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Wenn Tcnnent (110, torn. 1, pag. 563, Anmerkiuig) sagt, die Clefangoiischaft des
Tliebaners erinnere an die von Knox bei den Kandiern, so denkt er sich offenl)ar, der
Thebaner sei in die ITiinde von Singhalesen gefallen. Dies geht indessen aus dem Oiiginallierichte
nicht hervor, wie unserer obigen Darstellung zu eiitnehmeu ist.
Alles zusammengenommen, können wir sagen, dass uns der Wedda im 4. Jahrhundert
schon ebenso entgegentritt, wie heutzutage, und dass in oljigem Berichte des Tliebaners
nichts dafür spricht, dass er dazumal physisch oder culturell eine höhere Stufe eingenommen
habe.
Wir gehen nun weiter zurück in das erste Jahrhundert unserer Zeitrechnung und
Ijetrachten eine an sich zwar dunkle, mit Herbeiziehung der Weddas aber, wie uns scheint,
Yorständliche Stelle des älteren Pl inius. Auf dieselbe hatte ebenfalls Tennent aufmerksam
gemacht, indem er sie als einen Beweis dafür betrachtete, dass jener geheime Tauschhandel,
welchen die Weddas noch bis auf unsere Tage ausüben, ursprünglich eine Sitte der Singh
a l e s e n gewesen sei, wenigstens Jener, welche den südlichen Theil der Insel bewohnten.
Auf Seite 595 (110, tom. 1) heisst es nämlicli: „Die so festgestellte Thatsache der Abneigung
gegen den Handel, von undenklichen Zeiten her durch die südlichen Singhal
e s e n an den Tag gelegt, und ihres Wunsches, dem Verkehr mit Fremden, welche an ihre
Küsten zu handeln kommen, zu entrinnen, dient dazu, die auffallende Dürftigkeit von Information
hinsichtlich des Inneren der Lisel zu erklären, welche in den Schriften der
Araber und Perser zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert zu Tage tritt." Diese Ansicht
von Tennent, dass in früherer Zeit die Singhalesen den Handel mit fremden Nationen in
derselben geheimen Weise betrieben hätten, wie dies seit dem 17. Jahrhundert als Eigenthümlichkeit
der Weddas beschrieben wird, ist von Virchow (115, pag. 9, Anmerkung)
acceptiert worden. Indessen hat die Meinung, dass die Singhalesen vor zweitausend, ja
nach Tennenfs Berechnung noch vor c. tausend Jahren, eine Art Tauschhandel getrielien
hätten, wie wir ihn vor zweihundert Jahren nach Knox nur noch von der „wilderen
Sorte" der Weddas ausgeübt finden, von vornherein schon deshalb wenig Wahrscheinlichkeit
für sich, weil aus aUen vorhandenen Berichten, in erster Linie aus dem Mahawansa
und ferner aus den bedeutenden Bauresteu alter Städte, wie Widjitapura, Anuradhapura und
ihren gewaltigen und mit Sculpturen reich verzierten Dagobas hervorgeht, dass schon zur
Zeit von Christi Geburt die singhalesische Cultur der jetzigen sehr ähnlich gewesen sein
muss; ja von manchen Autoren wurde sie selbst, wenn auch vielleicht mit Unrecht, für
noch höher gehalten, als die heutige. Ferner stammt aus denr zweiten Jahrhundert die
relativ auffaUend genaue Karte Ceylon's von Ptolemäus, dessen Informanten notliwendig
directen und ungehinderten Verkehr mit den Singhalesen gehabt haben müssen. Weiter
fällt ungefähr in das Jahr 500 nach Christus, also noch mitten in die Zeit, in dei' nach
T e n n e n f s Ansicht von den Singhalesen Geheimhandel mit fremden Nationen getrieben
wui'de, der von Cosmas Indicopleustes uns überlieferte Bericht des Sopater, in welchem
es unter Anderem heisst (siehe Tennent 110, tom. 1, pag. 569); „Da die Lage der Insel
central ist, so laufen sie Schiffe von allen Theilen von Indien, Persien und Aethiopien an, und
gleicher Weise werden viele von ihr ausgesandt." Ein geordneter Mandel mit anderen
Nationen war damals also schon äusserst lebhaft entwickelt.
