder todt, sie seien eben Geister, in der Tamilspraclie
sami oder dewi. singhalesisch yako; alle Geister seien gieicli, weder gut, noch böse. Ein
anderer Küstenculturwedda. Namens Pat iniya, berichtete uns, sie hätten die Religion <ler
Tamilen. Zur Erinnerung an die Verstorbenen, welche sie Yako nejinteii, kochten sie
Reis und ässen ihn: sie riefen, die Y'akas bei Krankheiten u. s. w. an. Ob sie selb(-r
nach dem Tode lebend oder todt seien, daran dächten sie nicht.
Dem Mitgetheilten zufolge müssen wir c o n s t a t i e r e n, dass die ächten
N a t u r w e d d a s entweder keine oder doch nur eine ganz unbestimmte Vors
t e l l u n g von dem Fortleben der Seele des (iestorbenen am Orte des Todes-
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f a l l e s haben, und dass sie den Manen keine Gpfer bringen. Femer müssen wir
behaupten, dass bei den Culturweddas die genannte Vorstellung nur sehr geringe Fortschritte
gemacht hat, indem sie bei weiterem Nachfragen entweder zur Antwort gaben,
sie wüssten nicht, ob sie nach dem Tode als Geister weiter lebten, oder sie hätten noch
nie darüber nachgedacht. Sie verehren aber dennoch die Manen, welche sie, wie die
Singhalesen, Yakas nennen, durch Mahlzeiten, Tänze oder Opfer. Eine monotheistische
Gottesvorstellung fehlt sowohl den Natur-, wie den Culturweddas.
Es scheint sich übrigens noch, wie wir unten ausführen werden, bei den Naturweddas
eine Spur von Pfe i l v e r e h r u n g nachweisen lassen zu können.
Werfen wir, bevor wir weiter gehen, zunächst einen Bhck auf die in der Literat
u r sich findenden Aufzeichnungen, und zwar vor der Hand soweit sich dieselben entweder
auf ein Fehlen jeder religiösen Vorstellung oder auf eine nur sehr verschwommene Ahnung
eines Fortlebens der Seele nach dem Tode beziehen.
Nach de Butts haben weder Natur-, noch Culturweddas die leiseste Idee von einer
zukünftigen Existenz. Der Reverend Crowther äussert sich folgendermaassen: „Nacli
ihren Antworten schien es, dass sie einige vage Kenntniss eines zukünftigen Zustandes
von Belohnungen und Strafen hatten, aber keine Rechenschaft geben konnten von dem, was
sie vermutheten, es stelle entweder die Strafe oder den Lohn dar, und im (janzen, dass
kaum von ihnen gesagt werden kann, sie hätten überhaupt irgend ein System von Religion."
Jede Religion feldt den Weddas nach Hoffmeister. Der Reverend Gillings
sagt: „Sie scheinen wenig oder nichts von zukünftigem Leben oder von Himmel und Hölle
zu wissen." Von grosser Wichtigkeit ist die durch Laniprey mis überlieferte gerichtliche
Vernehmung des in Kandy gefangen gehaltenen Naturweddas. Es heisst darin nach dem
Berichte des Gefängnissdirectors Greene: „Der betreffende Wedda hat keine Vorstellung
von einer Seele, einem höchsten Wesen oder einem zukünftigen Leben. Er sagt, er sehe
die Sonne jedeii Morgen steigen und die Finsterniss am Abend kommen, und das ist
Alles, was er weiss. Er ist sich keines Unterschiedes bewusst zwischen den wilden Thieren.
die durch den Wald streifen, und ihm selbst und seinen Gefährten, und er denkt, es gebe
keine Existenz, nachdem der Körper einnml todt sei. Er weiss nicht, wer die Weh machte,
aber glaubt jetzt, dass Einer sie gemacht haben muss." Das „jetzt" bezieht sich natürlich
auf seine Haftzeit, während welcher man ihm diesen Glauben beizubringen suchte.
..El- hörte einige seiner Gefährten von einem höheren Wesen, Namens Wallyhamy, reden:
aber ob Gott oder Teufel, guter oder böser Geist, kann er nicht sagen und spricht nur
davon, weil er Andere so thun hört. Er hat nicht Furcht davor und betet nicht zu ihm.
Indem er alle Kenntniss des Teufels leugnete, so wurde ihm der Widerspruch dieser Behauptung
vorgehalten mit derjenigen, welche er bei seinem Verhör gemacht hatte. (Es
bezieht si(di dies auf seine Aussage, der von ihm erschlagene Singhalese habe ihn durch
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