der vier iniiiiiilichca Wcdda-Schädel dargestellt, welehe auf den Tafeln XLVIII, XLIX, L
lind 1,1. Fig. US, abgebildet sind.
Man erinnert sich aus dem früher (pp. 183 und 184) gesagten, dass die braunp
Curve der Frankfinier llorizontalobene entspricht (Basalcurvc), die rothe oder Augenmitteiihorizontale
iln' parallel durch die Mitte der Augenhöhe, die blaue oder tilabellarhorizontalc
durch den oberen Augenrand und die grline oder Scheitelhorizoiitale durch die Mitte der
scnkrccliten Distanz zwischen der letzteren und dem höchsten Punkt des Schädels geführt
worden sind. Sie wurden so ineinander gelegt, dass die Ohrebene b—b und die Mediansagittale
c—c der ^ier Curven übereinstimmen.
Auf den genannten Curvenbildern fallen zunächst die Länge und relative Scliinallieit
dieser Schädel auf, und ferner erkennt man bald, dass in den Seitentheilon dci
Schädels, nanrentlich in der Region hinter der Ohrebene b—b, die Curven verschiedener
Farbe nahe zusammenrücken, und dass dort die rothe und blaue Curve nur wenig, in
einzelnen Fällen gar nicht ül)er die braune ßasalhorizontale ausgreifen. Es bedeutet dies
einen sehr stcüen Aufbau der seitlichen Schädelwände, und wenn man die auf den Tafeln
XijVIIl. XLIX, L und LI, Fig. 98. dargestellten Schädel nun vergleicht, so erkennt man
in der That, dass die langen und schmalen Schädel sehr steil aufstreben. Es ist dies für
den ächten Wedda-Mann, wie wir gleich bemerken wollen, charakteristisch und verliert
sich erst durch Mischung mit höheren Elementen.
Den steilen Aufbau der Schädelseitenwände erkennt man besonders deutlich au
den Frontalcurven (Taff. LXIV, Fig. 125, LXVL Fig. 129, LXVII, Fig. 131). Es sei
hier wiederholt (vergl. p. 186), dass die braune Frontalcni've die Ohrquerebene bedeutet, dass
die i'othe durch die Mitte des Abstaudes vom Scheitel <ler letzteren zum entferntesten vorderen.
die blaue durch die iMitte der Strecke von derselben Stelle zum entferntesten lurrtereii
Punkte der Schädelcapsel gelegt wurde. Namentlich an der Ohrfrontale und der blauen,
hinteren Querebene kann man den fast senkrechten Aufbau des Hirnschädels über der Frankfurter
Horizontalebene, deren Lage durch die Linie a—a liezeichnet ist, erkennen, während
die rothe, vordere Frontale in Folge des starken Einsinkens der Scliläfenpartie in derPegioii
des grossen Keilbeinflügels nach der Basalebene hin sich stark verschmälert. Zum steilen
Aufstreben der Seiteuwände kommt eine schwache Wölbung der ol)eren Schädelregion
hinzu, wodurch der Schädelquerschnitt eine leicht dachförmige oder pentagonale Form
erhält.
Von drei Wedda-Männerschädeln sind auch die Sagittalcurvcn wiedergegeben
worden (Taff. LXIY, Fig. 124, LXVI, Fig. 128, LXVII, Fig. 130). Die braujie bedeutet,
wie oben (p. 185) gesagt, die Mediansagittale, die rothe eine ihr parallele, durch die Mitte
der ebneren Augenlichtung und endlich die blaue eine dritte, durch den äusseren Augenraml
gelegte Sagittalebene. Zunächst sei hiei- nur auf den raschen Abfall der beiden letzteren
Curven von der medianen aufmerksam gemacht; es ist dies eine Folge der schwachen Auswölbung
des Schädeldaches, die wir an den Frontalcurven beobachtet haben.
Sehr viel lehrreicher werden alle diese Curven, wenn sie mit solchen von europäischen
Schädeln verglichen werden. Da der Wedda-Schädel stark dolichocephal ist, so
wählen wir zum Vergleich zunächst auch eiuon dolichocephalei^ Europäer und zwar natiirlirli
einen von mittlerer Capacität, der in seiner Grösse dem Durchschnittsmaasse mittelund
nordeiu'opäischer Schädel entspricht; im weiteren Verlauf der Arljeit werden wir dann
auch eiuen Kurzkopf beizieheu.
Dui'cli die Freundlichkeit von Herrn Prof. Kolhhann erhielten wir einen deutschen
Dolichocephalen aus der Basler Sannidung mit dem Längenlireiten-lndex 68. Es dürfte
dies in seiner Niediigkeit bei deutschen Scliädeln kein häufiges Maass sein; indessen war
der betreffende Schädel durchaus normal, ohne eine Spur frühzeitiger Nahtverwacirsungen
oder sonstiger pathologischer Merkmale. Uns wai' dieser stark dolichocéphale Schädel sehr
willkcnmnen, weil die vier männlichen Wedda-Schädel, deren Curven wir dargestellt haben,
sehr verwandte Indexzahlen aufweisen : 64.9, 68.5, 68.7. 69.8, so dass diese Schädel in ihrer
Fonn strenge vergleichbar sind. Die Capacität unseres Europäers betrug ca. 1480 ccm
— ganz exact war sie wegen grober Durchsägung des Schädels lücht bestimmbar. Die
nord- und mitteleuropäische männliche Durchschnittscapacität mag etwa bei 1500 liegen,
so flass also der zum Vergleich mit den Weddas herangezogene Schädel diesei- Mittelgrösse
nahe steht.
Auf Taf. LXXI, Fig. 138, sind die Horizontalcnrven dieses Schädels dargestellt.
Auf den ersten Blick scheint der Unterschied von den Wedda-Horizontalen nicht bedeutend
zu sein, da die allgemeine Form in beiden Fällen in Folge des annähernd gleichen Längenbroiten
Iiidex eine ähnliche ist. Genaueres Zusehen lehrt indessen bald, dass der Wedda-
Schädel nicht etwa einfach eni verkleinerter europäischer ist, sondern eine Reihe von
eigenen Bauverhältnisseu besitzt.
Vergleichen wir zum Beispiel die europäischen Horizontalcnrven mit denen des
Wodda-Schädels der Figur 132. Taf. LXVIH, welclier genau die gleichen Verhältnisse von
Länge und Breite aufweist ^ sein Index ist 68.5, der des Europäers, wie erwähnt, 68 —.
so Sicht mau sofort, dass beim Wedda der vor der Ohrquereljene b—b gelegene Schädeldied
relativ bedeutend länger ist als beim Europäer, bei welchem die hinter der Ohrebene
liegende Partie unmässig dominiert. Wenn man auf Figur 132 vom Schneidepunkt der Ohrebene
b—b mit der Sagittallinic c—c nach vorne, zum entferntesten Punkte der Glabellarcurve
Inn misst, so erhält man 89 mm, beim Europäer nur 85, während, wenn man von
derselben Kreuzungsstello ausgehoul nach hinten, zunr fernsten Punkte des Hinterhauptes hin
ffiisst, (1er Europäer ndt III mm den Wedda, bei welchem dieselbe Strecke nur 94 mm
l'eträgt, erlieblicli übertrifft. Ganz ähnliche Zahlen erhält man, wenn man auch die
lionzontalcru-ven der anderen Weddas zum Vergleich heranzieht. Man braucht nur auf
die Lage der Linie d^d zu sehen, welche durch die Mitte zwischen den beiden in der
''Uigsnchtniig von einander am weitesten entfernten Punkten der Schädelcapsel gelegt ist.