Betrachten wir nun den Bericht des P l inius , welchor den geheimen Tauschhand(d
der Singhalesen darthun soU. Derselbe ist leider in vielen Punkten sehr duidcel; doch
lässt sich ihm mit Sicherheit Folgendes entnehmen (86, lib. VI, cap. 22 [24]): Der König
von Ceylon wanderte sich ausserordentlich über den Umstand, dass die; römischen Münzen,
welche ihm zu Händen kamen, alle das gleiche Gewicht besassen, obwohl sie doch, wic^
die verschiedenen Porträts darauf bewiesen, von verschiedenen Künstlern hergestellt worden
waren. Dies war vornehmUch der Grund, weshalb er vier Gesandte nach Rom zum Kaiser
Claudius schickte, von denen der Vorgesetzte Rachia hiess.
Schon aus dieser Einleitung lässt sich ein Schluss auf die Höhe der damaligen
singhalesischen Cultur ziehen. Es waren offenbar, wie auch aus Stellen des Mahawansa,
Radjaratnakari und Radjawali hervorgeht (Tennent, tom. 1, pag. 460, Anmerkung) schon
damals in Ceylon Münzen geprägt worden, es wurde also bereits Geld als Handelsmittel
gebraucht: nur schien die Herstellung von Münzen exact gleichen Gewichtes, das heisst
also wohl genau gleicher Legierung bei gegebener Grösse, zwar wohl ein imd demselben,
nicht aber verschiedenen Meistern zu gelingen, welche gegenseitig von ihrem Verfahren
keine Kenntniss hatten. Nun waren offenbar genau gleichwerthige und im Werthe durcli
alle Zeit stabil bleibende Münzen ein so dringendes Bedürfniss geworden, dass, die Herstellung
solcher von den Römern zu erfahren, dem singhalesischen König einer besonderen
Gesandtschaft werth schien.
R a c h i a machte nun in Rom einige Mittheilungen über sein Vaterland und gab
unt(>r Anderem an, dass jenseits der hemodischen Berge die Serae lebten, welche auch durch
ihre Art zu hanflein bekannt seien. Diese überträfen an Grösse gewöhnliche Menschen,
hätten rötlüiche Haare, blaue Augen, rauhen Schall der Stimme und keinen Verkelir der
Sprache (nullo conunercio lingnae, wold so viel als: ohne Sprache). Das Uebrige, fügt
P l i n i u s bei. sei dasselbe, was auch die römischen Kaufieute berichteten (cetera eadem,
(juae nostri negotiatores): di(- Serae legten nämlich die Waaren, welche sie verkaufen
wollten, am Ufer eines Flusses nieder; die Kaufleute setzten hierauf über den Fluss (es ist
vom ..jenseitigen Ufer- die Rede), nähmen das Daliegende in Empfang und legten dasjenige
an die Stelle, was sie im Tausidi dagegen geben wollten. Die Serae holten alsdann die
von den Verkäufern niedergelegte Waare weg, falls ihnen der Tausch recht sei. Dies ist
zwar nicht die genaue Uebersetzung, wohl aber der Sinn der Stelle.
Es hand(dt sich also hier um einen Volksstamm mit dem Namen Serae, welchen
R a c h i a selbst nicht gesehen hat, sondern von dem er, wie er angiebt, durch seinen Vater
erfuhr, welcher in jene Gegend gereist war. Tennent dagegen schreibt (tom. 1, pag. 595);
„Die (iesandten constatierten in Rom, dass es die Sitte des Volkes ihres Landes sei, bei der
Aiikunft von Fi'emden au die andere. Seite eines Flusses zu gehen u. s. w." Wir möchten
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