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Beispiele von weiblichen Weddas, deaeri mit Ausnahme der Ohrduvchbohnmg, jeder
Schnmck abgeht, finden sich auf den Figuren 31, 32, 35, 86, 38. 39, 40a (Tah. XXIII)
nie Ohrdurchbohrnng selbst betrifft in den allermeisten Fällen nur da. Ohrlappchen;
sie wird mittelst eines Domes ausgeführt; nach Deschamps stammt dieser von
der Liane Tingol. ein im Kataloge von Trimen (111) sich nicht findender Name Bei
den Mumien, ,st das im Läppchen hergestellte Loch von kleinem, fast schüchternem Durchmesser
(siehe z. B. die Figuren 3, 4, 10 n, a. m.), und wird, wie schon hervorgehoben
in cler Regel wohl erst im Alter der Reife vorgenommen; nach Deschamps freilich im
dritten oder vierten Lebensjahre; doch bezieht sich seine Angabe auf die schon etwas
siHghahsierten Weddas von Wewatte im westlichen Bintennedistrict. Es sei jedoch erwähnt.
dass der von Lamprey (59) ausgeforschte Wedda, dessen Herkunft wir nicht
wissen, angab, das Loch in seinem Ohrläppchen habe ihm die Mutter mit einem zuaespitzten
Stückchen gebohrt, als er noch jung gewesen sei.
Sobald wir uns der Küste nähern, und damit den tamilischen Gebieten, wird der
Umtang des Ohrläppchcnloches ausgedehnter, indem die ursprünglich kleine Oeffnung durch
eingeschobene Holzstückchen erweitert wird (siehe z, B. die Figuren 24, 25, 26); zuweilen
zeigen nun auch schon Knaben die Ohrdurchbohrung (siehe Fio-ur 27), welche doch sonst
wie die Figuren 15 und 16 (Tafel X) darlegen, in den inneren Districten. wenigstens al^
liegel. sie nicht aufweisen.
Bei Frauen finden wir schon im Inneren die Ohrläppchendurchbohriing etwas grösser
fast roher hergestellt (siehe die Figuren 32, 34, 35, 39).
Aus dem Umstände, dass der Brauch immer markierter hervortritt, je mehr wir
uns den Tamilen nähern, schliessen wir, dass im Osten von Diesen her die Ohrdnrchbohrung
aut die Weddas übergegangen ist und sich schrittweise von der Küste nach dem
Iruieren verbreitete,, bis endlich auch die meisten Weddas der centralen Gebiete sie annahmen.
Dass die Ohrdurchbolirung wie in ganz Indien, so auch bei den Tamilen Ceylons
eine ausserordentliche Rolle als Schmuck spielt, zeigt ein Blick auf die Figuren der
iafeln XXVJl ff.
Viel weniger tritt uns dieser Gebrauch bei den Singhalesen entgegen wo die
Ohrdurclibohvung in der Regel von den Männern nicht, von den Frauen nur in sehr zarter
Weise vollzogen wird, so dass wu- hier ganz das europäische Verhältniss vorfinden. (Siehe
latel .V.WVn-XLIIL) Dies ist denn auch eine durch europäischen Einfiuss ]ierbeigef(dn-te
i^euerung: denn noch vor zweihundert Jahren verhielten sich die Singhalesen in diesem
hmkte ahnhch wie die Tamilen (Goonetilleke, 35. pag. 21). Nu,, niedere Kasteu der
M,ighalesen (Tafel XLIV) und die Rodiyas (Tafel XLV) bearbeiten ,hre Ohrm.isclieln noch
w,e die Tamilen. Wie diese Letzteren oft noch weiter gehen und auch andere Theile
der Ohrmuschel wie z. B. den Helix durchbohren, so findet man es selten a.ich schon bei
Wedda-Fra,ien (vergleiche z, B. Fig, 34 (Tafel XIX), und Fig. 41 (Tafel XXIII). wo die
Pe,ioration in sehr roher ,ind ungeschickter Art hergesteih, ist).
