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8. Die Frontalcnrvcn. Zur Uewiniiuiig der Frontal- oder Qiiersclinittsc
u r v c i i wurden, während der Seluldel wiederum in die Frankfurter Horizontale eingestellt
war, mit dem Paralltdographen, von der Mitte des linken ol.teren Ohrrandes ausgehend, einige
Punkte der auf die Basaleurve senkrechten Frontal- oder (¿uerebene auf dem Sehädel markiert.
Hierauf wurde der Schädel so auf dem Messtisch mit Wachs befestigt, dass er mit der
liintorhauptspartie aufruhte urul so orientiert, dass die angemerkten Punkte der Querebene in
eine Horizontale zu liegen kamen. Hierauf wurde die sogenannte Ohr f rontal e aufgezeichnet
Wie erwähnt, wählten wir zum Ausgang den linken Ohrpunkt; in einigen Füllen,
weini der Schädel annähernd symmetrisch gebaut war, wurde auf der anderen Seite auch
der rechte Ohrpunkt von der Curve erreicht; in den meisten dagegen trifft die zur Basalcurve
und zur Mediansagittale zugleich senkrecht stehende Frontalcurve die rechte ührüffnung
um ein kleines vor oder hinter dem früher bestimmten Ohrpunkt, das heisst dem
seidirecht über der Mitte der Ohröffnung liegenden Punkte des oberen Bandes des knücliernen
Geliürganges.
Die Ohrfrontal e haben wir stets mit brauner Farbe bezeichnet (siehe das Orientierungsbild.
pag. 183 und z. B. Fig. 125. Taf. BXIV).
Um weitere Frontalel>enen zn erhalten, maassen wdr vom Scheitel der Olrrfrontalc
bei der eben genannten SteUnng des Schädels die senkrechte Entfernung nach dem vordersten
und dem hintersten Punkte der Schädelkapsel, hall)ierteu die beiden Distanzcu
und erhielten so die Lage für zwei weitere Querebenen. Die vordere, in der Mitte zwisclieii
der Ohrfrontale und dem vordersten Punkte der Glabella gelegene, nannten wir die vordere
F r o n t a l e l j e n e , die andere, in der Mitte zwischen der Olnfrontale und dem. hintersten
F'unkte des Occiput gelegene, die hintere F'rontalebene. Die erstere wurde überall
r o t h . die letztere blau gehalten (siehe das Orientierungsbild p. 183 und auf den Tafeln
z. B. Fig. 125, Taf. LXIV). Auf den Frontalcurven-Bildern bedeutet die braune Horizontallinie
a—a die Frankfurter Orientierungsebene, die verticale c—c die mediane Sagittalebene
des Schädels.
Auf diese Weise halien wir drei zu einander senkrechte Curvensysteme geschaffen,
ein horizontales, ein sagittales und ein frontales, mit iiilfe derer der Aufbau einer
Schädelkapsel, wie uns sclieint, ganz klar eingesehen werden kann. Die Lage dieser cb'i
Systeme zu einander wird durch den Holzsclinitt (pag. 183) deutlich genug erläutert, so
dass wir ohne weitere Worte darauf verweisen können.
Von einer grossen Menge angefertigter Schädcdcurven koiniten wir natürlich nur
eine bescliränkte Anzahl wiedergeben, um niclit unseren Atlas allzuselii- anschwellen zn
lassen. Von drei unserer Ansicht nach typischen mäiinliclien und einem weiblichen Wedcla-
Schädel haben wir alle drei Curvensysteme i'cproduciert, von einem vierten Marnie nur die
Horizontalcurven. Darm wurden Curven von zwei männlichen Furopäer-Schädeln, fei'nei' vom
panse, Orang mid Hylobates wiedergegehen. Melirere Tafdn wiu'dei) darauf verwandt.
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die Curven von Durchschnitts-Europäern, vonWeddas und vom Schimpanse mit einander zu
vergleichen, um das phylogenetische Waclisthum des Schädels, wie wii- es uennen möchten,
zu studieren.
Die bildliehe Darstellung der Sehädel.
(Toll'. XLVIH—L-XIII mul Tat. LXXVIII.)
Einen grossen Theil unserer Arbeit haben wir auf die bildliche Daj'st(dlung der
Scliiidel verwandt, indem es nns darauf ardíam, möglichst naturgetreue Wiedergaheii zu
sihaffen. um dem For-scher zuvei'lässiges A'ergleichsmaterial an die Hand zu gelien. Die
häufig angewandte iieproductiou der Sidiädel iu einfachen ünuissliiden, die nach geouietrisclier
Methode mit Hilfe eines Apparates, wie z. B. dos von Lucae construiei'ten,
anfgenormnen werden, schien uns den Charakter eines Schädels rntdit genügeird wiederzugeben.
Auch sind solclie, dem Namen nach .,geometrisc]ur', Bilder sehr oft durchaus
uirlrt fehlerfrei, wie uns häuhge Conti'olle der von verschiederren Autoren gegebeiren Abl)
ildiüigerr rrrit Hilfe der den Tafebi l)eigefügteu Maasstabellen lelirte. Es ist dies ül)r'igens
aucli rriclit anders zu erwarten, \verni man arr die unendlichi rohe Schädel-Einstellungsmetliode
des Lucae'schen Appar-ates und an die Augen ermüdende Art der Zeichnung mit
diesem lirstnunente sich erirniert.
Noch willküi lieber wird die Sache. Avenn der Zeichner den Schädel körperlich ausfiiUi't.
denn sellist Irei grösster (Tcwissenliaftigkeit, ja sf)gar, werrrr photogr'apliische Vorlagen
deiu Zeichner zur Verfügung stehen, wird es nicht zu vermeiden seirr. dass durch die Schattieratrg
einzelrre Partieeir mehr, als sie sollten, vortreterr oder zurückbleiberr. Es ist aucli nicht
zu verkennen, dass, wenn viele Tafehr herzrrstellen sind, der Zeichner sehr häufig in eine
gewisse Jlanier verfällt, welche allerr seinerr Bildern einen genieirrsanren Charakter verleiht.
AVir stellten uns daher' die Aufgabe, die Photographie zir Hilfe zu nehmen und
eine Methode zu sucherr, woduridi die nach geometrisch optischerr Gesetzen nothwendig
mit der Photographie verbunderren Verzerrungerr auf ein zu vernachlässigendes Mirrirnum
lierabgedrückt werden könnten. Zur Pu-production der gewonnerren Bilder haben wir, um
diesellren in keirrer Weise zu veräirdenr. Heliogravüre (Kupferdruck) angewandt.
Zuerst versuchten wdr directo photographische Airfnahme der Schädel in halber
natürliclrcM' Grösse mittelst einer Linse voir starker Brennweite urrd Avählten hiezu Aplanat
A. Ni'. 5, von E. Suter irr Lasel, mit einenr Durclirrresser von 81 rrnir und einer Brenn-weite
vou LöO mm.
Das llesultat war aber sehr' urd>efriedigend. Werrn wir bei der Aufnahme des
iSciiüdels von vorrre ilie Entfernurrg so wählten, dass seirrc hintere Partie, also tlie Gegend
'li'i-l'arretalliöcker, sich genau iu halber rratürlichei'Grösse darstellte, so wurde das Gesiclrt
IU der Augengegend (hu'clischnittlich lun rrahezu 3 mm zu breit, und urngekehrt erschien,
weiui wir das Gesicht gerrau in halbe Grosse ehrstellten, dre Pavietalpartie des Schächds
Grösse zu schmal. Da, wie gesagt, unsere Bilder in halber natürlicher Grosse
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