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innen Zauber tödten wollen.) Er antwortete: „ ,Jch weiss nichts von diesen Dingen; aber
Leute aus anderen Gvegcnden wissen sie, und icli fürchte mich, weil diese Leute mir
scliaden können."" üeber einen älteren Begleiter dieses Wedda, welcher im Verhör zugegen
wai', berichtete eine singhalesische Zeitring (ebenfalls in Lamproy' s Aufsatz abgedruckt):
„hn Verhör wurde er gefragt: Wer gab dir das Leben? Er antwortete: Er wüsste
es nicht. Auf die Frage: Wer war Buddha? sagte er, dass er ihn nie sah."
Nach Baker sind die Weddas olnie Pieligion; ebenso nach Binning, welchem
Autor zufolge sie keine Kenntniss von einem höchsten Wesen haben. Nicht anders
T e n n e n t , welcher angiebt, sie wüssten weder etwas von einem Gott, noch von einem
zukünftigen Leben; es felrlt ihnen, wie er sich ausdrückt, „der Gottesverehrungsiustinct".
Inr Nilgaladistrict fand Bailey einen vagen Glauben an ein Heer undefinierbarer Geistereher
guten Charakters; jeder Fels, Baum, Wald, Berg, Alles in der Natin' habe seinen
Genius loci, aber phantomartig. Weiter fährt Bailey, nachdem er die von ihm im Nilgaladistrict
nachgewiesene, unten zu behandelnde Manenverehrung liesprochen hatte, folgendermaassen
fort (6, pag. 302): ..Sie haben keine Keinitniss von einem höchsten Wesen: „.,Ist
(>s auf einem Felsen? Auf einem Termitenhügel? Auf einem Banm? Ich sah nie einen
Gott"", war die einzige Antwort, die ich auf wiederholte Fragen erhielt."
Diese Antwort: „Ich sah den Gott nie," deckt sich mit derjenigen, welche der in
Kandy über Buddlia Befragte gab: ..Ich sah Buddha nie." Dem Naturwedda ist also eine
etwaige Pflicht, die Existenz irgend eines Wesens, das er nicht zu sehen bekommt, glauben
zu nrüssen. unverständlich.
So wi(> die Weddas Schritt für Schritt die technischen Erzeugnisse der sie umgebenden
Culturvölker sich aneignen, ein Process, welcher arr der Peripherie beginnt und allmälig
gegen das Centrum fortschreitet, wie sie also die Hütte, die Kleidung, den Ackerbau
u. s. w. der umgebendeir Cultur-Inder allmälig in sich aufnehmen und so zuerst zu
Culturweddas, alsdamr durch Blutmischung mit den höhercui Formen schliesslich vollständig
tamilisiert oder singhalisiert werden. (>benso verhalten sie sieli gegenüber den religiösen Vorstellungen
d(n- sie umgebenden und in ihr Gebiet langsam eindringenden Culturvölker. Wie
sie neue Werkzeuge annehmen, so ergreifen sie neue Ideen; sie verhalten sich zu den sie
umgebenden Culturvolkern etwa wie ein Stück farbbarer Sulistanz, welches man in die
färbende Flüssigkeit hineintaucht; letztere tingiert zuerst die Oberfläche und dringt dann
nur allmälig und an verschiedenen Stellen in verschiedenem Maasse gegen, die Mitte des zu
färbenden Gegenstandes vor. An diesen, wie uns .scheint, doch so ausserordentlich nalieliegiMiden
Umstand hat sich Keine)' der zahlreichen Autoren erinnert, welche über die Religion,
der Weddas geschrieben haben, und so kommt es, dass wir oft in den Berichten über di(>-
selben uirgiaubliche Widersprüche nebeneinander finden, ja, dass uns brahrnarusche
oder gar buddhistische Vorstellungen als Weddareligion vorgetragen werden. Eine natürliche
Folge davon, dass die Autoreii dieser religiösen Einwirkung der Aussenvölker auf
die Weddas sich nicht bewusst geworden sind, ist der sehr beklagenswerthe Umstand,
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dass sie den Ort, wo sie ihre Informationen einholten, mit ganz seltenen Ausnahmen, n.iclit
näher bezeichnet haben. So sind wir in vielen Fällen auf Combinationen. angewiesen, um
uns im Chaos der diesbezüglichen Literaturangabeir zurechtzufinden.
Wir schicken uns denn nnji an, die Angaben der einzelnen Autoren zu analysieren
und dieselben nach unseren dürftigen Kenntnissen von der indischen Theologie zu erklilren.,
ein Versuch, an welchen wir nicht] ganz ohne Widerstreben herantreten; nach einiger
üeberlegung indessen mussten wir uns doch sagen, dass dies der einzige Weg sei, um den.
Wall von Iiind<n-nissen aus dem Wege zu räumen, welcher einer klaren Erkenntniss der
transcendentalen. Vorstellungen der Naturweddas (uitgegensteht. Eint]teilungen des Materials
nach liestinimten Gesichtspunkten konnten wir nicht durchführen, und so gehen wir einen
Autor nach dem Andern in historischer Eeihenfolge durch.
van Goens berichtet: Sie umgeben die Pagodenbäume oder Bogahas (Ficus religiosa)
mit einem steinernen Fuss.
Dies ist singhalesisch-buddhistischer Gebrauch; die Bogaha war Buddha heilig; die
Angab(^ ist auf buddhisierte Culturweddas zu beziehen.
Nach Valentyn opfern sie Buddha in Krankheitsfällen ein paar rothe Hähne unter
einer Bogaha u. s. w.
Dies ist ebenfalls singhalesische Sitte; das Opfern von rothen Hähneii spielt eine
grosse Rolle l)ei den Singhalesen.
Knox sagt von seinen wilden Weddas, sie brächten Opfer unter Bäumen und
tanzten darum.
Das Opferbringen ist wohl indischer Manencultus gemäss dem Gesetzbuche (siehe
unten); über den Tanz handeln wir im folgenden Abschnitte.
Für unsere Auffassung der Knox'schen Stelle spricht die Angabe von Percival.
derzufolge die Weddas Gottheiten Imben, welche den Dämonen der Singhalesen entsprechen;
dass sie gewisse Feste lieobachten, an denen man Speisen am Fusse eines Baumes nied(>rlege
und um welche man tanze. Der alte Culturwedda Sella von Mudagala berichtete uns
ganz dasselbe, indem er. wie erwähnt (Seite 498), uns sagte, dass sie alle Jahre zur
Zeit eines Vollmondes auf der Begräbnissstätte zu Ehren ihrer Verstorbenen eine Mahlzeit
hielten und tanzten. Wir haben es hier in diesen drei zusammenstimmende}! Angaben
mit einem singhalesichen Brauche zu thun, und zwar mit dem grossen Feste der
Singhalesen. der Perahera, welche alle Jahre im Juni oder Juli gefeiert wird und vom Neumond
bis zum VoUmond dauert (Knox, 55, pag. 78). Zu dieser Zeit tanzen und singen die
Singhalesen zu Eliren der Dämonen, nach Knox (pag. 80) der Yakas oder höllischen Geister.
Cordiner hatte ofi'enbar tamilisierte Küstenweddas vor sich; denn es ist ihm zufolge
die Religion der Weddas der der Brahmanen ähnlich.
Nach Davy glauben die Weddas an böse Geister und bringen ihnen Opfer, wenn
sie krank oder in grossem Unglück sind.