Wir können aus dem Gesagten schliessen, dass die Naturweddas, sowohl Männer,
als Frauen und Kinder, ursprünglich ohne jeden Sch,„nck waren u,id in ei,izel,,en seltenen
Fällen es noch heutzutage sind, dass jcdoch vo,i den Nachbarstämmen, weniger voi, den
Singhalesen. als von den TanLilen her, die Sclnnuckgcgenstände und damit die Ohribirchbohri,
ng in historischer Zeit angenon,mcn wurden. Der Schluss. welchen Virchow (115)
aus der ihm vorliegenden Litciratur zog, dass Liebe z,im Putz bei den Weddas gai- nicht
zur Entwicklung kom,ne, darf dem Gesagten zufolge wohl a,if diejenigen Crruppcn bezogen
werde],, welche mit den hölieren Stämmen noch seh,' wenig in Berühi'iing goko,nmcn sind,
also auf die ächte,, Naturweddas.
Die erste Verstümmelung des Körpers zum Zwecke des Schmuckes betrifft, wiii
uns die Weddas lehren, das Ohrläppchen, und uns an Europa erinnernd, werden wir gewahr,
dass diese auch die letzte ist; die Männer haben sie in den europäischen Culto,-
staaten a,ifgegeben; bei hundert daraufhin beobachteten Frauen in Berlin gewahrten wir
durchbohrte Ohrläppchen noch bei etwa vierzig Individuen. Die Verstümmelung des Gesichtes
zum Zwecke des Schmuckes vollführt also einen Kreislauf, welcher bei ilen niedersten
For,nen mit der Durchbohrung des Ohiiäppcliens begann, bei höheren die ganze Ohrmuschel,
ferner die Nase (vergleiche T'afel XXXV). die Lippen, die Zähne ergriff und bei
den höchsten endlich wieder zur liescheidenen Durchbolirung des Läppchens zurückkehrte,
bis möglicherweise auch diese wieder verloren werden wird und dann, wie es heute schon
bei vielen europäischen Individuen der Fall, der ursprüngliche Zustand wieder erreicht ist.
In dem Loche des Ohrläppchens werden A'on den Weddas alle ,nöglichen Dinge
getragen, so z. B. leere Patronenhülsen und Knöpfe (Hartshorne), Elfenbeinknöpfe (Bailey).
kleine Ringe aus Eisen oder Bronce (Anonymus 1823). Stückchen von Glasperlenschnüren
u. s. w.; so fanden wir alle Männer in Wewatte mit jenen Peiischnüren geschmückt,
welche sie von Herrn Descliamps vo,- ,inserer Ankunft eiiialten hatten (siehe Tafel XI
und XII). Ausserdem erwidint Descha,,,ps kleiner Zweigspitzchen, gerollter Blätter und
Strohhahne, was alles wohl nur als Ersatz für Besseres anz,isehen ist.
Aus dem Umstände, dass in den Ohrläppchen oft jeder Schmuck fehlt, schliesst
Deschamps, dass der Brauch der Ohrdurchbohrnng aus einer Zeit stamme, wo die Weddas
die Mittel hatten, den nöthigen Schmuck sich zu beschaffen, und dass sie deshalb einst
civilisierter gewesen seien. Wir können ih,n da,'in nicht beitreten, da wir. wie oben entwickelt,
in der Ohrdni'chbohrang ei,ien von den Culturnachbar,i übernommenen, in der
Entstehung liegriffenen Geln'auch sehe,, und nicht ei,ieu aus ursprünglich grösserer Höhe
he,'untergegangci,e,i; so erweihen sich die Weddas Alles, was ihnen als wirklicher Oh,--
schnn,ck dienen kann, wie Glasperlensclniüre. Kupferringe etc. von den civilisierten
Nacbba,-,, und sind nicht im Stande, dergleichen selber zu verfertigen. Indessen wollen
wi,- gerne zugeben, dass in früheren Zeiten diejenigen Weddas, welche mit Händlern in
B>eridirung ka,nen. wegen des damals viel reicheren Wildstandes in der Lage waren, durch
Tauschhandel ,,,it get,'ocknetem Fleisch, Häuten und Geweihen sich viel mehr Schmuck